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Alles rund um die Hundenase

Hunde haben einen guten Riecher. Dank ihrer Hochleistungsnase können sie Fährten über viele Kilometer aufnehmen, sie leisten aber beispielsweise auch als Lawinen- oder Drogenspürhunde grosse Dienste. Ebenso sind sie in der Lage, Krankheiten und Gefühle zu erschnüffeln. Wie funktioniert das?

Text — Karin Haenni Eichenberger

 

Etwas Theorie: Über die Nasenlöcher des Vierbeiners gelangen Geruchspartikel in die Nasenhöhle. Diese ist mit Drüsen ausgestattet, welche Feuchtigkeit abgeben. Eingeatmete Luft ist an sich schon bereits kühl und feucht und wird durch ebendiese Drüsen mit noch mehr Feuchtigkeit bedacht.

Die Feuchtigkeit dient letztlich dazu, dass die Geruchsmoleküle mit der Riechschleimhaut in Berührung kommen. Letztere überzieht wiederum die Nasenmuscheln und enthält die Riechzellen, welche dann die Geruchspartikel an das Hirn weitergeben. So weit, so gut.

 

BEGNADETE SCHNÜFFLER

Die Oberfläche von Bellos Riechschleimhaut verfügt, je nach Rasse, über eine Oberfläche von bis zu 200 Quadratzentimetern. Auch die Nasenlänge spielt beim Riechvermögen eine Rolle. So haben Tiere mit einer eher kurzen Nase eher weniger Riechschleimhäute, während Langnasige über einen wesentlich besseren Geruchssinn verfügen. Ebenso hat die Grösse des Vierbeiners einen Einfluss. Beispiel: Dackel und Schäferhunde haben zwar beide eine lange Nase. Allerdings ist die Riechschleimhaut des Schäfers fast doppelt so gross. Mit ein Grund, weshalb dieser gerne als Fährten- oder Drogenspürhund eingesetzt wird.

DIE EXPERTIN

Ingrid Blum *

FRÖHLICHE MANTRAILING STUNDEN BESUCHEN

Seine feine Nase ist für den Hund eines der wichtigsten Organe. Er hat auf seinem markanten Nasenschwamm das grösste «Fingerspitzengefühl». Der Nasenschwamm ist extrem tast-,temperatur- und schmerzempfindlich. Hunde können zwischen «einfachem» Atmen und der gezielten Duftstoffinhalation hin und her wechseln, indem sie den Luftstrom entweder mehr in Richtung Lunge zum Sauerstoffaustausch lenken oder hin zur Riechschleimhaut am Nasengrund zum Analysieren des Duftcocktails. Wer seinem Hund also besondere Freude bis ins hohe Alter verschaffen möchte, sollte mit ihm gut aufgebaute, fröhliche Mantrailing-Stunden besuchen. Diese Beschäftigung kann jeder Mensch mit jedem Hund rein zur gemeinsamen Freude erlernen und darüber staunen, welche unglaublichen Fähigkeiten sein Vierbeiner in sich trägt.

* Ingrid Blum ist Dipl. tierpsychologische Beraterin I.E.T., Dipl. Internationale Hundetrainerin nach Turid Rugaas mit Zusatz NF SKN/NHB – Hundeschule Fee, www.hundeschule-fee.ch

DER BESONDERE RIECHER

Es kommt hinzu: Hunde haben nämlich noch ein zusätzliches Riechorgan. Man nennt es das Jacobson-Organ. Es befindet sich am Gaumen hinter den Schneidezähnen. Damit nehmen sie Pheromone wahr. So sind Hunde in der Lage, einerseits den Gemütszustand ihres Menschen zu erkennen, anderseits auf läufige Hündinnen zu reagieren.

 

SUPERNASEN AUF SPURENSUCHE

Hundis Nase kann Gerüche über grosse Entfernungen verfolgen. Beispielsweise werden Mantrail-Hunde dahingehend ausgebildet, Spuren von Menschen zu verfolgen. Sehr hilfreich bei der Suche nach vermissten Personen. Hierbei reicht eine DNA-Probe aus, damit der Hund den Geruch festmachen kann. Somit kann er eine Spur über eine Distanz von bis zu zehn Kilometern aufnehmen und dieser ohne Umwege nachgehen. Speziell geschulte Hunde riechen sogar durch Materie hindurch. Will heissen, dass sie beispielsweise Geld erschnuppern, welches sich in einem Tresor oder einem sonstigen «sicheren»
Versteck befindet. Diese Fähigkeit macht es auch möglich, auf der Suche nach Menschen Gerüche bis zu drei Metern unter der Erde wahrzunehmen. Bei Schneedecken sind es bis zu acht Meter.

 

GEFÜHLIGE VIERBEINER

Tatsächlich, Hunde vermögen auch menschliche Gefühle zuzuordnen. Das passiert nicht nur durch Blickkontakt. Mehr noch durch die Nase. Hier interagiert das Geruchsorgan intensiv mit dem Gehirn. Menschen nutzen etwa ein Prozent ihrer Gehirnkapazität zur Wahrnehmung von Gerüchen, bei Hunden sind es deren zehn. Menschen strömen je nach Gefühlslage unterschiedliche Düfte aus. Anders formuliert: Angst, Wut oder Traurigsein beispielsweise drücken sich geruchstechnisch anders aus. Das riecht der Hund und erkennt, wie sich Herrchen und Frauchen gerade so fühlen.

Diverse Hunderassen werden aufgrund ihres Riechvermögens unter anderem gar als Diabetiker- oder Epilepsiewarnhunde sehr geschätzt.

CHECKLISTE

DIE HUNDENASE AUF EINEN BLICK

  • Bis zu 300 Millionen Riechzellen besitzen Hunde. Das sind bis zu 60 Mal mehr Riechzellen als der Mensch.
  • Als Nachfahre des Wolfs kann ein Hund mögliche Beutetiere auch noch in rund drei Kilometern Entfernung wahrnehmen.
  • Die Riechschleimhaut einer Pelznase umfasst rund 200 m2. Also etwa das Zehnfache derjenigen des Menschen.
  • Das Riechvermögen des Hundes reicht bis weit unter die Erdoberfläche: ca. acht Meter in geschlossene Schneedecken und mehr als drei Meter in das Erdreich natürlicher Böden hinein.

FEUCHTE NASE, GESUNDE NASE?

Landläufig ist man der Meinung, dass ein gesunder Hund über eine feuchte Nase verfügen muss. Das ist nicht zwingend der Fall. Auch ein gesunder Hund hat manchmal ein trockenes Näschen. Unter anderem bei hohen Temperaturen mit niedriger Luftfeuchtigkeit, bei grosser körperlicher Belastung, bei sehr trockener Raumluft, bei zu langer und intensiver Sonneneinstrahlung. Behalten Sie das Riechorgan Ihres Hundes trotzdem gut im Auge. Hat er häufig eine trockene Nase, wechselt die Nasenfarbe, fliessen Nasensekrete aus, stellt man Nasenbluten oder eine eingerissene Nasenhaut fest, entsteht Krustenbildung auf der Nasenoberfläche? Dann unbedingt den Tierarzt kontaktieren.

 

DIE RIECHFÄHIGKEIT LÄSST NACH

Wenn die Riechfähigkeit nachlässt, was bei älteren Semestern keine Seltenheit ist, kann der Hund möglicherweise depressiv werden. Allerdings kann man da etwas Gegensteuer geben. Lassen Sie ihm beim Spazierengehen genügend Zeit, um in der Umgebung rumzuschnüffeln. Auch Futtersuchspiele können helfen, das faszinierende Riechorgan auf Trab zu halten.

 

WEITERE INFOS

Weitere Informationen finden Sie hier:
Schweizer Hundemagazin: Hochleistungsorgan Nase
Tophundeschule: Die Nase des Hundes