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Naturstein im Garten

Urig, langlebig und ästhetisch: Mit Naturstein holt man sich eine echte Persönlichkeit in den Garten. Obwohl er im Gegensatz zu Gussbetonplatten seinen Preis hat, erlebt Naturstein aufgrund seiner Vielfältigkeit eine wahre Renaissance.

Text — Helen Weiss

 

Naturstein verleiht dem Garten eine einzigartige Ausstrahlung. Denn Granit, Basalt und Porphyr fügen sich genauso harmonisch in das jeweilige Ambiente ein wie Sand- und Kalkstein – egal, ob es sich um einen wildromantischen Naturgarten oder einen streng gestalteten Gemüsegarten handelt. Naturstein ist ein ideales Gestaltungselement – Wege, Treppen, Mauern und Sitzplätze sorgen für eine klare Aufteilung im üppigen Grün. Wer sich für Naturstein entscheidet, prägt mit dessen facettenreichen Farben und Mustern den Charakter des Gartens massgeblich.

INFO


HART ODER WEICH

Stein ist nicht gleich Stein: Die unterschiedlichen Farben und Strukturen fallen sofort ins Auge. Natursteine lassen sich jedoch nicht nur optisch, sondern auch
hinsichtlich ihrer technischen Verarbeitung unterscheiden. Dabei werden sie in Hart- oder Weichgestein eingeteilt. Weichgesteine wie Marmor, Sandstein und Kalkstein zum Beispiel lassen sich gut mit Hammer und Breiteisen in Form bringen, sind aber auch witterungsanfälliger. Hartgesteine – dazu gehören etwa Granit, Porphyr und Gneis – hingegen sind deutlich schwieriger zu bearbeiten, ihr Vorteil ist aber, dass sie
weniger empfindlich gegen Verschmutzungen sind. Zwar gibt es innerhalb dieser zwei Gruppen diverse Unterteilungen, diese sind aber dann häufig auf die Region oder das Land bezogen, in der die jeweilige Art abgebaut wird. Natursteine aus dem Ausland wie Indien oder China sind oftmals deutlich günstiger. Hier gilt es jedoch zu beachten, dass beim Abbau oftmals menschenverachtende Bedingungen herrschen und Kinderarbeit in den Steinbrüchen nicht immer auszuschliessen ist. Deshalb sollten ausländische Steine nur mit entsprechendem Label gekauft werden.

 

ALPENGLÜCK IM GARTEN

Wer Naturstein nicht für Sitzplätze und Wege einsetzen möchte, kann sich mit einer schönen Auswahl an Findligen auch eine attraktive Berglandschaft im Miniaturformat im Garten anlegen. Steingärten – nicht zu verwechseln mit Schottergärten – dienen nicht nur als ideale Begrünung von Böschungen, sondern verströmen auch alpinen Charme. Am besten wirken Pflanzen und Steine an einem leicht abschüssigen Gelände oder an einem steilen Hang. Bei der Wahl der Steine sollte man sich auf eine Gesteinsart beschränken, da dies harmonischer wirkt als ein Sammelsurium. Mit einem abwechslungsreichen Mix aus grossen Findlingen und kleinerem Geröll wird der Steingarten erst richtig interessant. Grundsätzlich kann in einen Steingarten alles gepflanzt werden, was die Strukturen nicht stört. Geeignete und beliebte Steingartenpflanzen für sonnige Standorte sind Steinbrech (Saxifraga) und Hauswurz (Sempervivum), Glockenblumen (Campanula), Primeln (Primula), Gebirgsnelken (Dianthus) und Enzian (Gentiana).

 

Steht der Naturstein in einem guten Verhältnis zu den Pflanzen, wirkt er harmonisch und ausgleichend. Die verschiedenen Gesteinsarten weisen unterschiedliche Farbtöne auf, so dass sich zahlreiche Gestaltungsmöglichkeiten ergeben. Mosaik- oder Kleinpflaster aus schwarzem Basalt und grauem Granit werden zu klassischen Mustern wie dem Schuppenverband verarbeitet oder man verlegt phantasievolle Ornamente und gibt damit der Terrasse oder dem Vorplatz eine ganz individuelle Note. Natürlich sollten bei der Anlage des Gartens die persönlichen Wünsche im Vordergrund stehen, doch sind bei der Wahl des Natursteins auch technische Aspekte zu beachten.

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Naturstein prägt mit seinen facettenreichen Farben und Mustern den Charakter des Gartens massgeblich.


HELLER ODER DUNKLER STEIN?

Grundsätzlich gilt es bei der Auswahl der Gesteinsart auf die Architektur des Hauses und den angestrebten Gartenstil zu achten. Wurde im Innenbereich bereits ein bestimmter Naturstein verarbeitet, unterstreicht man mit demselben Material im Garten die Linienführung. So sind etwa Bauernhäuser aus dem Emmental oftmals aus Sandstein gebaut – eine Bruchsteinmauer aus demselben Stein im Garten fügt sich also harmonisch in das Gesamtbild ein. Wählt man hingegen eine andere Gesteinsart, kann man damit interessante Spannungen erzeugen. Nicht alle Gesteinsarten überleben die hiesigen Wetter-
und Temperaturschwankungen ohne Bruch. Die Wahl eines einheimischen Steins aus der nahen Umgebung ist aufgrund der kurzen Transportwege ökologisch sinnvoll. Auch die Qualität und die Eigenschaften der einheimischen Steine sind bekannt. Die steinreiche Schweiz hat dabei mit Sandstein, Kalkstein, Granit und Quarzit in unterschiedlichen Farben und Strukturen einiges zu bieten. Schattige und damit eher dunkle Gärten erhalten mit Plätzen und Wegen aus hellen Gesteinsarten eine freundlichere Ausstrahlung. Bei der Wahl sollte man sich jedoch informieren, wie der Stein im Lauf der Zeit verwittert: Heller Jurakalk etwa wird innerhalb von drei Jahren dunkel und der gewünschte Effekt geht damit verloren. Dunkler Stein hingegen verfärbt sich kaum, ist jedoch für Sitzplätze und Wege schlecht geeignet, denn an sonnigen Standorten heizt er sich extrem auf und ist ohne Schuhe kaum mehr begehbar.

 

DER EXPERTE

Nathanael Beyli,
Leiter Produktmanagement bei SYTEC Bausysteme AG, Neuenegg

GABIONEN MIT NATURSTEIN

«So genannte Gabionen – Steinkörbe aus verzinktem Stahl – sind meist eine preislich günstigere Alternative zu Fertigteilen oder Mauern aus Beton. Gabionen können im Garten sowohl als Sichtoder Lärmschutz dienen. Daneben bieten sie, ähnlich wie Trockenmauern, zahlreichen kleinen Tieren und Insekten Unterschlupf. Die stabilen Drahtkörbe lassen sich mit den unterschiedlichsten Steinen befüllen; wichtig ist, dass die Steine frostbeständig sind. Die Steine sollten möglichst dicht geschichtet werden, um grössere Hohlräume zu vermeiden. Durch die natürliche Steinbefüllung fügt sich eine Gabionenwand harmonisch in Garten und Natur ein – auch, weil sie sich auf Wunsch bepflanzen lässt. Die Zwischenräume werden entweder im Laufe der Jahre von Flugsamen begrünt oder man integriert gleich zu Beginn Steingartenpflanzen. Bei der Errichtung sollte aber wegen des hohen Gewichts der steingefüllten Drahtkörbe auf ein ausreichend tief gegründetes Fundament geachtet werden.»

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VORSICHT RUTSCHGEFAHR

Abhängig von der geplanten Nutzung sind verschiedene Oberflächen möglich. Bei einem Einsatz im Garten ist die Oberfläche oft nicht geschliffen oder poliert, sondern eher grob gearbeitet, um rutschhemmend zu wirken. Der Verzicht auf spiegelglatte Oberflächen bedeutet aber auch, dass der Naturstein unter Umständen anders aussieht als die polierte Variante. Bevor also eine Kaufentscheidung getroffen wird, sollte man sich unbedingt ein Muster des Steins mit der letztlich gewählten Oberflächenbearbeitung ansehen.
 

CHECKLISTE

VIELFÄLTIGE OBERFLÄCHENBEHANDLUNGEN

Bei der Wahl der Oberflächenbehandlung ist neben der optischen Wirkung auch die Pflegeleichtigkeit zu beachten. Je «offener» die Oberfläche ist, desto höher der Aufwand für Schutz und Pflege des Steins. Die Reinigung ist jedoch nicht zwingend notwendig: Naturstein gewinnt durch die natürliche Patina von Jahr zu Jahr an Schönheit.

  • BRUCHROH: Gebrochene oder grob behauene Naturstein-Oberflächen eignen sich kaum für den Einsatz bei Terrassen und Wegen, denn die unregelmässige Oberfläche kann zur Stolperfalle werden. Sie sind deshalb eher etwas für rustikale Wände oder Trockensteinmauern.

  • GEFLAMMT: Beim Flammen wird die geschliffene Oberfläche für kurze Zeit einer grossen Hitze ausgesetzt; härtere Bestandteile werden dabei herausgelöst und es entsteht eine gleichmässige Struktur. Geflammte Oberflächen sind rutschfest und deshalb gut für Wege und Sitzplätze geeignet.

  • GESÄGT: Gesägte Oberflächen ermöglichen eine ebene Lauffläche. Sie können mit unterschiedlichen Schlagflächen wie Spitzeisen oder Stockhammer zusätzlich grob bearbeitet werden, so dass verschiedene Strukturen entstehen