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Zahnprobleme bei Hund und Katze

Zahnprobleme bei Bello und Miez sind nicht zu unterschätzen. Erstens können die Tiere Schwierigkeiten mit der Nahrungsaufnahme bekommen, zweitens können diese auch Krankheiten auslösen. Mitunter sehr ernsthafte.

Text — Karin Haenni Eichenberger

 

Die häufigsten Zahnprobleme bei Hund und Katze sind auf mangelnde Mundhygiene zurückzuführen. Das hat vor allem folgenden Grund. Durch die veränderten, modernen Nahrungsverhältnisse – kein Reissen, kein richtiges Kauen – können Haustiere kaum mehr eine natürliche «Zahnreinigung» durchführen, hinzu kommt eine generelle genetische Voraussetzung zur Bildung von Zahnstein. Ablagerungen durch Futterreste und Zahnsteinbildung sind ein perfekter Nährboden für eine Besiedlung durch Bakterien.

 

KAUM SICHTBARE ABLAGERUNGEN

Anfangs sind Zahn und Zahnfleisch meist noch intakt und können es durch eine Ultraschallzahnsteinentfernung unter Umständen auch bleiben. Doch selbst nach der Entfernung können sich wieder, für Laien nicht oder kaum sichtbare, Ablagerungen bilden. Unter diesen werden nun aber in einem weiteren Stadium das Zahnfleisch, der Zahnschmelz und der Zahnhalteapparat angegriffen. Zitat Kleintierpraxis Lübeck: «Häufig ist ein solcher Zahn mit zahnerhaltenden Massnahmen nicht mehr zu retten und muss gezogen werden. Massnahmen wie Füllungen und Überkronungen sind Behandlungen, die man vom Besuch bei seinem eignen Zahnarzt kennt, sind heute in der Tiermedizin möglich und gängig.»

DIE EXPERTIN

Patrizia Eberli
Dr. med. vet. Tierarztpraxis Eberli in Hochdorf (LU)

GEBISS REGELMÄSSIG ÜBERPRÜFEN

Zahnprobleme gehören zu den häufigsten Vorstellungsgründen von Hund und Katze beim Tierarzt. Es ist empfehlenswert, als Besitzer zu Hause die Zähne des Haustieres regelmässig anzuschauen, so dass Veränderungen bemerkt werden. Zudem sollte der tierische Patient mindestens einmal jährlich dem Tierarzt vorgestellt werden – im Rahmen der Untersuchung werden normalerweise auch die Zähne kontrolliert. Die beste Möglichkeit, um gesunde Zähne zu bewahren, ist die regelmässige Zahnreinigung mit Zahnbürste und Zahnpasta – bei Hunden, die langsam daran gewöhnt werden, ist dies meist gut möglich.


BLICK INS GEBISS

Hunde und Katzen benötigen ihre Zähne zum Zerreissen ihrer Beutetiere. Im Mund Ihres Hundes oder Ihrer Katze werden demnach keine sogenannten Mahlzähne zu finden sein. Die Tiere besitzen nur spitze, scharfe Zähne zur Zerkleinerung von Beutetieren, um sie schlucken zu können. Bei der heutigen Fütterung von Hunden und Katzen ist dies kaum noch nötig, denn Dosen- respektive Säcklifutter braucht nicht mehr erbeutet und zerrissen zu werden. Hunde und Katzen gehören zu den Schlingfressern. Deshalb bräuchten sie für Dosenfutter eigentlich keine Beisserchen. Frei nach dem Motto: einfach rein mit dem Zeug! Ihre Verdauungsphysiologie ist daran angepasst, und es entstehen dadurch keine gröberen Verdauungsprobleme. Ausser, dass sie eher dazu neigen, sich zu übergeben. Was wiederum einen Verlust an Nährstoffen bedeutet.

 

ACHTUNG ENTZÜNDUNG!

Verschleppte Zahn- und Zahnfleischentzündungen stellen bei Hund und Katze eine der häufigsten Ursachen für Herzklappen- und Nierenerkrankungen dar. Bakterien und Entzündungszellen gelangen mit dem Blut in das Herz und können dort an den Herzklappen hängen bleiben, wo sie ihre Entzündung fortsetzen und zu einer Herzklappenentzündung führen. Die Bakterien und Entzündungszellen, die das Herz passiert haben und nicht hängen geblieben sind, gelangen sodann in die Nieren. Dort können sie diese verstopfen und ebenfalls eine Entzündung verursachen, was zum Absterben von Nierengewebe führt. Und weiter kann die Reise unter Umständen in die Leber erfolgen. Abgesehen davon: Zahnschmerzen verderben unseren Vierbeinern gehörig den Appetit. Da mögen sie nicht mal mehr schlingen. Folge: Sie nehmen ab. Zum Teil massiv. Was nicht gerade gesundheitsfördernd ist. Frühzeitige Erkennung und Behandlung ist die beste Prophylaxe!

CHECKLISTE

SYMPTOME BEI ZAHNERKRANKUNGEN

  • Mundgeruch

  • Appetitlosigkeit

  • Übermässiger Speichelfluss

  • Kauen auf einer Mundseite

  • Schluckbeschwerden

  • Schwellung im Gesicht (oraler Abszess)

  • Abgeschlagenheit

  • Gereiztheit

 

NARKOSERISIKO BEI ÄLTEREN TIEREN?

Zahnbehandlungen, welcher Art auch immer, werden in der Regel unter Narkose durchgeführt. Ihr Tier leidet also nicht. Häufig meinen Tierhalter, dass ein älteres Tier ein erhöhtes Narkoserisiko aufweist. Nur, wenn das Tier bereits an Vorerkrankungen leidet, kann eine Vollnarkose tatsächlich eine Gefährdung darstellen. Aber: Bei einer modernen, zeitgemässen Inhalationsnarkose ist das Risiko verschwindend gering. Im Gegensatz zu den Folgen von unbehandelten Zahnproblemen. Und auch, wenn Ihr Hund oder Ihre Katze nicht mehr ganz so jung ist, eine Behandlung zur Eliminierung von Zahnschmerzen respektive zur Verhinderung von Krankheiten im Zusammenhang mit Zahnproblemen unter Narkose ist schlicht die einzige Alternative, welche zum verbesserten Wohlbefinden führt.

 

REGELMÄSSIGE KONTROLLE

Ihre Tierärztin oder Ihr Tierarzt wird bei Kontrolluntersuchungen und Impfterminen selbstverständlich auch den Zustand der Zähne kontrollieren. Übrigens: Nach einer Zahnsanierung oder aber auch zur Vorbeugung empfiehlt es sich, das Zähneputzen zu trainieren. Richtig gelesen: Zähneputzen! Beachten Sie hierzu den obenstehenden Kommentar von Dr. med. vet. Eberli. Sie können auch noch einen Zahn zulegen und Ihrem Tier spezielle Kaustreifen oder Kauspielzeug zur Verfügung stellen.

 

WEITERE INFORMATIONEN

Weitere Informationen finden Sie hier:

AniCura: Zahnschmerzen bei Tieren