Solarstrom für alle

Kleine Photovoltaikanlagen lassen sich unkompliziert und ohne Fachperson installieren. Doch gilt es einiges zu beachten.

Text — Raphael Hegglin

 

UNKOMPLIZIERTE MINIANLAGEN

Selbst produzierter Solarstrom kann günstiger sein als der billigste für Haushalte erhältliche. Vorausgesetzt, eine Photovoltaikanlage ist korrekt dimensioniert, und man verbraucht den Strom selbst. Denn diesen ins Stromnetz einzuspeisen, lohnt sich kaum: Die Elektrizitätswerke bezahlen meist nicht viel für den Solarstrom von Eigenheimbesitzern. Gleichzeitig halten die Investitionssummen oft davon ab, das Dach in ein Kraftwerk zu verwandeln. Trotzdem träumen viele von selbst erzeugtem Strom. Sie möchten ein Stück weit autark sein und etwas Gutes für die Umwelt tun.

Foto: Goal Zero/Digitec Galaxus
Foto: Goal Zero/Digitec Galaxus

Kleine Solarmodule lassen sich unkompliziert aufstellen. Sie speisen den Strom direkt ins Heimnetz ein oder laden damit Batteriespeicher.

Der Markt hat darauf reagiert und bietet heute Minianlagen, die sich unkompliziert selbst installieren oder aufstellen lassen. Sie erzielen zwar bei weitem nicht den Ertrag einer auf dem Dach installierten Anlage. Doch auch mit einer Minianlage gelingt es, günstig Strom zu erzeugen. Im Idealfall sind Produktionskosten von weniger als zehn Rappen pro Kilowattstunde möglich.

DER EXPERTE

Markus Weingartner,
Inhaber
Go Solar GmbH

«SELBST MÖBEL MIT SOLARZELLEN SIND ERHÄLTLICH»

Plug-and-play-Anlagen werden inzwischen von vielen Internet-Grosshändlern angeboten, dort sind aber nur Standard-Kits erhältlich. Beim Solarspezialisten sind verschiedene Varianten für Ziegel-,Eternit- und Flachdächer erhältlich und es können diverse Solarmodulgrössen und Farben gewählt werden. Bei Bedarf werden auch Tische, Kubusse, ganze Gartenhäuser und Geländer nach Kundenwunsch geliefert. Jeder Plug-and-play-Kit ist so optimal ausgelegt und produziert über mehr als 25 Jahre die maximale Leistung.

Da Solarfirmen die Komponenten in grossen Mengen installieren, kann mit einem interessanten Preis gerechnet werden. Auf Wunsch werden die Kits geliefert und auch gleich installiert, oder Sie werden beim Selbstbau unterstützt.

ALLE KOMPONENTEN DABEI

Mit einer Plug-and-Play-Photovoltaikanlage ist es am einfachsten, eigenen Solarstrom zu produzieren. Sie beinhaltet alle notwenigen Komponenten wie Solarmodul, Modulwechselrichter und Montagesysteme. Die Preise bewegen sich je nach Grösse und Komponenten zwischen 500 und mehreren tausend Franken; Fördergelder gibt es für so kleine Anlagen keine.

INFO

VORSCHRIFTEN FÜR PLUG AND-PLAY-PHOTOVOLTAIKANLAGEN

Auch für kleine Photovoltaikanlagen gibt es Vorschriften. Sie sind allerdings einfach einzuhalten:

  • Die Stromproduktionsleistung darf 600 Watt nicht überschreiten. Das heisst jedoch nicht, dass die Panel-Leistung ebenfalls auf 600 Watt begrenzt sein muss. Im Gegenteil: Eine grössere Photovoltaikzellen-Fläche ergibt mehr Stromertrag, da sie die 600 Watt Maximalleistung auch bei nicht optimaler Sonnenstrahlung erreichen.
  • Eine Plug-and-Play-Photovoltaikanlage sollte gemäss Starkstrominspektorat über einen Fehlerstrom-Schutzschalter Typ B verfügen.
  • Sämtliche Bestandteile müssen normenkonform sein
  • (Artikel 6 der Verordnung über elektrische Niederspannungserzeugnisse [NEV]). Händler sollten dazu auf Wunsch eine Konformitätserklärung ausstellen können.
  • Sie muss mobil sein, lässt sich so ohne grossen Aufwand umstellen.
  • Die Inbetriebnahme ist nicht bewilligungspflichtig, man muss sie aber dem lokalen Elektrizitätswerk melden.
  • Je nach Grösse der Panels und Montageort (z.B. Balkonbrüstung) ist eine Baubewilligung erforderlich.
  • Ebenfalls wichtig: Bei der Montage ist Vorsicht geboten. Wer auf Dächer steigt, muss die Sicherheitsvorschriften der Suva kennen und anwenden. Von der eigenen Montage auf dem Hausdach ist aufgrund der Unfallgefahr dringend abzuraten.

Plug-and-play-Anlagen lassen sich problemlos auf Garagen- und Gartenhausdächern sowie an Balkonbrüstungen montieren respektive im Garten oder auf dem Balkon aufstellen. Auch gibt es energieerzeugende Gartenmöbel. Diese sogenannten Energiemöbel – zum Beispiel Gartentische – sind mit Photovoltaikzellen verkleidet und produzieren so nebenbei Strom.

Für den Anschluss einer Plug-and-play-Anlage braucht es keine Fachperson. Sie wird einfach an in eine Steckdose eingesteckt angeschlossen: Statt dass sie Strom bezieht, speist sie ihn über die Steckdose ins Heimnetz ein. Plug-and-Play-Photovoltaikanlagen produzieren also immer 230 Volt Wechselstrom.

INFO

DIE HÄUFIGSTEN MÄNGEL BEI PHOTOVOLTAIKANLAGEN

Das eidgenössische Starkstrominspektorat ESTI hat 2016 erhoben, welches die häufigsten festgestellten Fehler bei der Abnahme von Photovoltaikanlagen sind (Dokument: «Installation von Photovoltaikanlagen - Häufige bei der Abnahme festgestellte Mängel»). Diese Stolpersteine sollten nicht nur Planer und Installateure kennen, sondern auch Hausbesitzer, die eine Photovoltaikanlage installieren lassen oder dies selbst tun:

  • MAXIMALE LEERLAUFSPANNUNG ÜBERSCHRITTEN: Es wurden mehr Solarpanels zu
  • einem Strang verbunden als zulässig.
  • GLEICHSTROMLEITUNGEN FALSCH VERLEGT: Der Strom fliesst zwischen Solarpanel und Wechselrichter bei den meisten Anlagen als Gleichstrom. Diese Leitungen können nicht wie eine Wechselstromleitung in einer Hausinstallation abgesichert werden.
  • UNGENÜGENDER STANDORT DES WECHSELRICHTERS: Wechselrichter dürfen nicht in feuergefährdeten Bereichen mit brennbaren Materialien installiert werden.
  • KEINE SICHERE WARTUNG DES WECHSELRICHTERS MÖGLICH: Der Wechselrichter muss so installiert sein, dass eine sichere Wartung und Bedienung möglich ist (nach NIN 7.12.5.1.3).
  • BLITZSCHUTZ NICHT BERÜCKSICHTIGT: Eine Photovoltaikanlage auf dem Dach löst keine Blitzschutzpflicht aus. Jedoch: Führen Leitungen ins Gebäude, kann dies den bestehenden Blitzschutz beeinträchtigen.
  • KEINE ABSTURZSICHERUNG VORHANDEN: Wenn regelmässige Wartungsarbeiten an der Dach-Anlage geplant sind, müssen Anschlagpunkte oder Sicherungseinrichtungen angebracht werden.

100 KILOMETER MIT DEM E-BIKE

Wie lässt sich der selbst produzierter Strom sinnvoll nutzen? Ein grosser Teil wird ohnehin laufend durch die Grundlast verbraucht. Denn Kühlschrank, Gefriertruhe, Umwälzpumpen und andere Geräte sowie Standbyverbräuche benötigen kontinuierlich Strom. Kommt dieser aus der eigenen Photovoltaikanlage, sinkt die Stromrechnung des Elektrizitätswerks dementsprechend.

Was an Solarstrom nach Decken der Grundlast übrig bleibt, kann man zum Laden von Akkus verwenden. Sinnvoll ist es, den selbst produzierten Solarstrom für ein Elektrofahrzeug zu nutzen. Eine kleine Kollektorfläche von 1,2 Quadratmetern und 200 Watt Leistung produziert ausreichend Strom, um mit dem E-Bike täglich über 100 Kilometer zurücklegen zu können.

CHECKLISTE

TIPPS FÜR DEN KAUF EINER PLUG-AND-PLAY-PHOTOVOLTAIKANLAGE

  • Die Leistung der Anlage soll an die Verbraucher/Geräte angepasst sein.
  • Die Anlage soll sich möglichst in die Architektur einfügen.
  • Es ist eine Aussensteckdose erforderlich.
  • Die Stromproduktionsleistung darf 600 Watt nicht überschreiten.
  • Mittels Zeitschaltuhr lassen sich die Geräte dann betreiben und laden, wenn die Sonne am stärksten scheint.
  • Die Anlage muss normenkonform sein.
  • Es ist eine Meldung ans Elektrizitätswerk erforderlich.

LADEN, WENN DIE SONNE SCHEINT

Etwas mehr Solarzellenfläche benötigen Elektroautos. Das hängt von der Motorenstärke ab, etwa 12 Quadratmeter sind es im Minimum. Zudem muss der Strom für Elektroautos in einem Batteriespeichersystem zwischengespeichert werden, um das Fahrzeug über Nacht laden zu können. Bei E-Bikes geht das unkomplizierter, man benötigt lediglich zwei Akkus: Einer bleibt tagsüber zu Hause und wird mit Solarstrom geladen, der andere – volle – befindet sich im E-Bike.

SINNVOLL IST ES, DEN SELBST PRODUZIERTEN SOLARSTROM FÜR EIN ELEKTROFAHRZEUG ZU NUTZEN

Ein einfacher Trick hilft, dass sich der Akku möglichst nur mit Solarstrom auflädt: eine Zeitschaltuhr am Ladegerät. Sie lässt sich so programmieren, dass der Ladevorgang dann startet, wenn die Sonneneinstrahlung am intensivsten ist. Bei Bedarf lassen sich so auch andere akkubetriebene Geräte zum richtigen Zeitpunkt laden – von der Elektrozahnbüste über den Staubsauger bis hin zum Bohrschrauber.