Eintopfen, aber richtig!

Mit dem Frühling erwacht auch die Lust zum Gärtnern: Urban Gardener setzen dabei ganz auf Pflanzen in Gefässen. Bei der Auswahl des Topfs und der Erde sind jedoch einige Punkte zu beachten.

Text — Helen Weiss

 

Beim Kauf der Pflanzgefässe hat man oft die Qual der Wahl, scheint doch die Vielfalt an Materialien und Grössen fast unerschöpflich. Ob glasiert oder in gebranntem Ton, ob Holz oder Plastik, eckig oder rund – für jeden Garten- und Balkonstil sind die passenden Gefässe zu haben. Doch bevor man zur Wahl schreitet, gilt es einige Grundsätze zu beachten. Erster und wichtigster Punkt für ein Pflanzgefäss ist ein Abzugsloch. Alle Pflanzen sind auf einen guten Wasserabfluss angewiesen. Sammelt sich die Feuchtigkeit am Topfgrund, beginnen die Wurzeln bald zu faulen und die Pflanze stirbt.

INFO

NEUES ALTES HEIM FÜR TOPFPFLANZEN

In manchen Fällen ist es weder mach- noch wünschbar, die Pflanze in ein grösseres Gefäss zu verpflanzen. Doch was ist zu tun, wenn der Wurzelballen für den bisherigen Kübel definitiv zu gross ist? Allenfalls kann man die Pflanze teilen. Alternativ lässt sich auch der Wurzelballen verkleinern: Dabei sollten mittels eines scharfen Messers circa drei bis vier Zentimeter des Wurzelballens abgeschnitten werden. Bei einem grossen, wüchsigen Exemplar dürfen es sogar zehn Zentimeter sein.

Nicht alle Pflanzen vertragen das Prozedere gleich gut: Bei sensiblen Arten ist beim Ankratzen respektive Abschneiden der Wurzeln möglichst vorsichtig vorzugehen. Einen Unterschied zwischen dem Umtopfen in einen neuen respektive in den bisherigen Kübel gibt es nicht. Zu beachten ist aber, dass man nach dem Umtopfen weder zu viel Wasser gibt noch zu viel düngt. Ansonsten droht die Pflanze zu faulen oder deren Wurzelbildung kann gehemmt werden.


EMPFINDLICHE GLASUR

Besonders attraktiv sind glasierte Töpfe, die durch die unterschiedlichen Techniken in zahlreichen Farbnuancen erhältlich sind. Die Glasur ist je nach Machart jedoch etwas empfindlich: Bei Frost entstehen gerne Risse, weshalb solch edle Töpfe den Winter geschützt verbringen sollten. Sie eignen sich deshalb besonders als Gefäss für ebenfalls frostempfindliche Kübelpflanzen wie Oleander oder Engelstrompete. Wer sich seine Terrasse gerne mediterran einrichtet und Zitronen, Bougainvillea, Palmen und Oliven kultiviert, greift zu stilechten Terracotta-Töpfen. Die massiven Gefässe sorgen zwar für einen guten Stand, sind aber auch schwer zu schleppen. Eine leichtere Alternative sind Kunststofftöpfe in Tonoptik.
 

DER EXPERTE

Michael Winterberger,
Purchasing Product Manager bei Coop

«LEICHTGEFÄSSE SIND IM TREND»

«Es gibt sie in allen möglichen Materialien, Pflanzengefässe für den Balkon und den Garten. Doch ein Material liegt momentan besonders im Trend aufgrund der zahlreichen Vorteile, die es gegenüber klassischen Pflanzengefässen aus Ton, Holz oder Zement mit sich bringt. Die Rede ist von den so genannten Leichtgefässen aus Polystone, Fiberstone oder Polyresin. Sie werden immer aus einem Mix aus Kunststoff und natürlichen Rohstoffen wie Stein, Zement oder Ton hergestellt.

Das macht sie extrem leicht, robust, frost- sowie UV-beständig. Gleichzeitig sehen sie dank dem Einsatz von natürlichen Materialien auch noch äusserst attraktiv aus. Ähnlich wie Kunststoff, lässt sich der Materialmix in alle erdenklichen Formen bringen und auch farblich flexibel gestalten. Die Gefässe gibt es in klassischer Betonoptik, im Terracotta-Stil und in diversen modernen Farben. Werden die Töpfe im Winter mit Kunststofffüssen von direktem Bodenkontakt ferngehalten, hat man lange Freude an ihnen. Leichtgefässe gibt es als so genannte Ecopots auch aus Recyclingkunststoff.»


PRAKTISCHE DRAINAGESCHICHT

Auf das Pflanzenwachstum hat Plastik übrigens keinen negativen Einfluss: Die Praxis zeigt, dass Pflanzen in Kunststoffgefässen sogar leichter zu pflegen sind. Die Gründe liegen vor allem in der wasserabweisenden Eigenschaft der Plastikgefässe: Sie nehmen im Gegensatz zu Tontöpfen keine Feuchtigkeit auf. Deshalb kann man auf Terrasse und Balkon auch sorglos Kunststofftöpfe bepflanzen: Einen besonderen Reiz bilden beleuchtete LED-Gefässe, die auch in ungewöhnlichen Dimensionen angeboten werden. Da bei hohen oder ausladenden Töpfen mit einem grossen Erdvolumen die Gefahr besteht, dass sich trotz Abflussloch Wasser an der Basis sammelt, ist eine Drainageschicht empfehlenswert. Der Boden des Topfs wird dabei mit einer Schicht Kiesel, Scherben oder Blähton abgedeckt. Darauf wird ein dünnes Flies gelegt, damit sich die nachher eingefüllte Erde mit der Zeit nicht in die Drainageschicht einschwemmt.
 

Egal, ob Baum oder Minikaktus: Richtig gepflegt, wachsen Pflanzen in Töpfen problemlos.

MEHR PLATZ FÜR DIE WURZELN

Grundsätzlich muss man punkto Material und Form auf die Pflanze kaum Rücksicht nehmen. Selbstverständlich gibt es Ausnahmen: Rosen sind Tiefwurzler und mögen hohe Töpfe, während sich Hauswurz mit wenig Substrat zufriedengibt und auch in flachen Schalen gut gedeiht. Auf Südbalkonen mit hoher Sonneneinstrahlung sind zudem dunkle oder schwarze Gefässe nicht ideal, da sie sich in der Sonne stark aufheizen und die Erde rasch austrocknet. Wichtiger als das Material ist hingegen die Grösse des Gefässes: Der Topf sollte in einem guten Verhältnis zur Höhe der Pflanze stehen. Grundsätzlich wählt man ein Pflanzgefäss, dessen Durchmesser drei bis fünf Zentimeter weiter ist als das Bisherige.

CHECKLISTE

FÜR JEDE PFLANZE DIE RICHTIGE ERDE

Orchideen haben andere Ansprüche an die Erde als Geranien. Deshalb macht es durchaus Sinn, sich vor dem Eintopfen über die passende Erde für den grünen Freund zu informieren.

  • Ein hoher Nährstoffgehalt zeichnet das Balkonblumensubstrat aus: Da die Pflanzen in den Gefässen nur sehr wenig Erde zur Verfügung haben, ist die Spezialerde entsprechend aufgedüngt.
  • Rosen benötigen eine eher schwere, nährstoffreiche Erde. Rosenerde ist ein speziell auf die Bedürfnisse von Rosengewächsen abgestimmtes Substrat, wodurch eine reichhaltige Blüte garantiert ist.
  • Kübelpflanzenerde enthält strukturstabilisierende Stoffe wie Lavagranulat, Steinmehl, Blähton oder Perlit. Wird zu dieser Mischung noch etwas Moorbeeterde gegeben, die den pH-Wert senkt, ist sie auch für Zitruspflanzen ein ideales Substrat.
  • Bei Orchideensubstrat handelt es sich meist um Pinienrinde, die den Wurzeln Halt bietet und Feuchtigkeit speichert. In normaler Blumenerde würden die Wurzeln der Orchideen verfaulen.
  • Kakteenerde eignet sich für alle Sukkulenten, zu denen auch die Kakteen zählen. Sie hat einen hohen Sand- oder Steinanteil, sodass sie sehr durchlässig ist und sich keine Staunässe bildet.