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Was steckt hinter grünen Hypotheken?

Das Potenzial für energieeffiziente Modernisierungen von Wohnliegenschaften in der Schweiz ist riesig. Über eine Million Liegenschaften in der Schweiz haben dringenden energetischen Sanierungsbedarf. Rund 60 Prozent sind älter als 20 Jahre, und noch immer wird ein grosser Anteil mit fossilen Brennstoffen beheizt. Energetische Modernisierungen werden nun auch durch den Staat stark vorangetrieben, in den letzten Monaten entstand ein regelrechter Boom. Parallel dazu haben viele Banken und vereinzelt auch Pensionskassen und Anlagestiftungen spezielle Hypothekenangebote für energieeffiziente Gebäude eingeführt – sogenannte grüne Hypotheken. Die Anbieter gewähren Vergünstigungen auf die Hypothek, sofern das zu finanzierende Eigenheim sich aufgrund von Minergie-Zertifikaten oder GEAK-Klassen (Gebäudeenergieausweis der Kantone) dafür qualifiziert. Das Erlangen einer Marktübersicht ist für den Hypothekarnehmer aufgrund der unterschiedlich definierten Vergünstigungen derzeit noch schwierig.

Jörg Müller
Vertriebsleiter Deutschschweiz und Tessin bei MoneyPark

KRITERIEN FÜR EINE GRÜNE HYPOTHEK MÜSSEN EINFACH SEIN

Eine Minergie-Zertifizierung oder ein GEAK sind insbesondere für Bestandesimmobilien aufwendig und können sich bei einem Einfamilienhaus auf rund 1500 Schweizerfranken belaufen. Deshalb setzt sich MoneyPark dafür ein, dass der Zugang zu grünen Hypotheken vereinfacht wird. Neben den Zertifikaten sollen auch Einzelmassnahmen wie beispielsweise die Sanierung der Gebäudehülle oder der Ersatz der Ölheizung durch eine Wärmepumpe zu Hypothekarvergünstigungen berechtigen. Das heisst, dass die Qualifikation des zu finanzierenden Objektes aufgrund von bereits vorliegenden Schätzungsdaten
ermittelt werden kann und dem Hypothekarnehmer möglichst wenig Zusatzaufwand aufgebürdet wird.

 

ANGEBOT IST BISLANG ÜBERSCHAUBAR, NIMMT ABER ZU

Es gibt keine genauen Zahlen zum bisher gewährten Volumen an grünen Hypotheken. Bisher dürfte deren Anteil aber in einem einstelligen Prozentbereich liegen. In unserem Angebotsportfolio befinden sich aktuell rund 20 Anbieter von grünen Hypotheken. Es sind insbesondere Banken und vereinzelt auch Pensionskassen und Anlagestiftungen, welche ein solches Angebot offerieren. In den nächsten Monaten erwarten wir einen starken Anstieg der Nachfrage. Dies aber nur, wenn die Produkte mittels einheitlichen, einfachen und klaren Kriterien zugänglich sind und sie preislich mindestens mit den attraktivsten «konventionellen» Angeboten mithalten können.

Ein Hypothekarnehmer sollte sich derzeit nicht nur nach grünen Hypotheken umsehen, sondern immer einen breiten Anbietervergleich machen und sich dann nach allfälligen Abschlägen für eine energieeffiziente Immobilie erkundigen. Häufig bewegen sich diese im Rahmen von einem viertel bis einem halben Prozent, wobei die Abschläge meistens auf eine bestimmte Anzahl Jahre limitiert sind.

 

GRÜNE HYPOTHEKEN DÜRFTE ES NUR WÄHREND EINER ÜBERGANGSZEIT GEBEN

In Anbetracht dessen, dass Neubauten viel weniger Schadstoffe ausstossen als bestehende Bauten und die Vorschriften diesbezüglich immer schärfer werden, wird es grüne Hypotheken wohl nur während einer Übergangszeit von rund zehn bis fünfzehn Jahren geben. Danach müsste der Standard im Schweizer Gebäudepark ein anderer sein als heute, wenn  wir die gesetzten Klimaziele erreichen wollen.

Bis dahin könnten noch viele Sanierungen von Gebäudehüllen, CO2-freie Heizsysteme oder Solaranlagen mittels grünen Hyptoheken finanziert werden.

Dieser Beitrag ist eine Zusammenarbeit mit HAUSmagazin und