Alte Hunde und Katzen richtig füttern
Mit zunehmendem Alter verändern sich die Bedürfnisse betreffend ihrer Ernährung. Der Energiebedarf verringert sich, dafür steigt jener nach Proteinen und Vitaminen.
Text — Karin Haenni Eichenberger
Wann ist mein Liebling alt? Eine klare Altersgrenze existiert nicht, denn der Alterungsprozess geht individuell vonstatten. Hier dennoch einige Anhaltspunkte: Bei Katzen beginnen erste Anzeichen des Älterwerdens zwischen dem 7. bis 10. Lebensjahr – sie können bei ordentlicher Gesundheit und Pflege bis 18 Jahre alt werden (klar, Ausnahmen nach oben gibt es immer). Bei Hunden hängt das Älterwerden vor allem von Rasse und Grösse ab. Grosse, schwere Hunde haben oft nur eine Lebenserwartung von rund 10 Jahren. Mittlere Hunderassen werden 10 bis 14 Jahre alt, kleinere Hunde können gar 14 bis 18 Jahre plus werden. Eine Faustregel besagt, dass ein Hund als Senior betrachtet werden kann, wenn er rund zwei Drittel seines zu erwartenden Alters erreicht hat.
HÄUFIGE ALTERSPROBLEME
Tiere werden mit zunehmendem Alter ruhiger und haben nicht mehr einen so ausgeprägten Hang zur Bewegung. Folglich droht Übergewicht, wenn die Fütterung nicht entsprechend angepasst wird. Zahnerkrankungen sind häufige Alterserscheinungen. Sie bereiten oft Schmerzen, das Tier frisst in der Folge weniger und nimmt ab. Im Alter neigen Hunde wie Katzen zu Arthrose, welche Schmerzen verursachen kann. Bello bewegt sich also weniger und hat eher Mühe beim Aufstehen, Miez «hechtet» unter anderem nicht mehr gern auf ein erhöhtes Schlummerplätzchen oder hat Mühe, über den Rand des Katzenkistlis zu springen. Spezielle Fischöle und Extra-Mineralstoffe können der Beweglichkeit zuträglich sein. Gewichtsverlust kann nebst Zahnproblemen auch auf Erkrankungen der inneren Organe zurückzuführen sein.
DIE EXPERTIN
Patrizia Eberli
Dr. med. vet. Tierarztpraxis Eberli in Hochdorf (LU)
OPTIMALE FÜTTERUNG IST WICHTIG
Bei älteren Hunden und Katzen ist wichtig, dass sie mindestens einmal im Jahr einem Tierarzt vorgestellt werden, um altersbedingte Erkrankungen möglichst früh zu erkennen. Zudem kommt bei älteren Tieren der optimalen Fütterung eine besondere Bedeutung zu. Mit einem guten Seniorenfutter kann Gelenkbeschwerden, Herzproblemen, chronischen Nierenerkrankungen und auch Diabetes vorgebeugt werden. Leiden Tiere an entsprechenden Erkrankungen, kann spezifisches Diätfutter das erkrankte Organsystem möglichst optimal unterstützen.
FÜTTERUNGSEMPFEHLUNGEN
Futtermenge bis zu 30 Prozent reduzieren. Möglichst zwei bis drei kleinere Portionen über den Tag verteilt vorsetzen. Grössere Fleischstücke zerkleinern und, um die Futteraufnahme zu erleichtern, etwas warmes Wasser zum Futter geben. Ein alter Hund oder eine alte Katze benötigt viel hochwertiges, gut verdauliches Eiweiss. Es ist beispielsweise enthalten in Muskeleiweiss (Fisch oder Fleisch) oder Ei. Aber Vorsicht: Eine Überversorgung an Eiweiss sollte dennoch vermieden werden, da dies die Nieren übermässig belasten würde. Achten Sie darauf, dass das Futter einen sogenannten Rohproteingehalt zwischen 18 bis 22 Prozent enthält (ersichtlich auf der Packung von Trockenfutter). Bei Nassfutter gilt eine Empfehlung von 6 bis 14 Prozent.
RFA WAS?
Im Seniorenfutter sollten genügend Ballaststoffe enthalten sein. Dies regt die Verdauungstätigkeit an. Diese Empfehlung gilt vor allem für Hunde, da es laut Experten keine verbindlichen Angaben für Büsi gibt. Ballaststoffe (u.a. Getreide und Vollkornprodukte) sind am Gehalt von Rohfasern ablesbar. Die Abkürzung für Rohfasern wird mit Rfa angegeben. Ein Hundetrockenfutter sollte mindestens 2 Rfa enthalten.
CHECKLISTE
ANFORDERUNGEN AN SENIORENFUTTER
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Weniger Fett
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Hochverdauliche Inhaltsstoffe
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Hoher Rohfasergehalt
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Weniger Phosphor
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Spezielle Kohlenhydrate
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Weichere Beschaffenheit des Futters
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Zusatzstoffe, die Beschwerden im Alter mildern können: zum Beispiel L-Glucosamine, Chondroitinsulfat, Vitamin E und Carotin, ungesättigte Fettsäuren (Omega-6- Omega-3 und Gamma-Linolensäure
ÜBERVERSORGUNGEN KÖNNEN SCHADEN
Da die Nieren bei älteren Tieren oftmals nicht mehr optimal funktionieren, ist von einer Phosphorüberversorgung abzusehen. Ansonsten kann es zu Ablagerungen in Form von Kristallen in den Nieren kommen. Phosphor ist vor allem in proteinreichen Lebensmitteln zu finden und kommt beispielsweise in Ölsamen vor. Auch ist eine Überversorgung mit Kalium (enthalten u.a. in diversen Gemüse- und Früchtesorten), Natrium und Chlorid (salzhaltige Lebensmittel) nachteilig, denn dies begünstigt Wassereinlagerungen im Gewebe. Wichtig auch, dass der Anteil von Rohasche, damit meint man sämtliche Mineralstoffe im Futter, nicht hoch sein darf, da ein zu hoher Gehalt die Magensäure neutralisieren kann. Und die braucht’s in einer gesunden Menge für eine gute Verdauung.
SPURENELEMENTE, JA BITTE
Der Bedarf an Spurenelementen und Vitaminen ist bei älteren Tieren erhöht. Konkret spricht man von einem gesteigerten Bedürfnis der Vitamine B (B12 z.B. findet sich ausschliesslich in Eiern, Fisch, Fleisch und Milchprodukten) und von Vitamin E (z.B. diverse Öle). Vitamin A hingegen, vor allem in Leber enthalten, ist gering zu dosieren.
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