Erinnerung an die Ferien

Dank passender Pflanzen und typischen Materialien wähnt man sich im Süden: Ein mediterraner Garten sorgt während jeder Jahreszeit für Ferienstimmung.

Text — Helen Weiss

 

EIN TRAUM VOM MITTELMEER

Geranien, Margeriten, Tagetes – etwas trübsinnig mag man nach einem ausgedehnten Urlaub in Italien oder Südfrankreich auf die helvetische Flora auf dem Balkon und in den Beeten starren. Man erinnert sich an den Duft von Lavendel, den silbernen Schein der Olivenblätter und das sanfte Fächeln von Palmwedeln. Nur zu gerne würde man die heimische Scholle mit mediterranen Gewächsen wie Oleander, Oliven und Granatapfel verschönern. Zwar überstehen typische Pflanzen aus dem Süden unsere frostigen Temperaturen im Winter nicht unbeschadet, es gibt jedoch zahlreiche Alternativen, um trotzdem mediterranes Flair in den Garten zu zaubern.

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Trompetenblume, Kamelie und Kräuter wie Rosmarin und Thymian bringen mit ihren intensiven Farben und Düften ein Stück Süden in den Garten.

So lassen sich die schlanken Zypressen der Toskana, die in Mitteleuropa nicht gedeihen, durch Säulen-Wachholder (Juniperus communis ‘Stricta’) oder Säulen-Eiben (Taxus baccata ‘Fastigiata’) ersetzen. Wer nicht auf Orangenbäume verzichten will, pflanzt sich Bitterorangen (Pocirus trifoliata) in den Garten: Die Pflanze ist zwar kein echter Citrus, aber immerhin eng mit Orange und Zitrone verwandt. Wenn sie als junges Exemplar vor Frost geschützt wird, gedeiht sie auch in unseren Breitengraden kräftig. Auch die Olive hat in der Botanik einen verflixt guten Doppelgänger: Die Weidenblättrige Birne (Pyrus salicifolia) trägt einen knorrigen Wuchs und längliche, silbergraue Blätter zur Schau. Sie verträgt Hitze und Trockenheit, trotzt aber im Gegensatz zu ihrem mediterranen Pendant auch dem Frost.

TIPP

PFLEGE VON MEDITERANEN PFLANZEN

Die meisten mediterranen Pflanzen sind wahre Überlebenskünstler und kommen mit wenig Wasser und kargen Böden besser zurecht als mit schwerem, lehmigem Untergrund. Statt Kompost einzuarbeiten, helfen kalkarmer Sand, Kies oder Schotter als Bodenzusatz. Der Vorteil mediterraner Pflanzen liegt vor allem im relativ geringen Pflegebedarf während des Sommers. Sind andere Pflanzen bereits am Verdursten, haben sie noch kein Problem mit dem Wassermangel. Da das frische Grün von Rasenflächen kaum in den mediterranen Garten passt, fällt auch das mühsame Mähen weg. Statt Kies werden helle Steinplatten für die Wege und Sitzplätze benutzt und grossflächige Rabattenböschungen durch Mauern ersetzt. Der mediterrane Garten ist aber bei der Erstellung aufwendiger. Denn nur mit einigen
südlich anmutenden Pflanzen lässt sich kein stimmiges Gesamtbild vors Haus zaubern: Es sind schon einige bauliche Massnahmen notwendig, damit eine klare Aussage entsteht.

DUFTENDE ALTERNATIVE

Die schmalblättrige Ölweide (Elaeagnus angustifolia) treibt die Imitationskunst auf die Spitze. Sie bringt zudem olivenförmige Früchte hervor, die essbar sind und süsslich schmecken. Der südländisch wirkende Kleinbaum hat eine weitere Attraktion auf Lager: Im Mai und Juni zeigen sich gelb-silbrige Blütenglöckchen, die angenehm duften. Auf die Bougainvillea, die im Süden mit ihren reich blühenden Trieben ganze Hauswände erobert, muss man in der Schweiz zwar verzichten, doch die Trompetenblume (Campsis radicans) ist eine würdige Vertreterin. Sie trifft zwar nicht ganz den Farbton der prächtigen Bougainvillea und erreicht auch nicht ihre Blütenfülle, aber ihre grossen Trompetenblüten haben dennoch mindestens genauso viel Charme.

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Typische mediterrane Pflanzen mögen es warm. Doch zum Glück gibt es zahlreiche Alternativen, die ihren Verwandten aus dem Süden ähnlich sehen.

PALMEN IM GARTEN

Unverwüstlich ist hingegen die Feige: Sie friert in strengen Wintern weit zurück, treibt aber im Frühling wieder aus. Der optimale Platz für den Obstbaum ist vor einer warmen Südwand. Die immergrüne Kamelie mit den auffälligen Blüten überlebt ebenfalls einige Minusgrade, die Frosthärte hängt jedoch auch bei ihr vom Standort und der Sorte ab. In einem mediterranen Garten dürfen Palmen natürlich nicht fehlen. Die Hanf-Palme (Trachycarpus fortunei), auch Tessiner-Palme genannt, verträgt die Minustemperaturen in der Schweiz am besten – an einem windgeschützen Ort ist nur eine Mulchschicht notwendig, damit der Wurzelbereich frostfrei bleibt.

DER EXPERTE

Rainer Pietrek,
Coop Bau & Hobby
mediterrane Pflanzen

«AUF EINEN WARMEN, SONNIGEN STANDORT ACHTEN»

Wer nicht auf exotische Gäste im Garten verzichten möchte, kann zu den frostfesten Alternativpflanzen auch sogenannte Kübelpflanzen in Töpfen kombinieren. Agapanthus, Hibiscus und Bougainvillea sind auf liebevolle Pflege rund ums Jahr angewiesen. Die meisten Arten stammen aus dem Süden und mögen einen warmen, sonnigen Standort. Die mediterranen Schätze erreichen zwar hierzulande nicht dieselbe Grösse wie in ihrer Heimat, gedeihen jedoch gut in Töpfen. Damit die Wurzeln genügend Platz haben, sollten Kübelpflanzen alle paar Jahre umgetopft werden. Wichtig ist vor allem die regelmässige Düngerzufuhr, da die Nährstoffe im Topf schnell einmal verbraucht sind. An winterliche Unbill sind Oleander, Engelstrompeten und Oliven nicht gewohnt: Die Exoten müssen deshalb vor dem ersten Frost nach drinnen gezügelt werden. Zwar mögen es die Gäste aus dem Süden warm, das beheizte Wohnzimmer ist als Winterquartier jedoch nicht geeignet. An einem kühlen und hellen Platz wie in Wintergärten, geschlossenen Terrassen, einem hellen Keller oder einem Treppenhaus ohne Zugluft fühlen sich Kübelpflanzen wohler.

Daneben sorgen Kräuter für Mittelmeer-Feeling: Mit graulaubigen Stauden wie Heiligenkraut, Salbei und Lavendel kommt fast von allein Urlaubsstimmung auf. Rosmarin und Thymian bringen zudem mit ihrem intensiven Duft ein Stück Süden in den Garten. Gewürzlorbeer (Laurus nobilis), Palmlilie (Yucca filamentosa) und winterharte Kakteen wie der Feigenkaktus (Opuntia ficus indica) runden das Bild ab.

CHECKLISTE

FROSTFESTE PFLANZENTÖPFE

Um Sitzplätzen oder Terrassen einen südlichen Schliff zu verpassen, eignen sich verschieden grosse, bepflanzte Töpfe. Jedes Pflanzgefäss, ob aus Eisen, Keramik oder Granit, kann durch die Ausdehnung von gefrierendem Wasser gesprengt werden. Deshalb sollte man folgende Punkte beachten:

  • Damit das Wasser gut abfliessen kann, stellt man den Topf auf kleine Holzleisten oder Terracotta-Füsschen.
  • Schnee sollte vor einer Warmwetterperiode abgekehrt werden, sonst läuft das Tauwasser in das Gefäss, was dem Topf bei nachfolgendem Frost schaden könnte.
  • Bauchige Gefässe sind stärker gefährdet als konische, da bei ihnen der Eisdruck nach oben geleitet wird.
  • Überdachte Standorte sind ideal, aber nicht immer möglich. Freistehende Terracotta sollten deshalb während des Winters mit Flies eingepackt werden.
  • Damit sich in leeren Töpfen kein Wasser ansammelt, stellt man alle unbenutzten Gefässe auf den Kopf.

WEITERE INFORMATIONEN

Weiterführende Literatur finden Sie hier:

«MEDITERRANES GARTENDESIGN» Spektakuläre Privatgärten von Sabine Wesemann und Ulrich Timm, Becker Joest Volk 2014 ISBN: 978-3-95453-032-8, 56 Franken

«ITALIENISCHE GÄRTEN» von César Garçon und Pierre de Filippis, Eugen Ulmer Verlag 2017, ISBN: 978-3-8001-0851-0, 56.90 Franken

«MEDITERRANE GÄRTEN GESTALTEN» von Oliver Kipp, Verlag Gräfe und Unzer 2016, ISBN: 978-3-8338-5506-1, 12.40 Franken