Mein eigener Strom

Photovoltaik-Anlagen für Einfamilienhäuser sind mittlerweile ausgereift, selbst die Stromspeicherung funktioniert gut. Solarstrom selbst zu erzeugen, kann sich daher durchaus lohnen.

Text — Raphael Hegglin

 

EIGENVERBRAUCHSOPTIMIERUNG

Als der Bund die KEV – die Kostendeckende Einspeisevergütung – für Kleinanlagen abschaffte, befürchteten viele das Aus von Photovoltaik-Anlagen an Einfamilienhäusern. Denn die Abnahmepreise der Stromkonzerne sind so tief, dass sich der Verkauf von Solarstrom aus Kleinanlagen kaum lohnt.

Wenige Jahre später hat sich das Blatt für kleine Anlagen zum Guten gewendet. Dies vor allem dank technologischem Fortschritt: Statt den Strom wie früher zu verkaufen, verbrauchen ihn die Hausbesitzer heute einfach selber. Grundvoraussetzung dafür ist eine Eigenverbrauchsoptimierung: Geräte – zum Beispiel Waschmaschinen oder Wärmepumpen – laufen tagsüber, wenn die Sonne Strom liefert, und nicht wie früher mit billigem Nachtstrom. Dass Strom dann zu jeder Zeit in ausreichender Menge verfügbar ist, ermöglichen Batteriespeicher. Hausbesitzer, die heute auf Photovoltaik setzen, können mittels Eigenverbrauchsoptimierung und Batterienspeicher nicht nur autark oder teilautark leben, sie sparen dabei sogar Geld.

Foto: arsdigital/AdobeStock.com

Solarstrom lässt sich sowohl für den Haushalt wie auch für die Mobilität nutzen. Die Kombination ermöglicht es, den produzierten Strom grösstenteils selbst zu verbrauchen.

SPEICHERN UND SELBST VERBRAUCHEN

Batteriespeichersysteme sind sinnvoll, da in Einfamilienhäusern tagsüber – wenn die Bewohner nicht
zu Hause sind – überschüssiger Strom anfällt. Abends und nachts fehlt wiederum Solarstrom. Bisher haben Hausbesitzer den tagsüber anfallenden Mehrertrag ins Netz eingespeist. Doch ist das bei den heutigen Preisen kaum lohnend (siehe Infokasten: Das Finanzielle im Überblick). Batteriespeichersysteme für Einfamilienhäuser und kleinere Mehrfamilienhäuser sind nun von zahlreichen Herstellern erhältlich. In der Schweiz setzen sie sich erst allmählich durch, in Deutschland sind sie bereits Standard.
 

Foto: E3/DC GmbH
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Mit Batteriespeichersystemen lässt sich der überschüssige Solarstrom speichern und später verbrauchen.

Soll die Photovoltaik-Anlage möglichst wirtschaftlich sein, dann müssen alle Komponenten gut aufeinander abgestimmt sein. Der Batteriespeicher muss zwar möglichst viel vom produzierten Strom aufnehmen, seine Dimensionierung richtet sich jedoch nicht nach dem Maximalerertrag – sondern nach dem Preisoptimum. Maximale Ladekapazität ist nur für Personen wichtig, die möglichst autark leben möchten. Sie müssen in ein System mit höherer Speicherkapazität investieren, um jederzeit den gesamten Solarstrom abspeichern zu können.

Foto: E3/DC GmbH

TIPP

AUCH WÄRME LÄSST SICH NUTZEN

Die Kraft der Sonne erwärmt auch Wasser. Dazu sind Sonnenkollektoren notwendig. Sie lassen sich mit anderen Wärmeerzeugern – zum Beispiel einer Wärmepumpe oder einer Ölheizung – kombinieren. Das durch die Sonne erwärmte Wasser kann als Warmwasser genutzt werden, es lässt sich aber auch für die Heizung nutzen – diese muss dadurch weniger arbeiten und verbraucht dementsprechend weniger Energie. Fast alle Kantone und viele Gemeinden unterstützen die Solarwärme und bezahlen Förderbeiträge, zudem erlauben sie Steuerabzüge.

Tipp: Achten Sie bei Anlagen und Installationen auf die validierte Leistungsgarantie VLG von Swissolar. Diese garantiert, dass sich Planung, Montage und Betrieb einer Solarwärmeanlagen auf dem neusten Stand der Technik befinden. www.swissolar.ch

VIER FRANKEN FÜR 100 KILOMETER

Die Kombination Elektrofahrzeug und eigene Photovoltaikanlage wird für Hausbesitzer ebenfalls immer interessanter. Beide Technologien sind heute schon ausgereift, und die Idee, das Auto mit selbst produziertem Strom zu betreiben, ist sowohl ökologisch als auch finanziell interessant. Denn Elektroautomobilisten fahren ohnehin schon günstig: Drei bis vier Franken kostet sie der Strom, um 100 Kilometer zu fahren. Kommt der Strom aus der eigenen Photovoltaik-Anlage, wird die Fahrt noch günstiger.

Allerdings: Wer sein Fahrzeug regelmässig den ganzen Tag über nutzt, der kann den entstehenden Strom nicht direkt im Fahrzeug abspeichern, braucht also ein zusätzliches Batteriespeichersystem. Wessen Auto jedoch oft tagsüber vor dem Haus steht – wer dieses also nur für gelegentliche Fahrten nutzt – kann die Kombination Photovoltaik-Anlage und Elektrofahrzeug voll ausnutzen und muss nicht in zusätzliche Speicher investieren.

DER EXPERTE

David Stickelberger
Geschäftsleiter
Swissolar

«PHOTOVOLTAIK-ANLAGEN SIND EINE LOHNENDE INVESTITION»

Bewilligungen für Photovoltaik-Kleinanlagen sind heute viel einfacher zu bekommen als noch vor zehn Jahren. Wenn sich ein Einfamilienhaus nicht in einer Schutzzone befindet, dann genügt für eine Dachanlage üblicherweise das Meldeverfahren. Dazu reicht man die Projektangaben bei der Gemeinde ein. Meldet sich diese nicht, so gilt das Projekt nach einer Frist von 30 Tagen als bewilligt. Photovoltaikanlagen an Fassaden bedürfen jedoch in den meisten Kantonen weiterhin einer Baubewilligung. Doch haben auch solche Projekte gute Chancen, bewilligt zu werden. Ob Meldeverfahren oder Baubewilligung: Ich rate, zuerst mit den Nachbarn Kontakt aufzunehmen, so lassen sich Missverständnisse vermeiden.

Ein guter Einstieg ins Thema Photovoltaik bilden die Websites www.swissolar.ch sowie www.energieschweiz.ch. EnergieSchweiz bietet neben allgemeinen Informationen einen kostenlosen Solarrechner, mit dem sich das eigene Potenzial abschätzen lässt. Zudem bietet EnergieSchweiz einen kostenlosen Solar-Offerten-Check, bei dem Experten einen kurzen Bericht zu den eingereichten Offerten erstellen. Dieser hilft Hausbesitzern, das am besten passende Paket zu finden. Denn: Optimal erstellte Photovoltaikanlagen amortisieren sich etwa innerhalb von 15 Jahren. Danach produzieren sie für weitere 10 bis 15 Jahre gratis Strom. Das ergibt – über den gesamten Lebenszyklus gerechnet – eine Rendite von etwa zwei Prozent. Tendenziell dürfte dieser Zinsertrag künftig noch steigen, da Energie teurer wird. Photovoltaik-Anlagen sind also eine lohnende Investition – insbesondere im Hinblick auf die allgemein tiefen Zinsen.

MELDUNG REICHT MEIST

Wer die Kraft der Sonne möglichst unkompliziert nutzen möchte, kann das mit einer Plug&Play-Photovoltaik-Anlage tun. Diese Mini-Anlage besteht aus einem Photovoltaik-Modul und einem Wechselrichter, der den erzeugten Gleichstrom in Wechselstrom umwandelt. Die Solarmodule lassen sich mittels Montageset einfach montieren. Verbunden werden sie über eine normale Steckdose. Der aus dem Wechselrichter kommende Strom wir also direkt über die Steckdose ins hauseigene Stromnetz eingespeist. Dazu sollte allerdings eine Aussensteckdose vorhanden sein, ansonsten sind aufwendige Elektroinstallationen erforderlich, die den Nutzen einer Mini-Photovoltaikanlage relativieren.

INFO


DAS FINANZIELLE IM ÜBERBLICK

Kleinanlagen fördert der Bund heute mittels einer Einmalvergütung (EIV). Sie deckt maximal 30 Prozent
der Investitionskosten. Für Kleinanlagen von weniger als 100 Kilowatt erfolgt der Förderbeitrag erst nach erfolgter Inbetriebnahme und nicht im Voraus. Die EIV kann auf folgender Website beantragt werden: pronovo.ch.

Beim Bau einer Solaranlage auf ein bestehendes Gebäude sind zudem in fast allen Kantonen die Investitionskosten steuerlich abzugsfähig. Ausnahmen bilden die Kantone Luzern und Graubünden.

Der überschüssige – also nicht selbst verbrauchte Strom – kann ins Stromnetz eingespeist werden. Allerdings sind die Preise dafür bescheiden, sie liegen derzeit bei etwa 8.50 Rp./kWh (Hochtarif) und 4.5 Rp./kWh (Niedertarif). Das ist etwa drei Mal weniger, als herkömmlich produzierter Strom (unter anderem aus Kernkraftwerken) beim Bezug aus dem Stromnetz kostet. Mehr erzielen lässt sich durch den Verkauf an Ökostrombörsen; eine Übersicht bietet: oekostromboerse.ch.

Am lohnendsten ist es jedoch, wenn Besitzer von Kleinanlagen ihren Solarstrom so weit wie möglich selbst verbrauchen.

Plug&Play-Photovoltaikmodule sind zwar einfach erweiterbar, doch auch für sie bestehen gesetzliche
Vorgaben: Netzgebundene Anlagen mit einer Leistung von mehr als 600 Kilowatt dürfen nicht an Endstromkreisen angeschlossen werden. Allgemein sind Photovoltaik-Anlagen bewilligungspflichtig und müssen abgenommen werden. Doch ist es mittlerweile einfach, eine Photovoltaikanlage bewilligt zu bekommen. So bedürfen auf Dächern montierte Anlagen in Bau- und in Landwirtschaftszonen – die genügend angepasst sind – keiner Baubewilligung mehr, sie sind lediglich meldepflichtig. Dem Bau einer Photovoltaikanlage steht daher meist nichts im Wege.

CHECKLISTE


SOLARANLAGE: IN SECHS SCHRITTEN ZUM ZIEL

  1. Eignung abklären
     
  2. Offerten einholen, Produkte vergleichen
     
  3. Offerten vergleichen (empfehlenswert: kostenloser Offertvergleich des BFE)
     
  4. Finanzierung prüfen
     
  5. Baugesuch prüfen
     
  6. Auftrag erteilen (Quelle: Swissolar)