Leben mit Hund und Kindern
Hunde können für Kinder zu ganz feinen Kollegen werden. Nicht nur, weil das gemeinsame Spiel viel Freude bereitet, sondern auch, weil sie unseren lieben Kleinen im Alltag so einiges lehren.
Text — Karin Haenni Eichenberger
Ein Hund im Familienhaushalt ist nicht einfach nur ein herziger Kamerad. Er will beschäftigt, gefüttert, auch gerne mal in Ruhe gelassen werden, und er braucht seine regelmässigen Spazier- und Gassigänge. Das bekommt der Nachwuchs natürlich mit und lernt peu à peu, dass auch er Teil des Hundealltags ist und die Verantwortung nicht einfach den Eltern überlassen kann. Bello muss Gassi? Oh, nein, es regnet doch draussen, geh du alleine Mami. Rocky will spielen? Aaaach nö, bin gerade mitten im Gamen. Geht nicht, mag nicht. Natürlich gibt es Ausnahmen, die es als Erwachsene zu respektieren gilt. Beispielsweise, wenn das Kind für eine Prüfung lernen muss. Oder es nicht zwäg ist.
Kinder möchten mit dem Hund Spass haben, rumtollen, spielen. Nur sollte das auf Gegenseitigkeit beruhen. Hunde benötigen wie unsere Kleinen Ruhepausen, möchten vielleicht gerade nicht spielen, wollen einfach sein. Es ist wichtig, dass dies der Nachwuchs zu akzeptieren lernt. Knurrt der Hund, läuft er einfach davon und wird dennoch auf Spiel und Spass gedrängt, kann das Tier, und sei es noch so lieb und sanft, sehr unwirsch reagieren und dem Kind Angst machen oder es im schlimmsten Fall schnappen.
LERNEN, ZU FOKUSSIEREN
Das Lernverhalten eines Hundes kann dem Kind aufzeigen, wie toll es ist, sich auf etwas zu fokussieren. Lern- und Konzentrationsspiele für den Vierbeiner von den Eltern angeregt eignen sich sehr gut hierzu. Es wird den Kleinen Spass machen zu sehen, wie der Hund herausfindet, an Futterstücke zu gelangen oder dank positiver Verstärkung ein neues Kunststück erlernt. Lektion für die Dreikäsehochs: Sie begreifen, dass es sich lohnt, sich auf etwas zu konzentrieren und in Zusammenhängen zu denken.
DIE EXPERTIN
Ingrid Blum*
«HUND UND KIND NIE UNBEAUFSICHTIGT LASSEN»
Kinder, wenn sie richtig in die Welt der Hundesprache eingeführt werden, sind fantastische Beobachter. Sie sehen kleinste Signale, können richtig darauf reagieren und so Unfälle vermeiden. Eltern sollten sich in hündischer (Körper-)Sprache schulen, um Kindern zu vermitteln, was der Hund wann sagt. Damit
ist der Weg zum respektvollen, freundlichen und achtsamen Umgang mit anderen Lebewesen im familiären Umfeld angebahnt. Hunde und Kinder dürfen nie allein zusammenbleiben, auch nicht beim Gassigang. Es geht nicht nur um die Kraft des Hundes. Auch ein kleiner Hund kann von einem grösseren bedrängt werden, das Kind möchte helfen, greift ein und schon ist der Unfall geschehen.
*Ingrid Blum ist Dipl. tierpsychologische Beraterin I.E.T., Dipl. Internationale Hundetrainerin nach Turid Rugaas mit
Zusatz NF SKN/NHB (www.hundeschule-fee.ch)
SUCHSPIELE SIND GEEIGNET
Tatsache ist, dass es Kinder mögen, dem Hund eine Aufgabe zu stellen. Suchspiele sind dazu sehr geeignet. Es lässt Bello zum Beispiel verstecktes Futter suchen respektive aufspüren, einen angeblich verlorenen Gegenstand oder ein zwischen vielen eigenen Spielsachen platziertes Hundespielzeug wiederfinden. Der Hund freut sich, das Kind ebenfalls. Wer das Glück hat, in einer naturnahen Gegend aufzuwachsen, hat den Spielplatz sozusagen vor der Haustür und kann so einiges mit der Pelznase unternehmen. Tipp: Das Kind hebt einen Föhrenzapfen auf und Bello nimmt dessen Geruch auf. Dann legt es den Zapfen zwischen andere. Der Hund soll dann erschnüffeln, welcher der Zapfen des Kindes ist. So einfach geht das. Mit etwas Fantasie, und das haben Kinder zweifelsohne, finden sich stets neue Such- und Findespiele. Ohne grossen Aufwand.
NATUR IST GROSSARTIG
Um beim Thema zu bleiben. Spaziergänge bieten eine ganze Menge an Möglichkeiten für abwechslungsreiche Bewegungsspiele. Für Kind und Hund. Da liegen Baumstämme, auf denen gemeinsam balanciert oder über die zusammen gehüpft werden kann. Da gibt’s Pfützen und Bächlein, die zum Planschen einladen. Allerdings gilt es zu beachten, dass die Kraft und Wendigkeit, welche der pelzige Freund beim Spielen, Blödeln, Tollen entwickeln kann, nicht unterschätzt werden darf. Daher müssen bei solchen Spaziergängen unbedingt immer Erwachsene beobachtend und nötigenfalls eingreifend dabei sein.
CHECKLISTE
PÄDAGOGE HUND
Kinder können im Zusammenleben mit einem Hund so einiges lernen. Zum Beispiel:
- Respekt
- Empathie
- Rücksichtnahme
- Sozialkompetenz
- Besseres Fokussieren auf eine mögliche Lösung
- Verantwortung übernehmen
- Die Natur gemeinsam entdecken und lieben lernen
- Die Spielfantasie weiterentwickeln
HUNDI MUSS ÜBER DIE REGENBOGENBRÜCKE
Auch traurige Momente gehören zum Lernprozess im gemeinsamen Leben von Kind und Hund. Der Tod des Vierbeiners ist für die Kleinen, natürlich auch für Erwachsene, ein schwieriges Ereignis, das es zu verarbeiten gilt. Es ist wichtig, dass Eltern ihren Kindern dabei helfen, den Schmerz zu bewältigen, für sie besonders intensiv da zu sein. Fragt ein Kind beispielsweise, ob der Hund wieder kommt, sollte immer eine ehrliche Antwort gegeben werden.
Kinder durchschauen Lügen sehr schnell. Auch sind die kindlichen Reaktion auf den Hinschied ihres geliebten pelzigen Kameraden unterschiedlich. Die einen wollen sofort einen neuen Hund, andere wiederum benötigen sehr viel Zeit für eine Entscheidungsfindung oder lehnen einen Nachfolger möglichweise ab. Das Abwägen, ob Hund jetzt ja oder nein oder noch nicht, muss zwingend von den Erwachsenen begleitet werden. Schliesslich sind diese sozusagen Vermittler zwischen Kind und Tier. Keine leichte Aufgabe, aber bestimmt eine bereichernde Erfahrung. Fazit: Das Zusammenleben mit «Kinderpädagoge Wuff» kann dem Nachwuchs ungemein viel Wertvolles mit auf den Weg geben.
WEITERE INFOS
Weitere Informationen finden Sie hier:
- Buch: 101 Hundetricks für Kinder, Kyra Sundance, ISBN 978-3-8001-8351-7, Verlag Eugen Ulmer
- Buch: Emotionen bei Hunden sehen lernen, Katja Krauss, Gabi Maue, 978-3-95464-8, Kynoa Verlag
- Ein Herz für Tiere: Die 5 häufigsten Fehler, die Kinder mit Hunden machen