Erde und Substrate
Gemüse, Blumen, Ziergehölze, Stauden und Beeren: Wer Nutz- und Zierpflanzen fachgerecht mit Nährstoffen versorgen will, muss sich über die verschiedenen Anforderungen der Gartengewächse Gedanken machen.
Text — Helen Weiss
Ein guter Boden ist die Grundlage jeder gärtnerischen Aktivität. Wie wertvoll diese relativ dünne, humushaltige Oberbodenschicht ist, kommt schon in der fast ehrfürchtigen Bezeichnung «Mutterboden» zum Ausdruck. Wir Menschen treten ihn oft mit Füssen, ohne es zu bemerken. Etwa bei einem Waldspaziergang: Während wir die Natur geniessen, tobt unter unserem Schuhwerk ein fantastisches Leben. Allein auf der kleinen Fläche, die unter den eigenen Füssen Platz hat, existieren mehr Lebewesen, als es Menschen auf der Erde gibt.
Und so winzig die meisten auch sind, ohne ihr Wirken gäbe es auch kein Leben über der Erde. Denn sie produzieren aus organischen Abfällen fruchtbaren Humus und das in einem ewigen Kreislauf. Gut gereifter Kompost ist deshalb der beste Dünger, den man seinem Boden beigeben kann. Beim Ausbringen im Frühjahr wird er in einer Schicht von circa einem Zentimeter flächig auf dem Beet verteilt und mit dem Kräuel nur oberflächlich eingearbeitet, so dass die Nährstoffe in der obersten Bodenschicht für die Pflanzen verfügbar sind.
TIPP
WÄRMENDER MANTEL FÜR DEN BODEN
Die Natur schützt ihre Grundlage sorgfältig – brach liegende Flächen gibt es kaum zu sehen. Laub, Pflanzen, Moos oder Altholz bedecken auch im Winter die Erde, und das aus gutem Grund: Liegt der Boden offen und nackt, ist er Austrocknung, Verschlämmung oder Erosion ausgesetzt. lm Garten fehlt ein solch bodenbedeckender Pflanzenbewuchs oftmals. Deshalb sollte auf abgeernteten Gemüsebeeten, in Beeten mit Jungpflanzen oder unter Hecken und Beerensträuchern nachgeholfen werden. Nach dem Vorbild der Natur wird mit dem so genannten Mulchen der Boden abgedeckt. Grundsätzlich kann als Mulch alles organische, verrottende Material genutzt werden, das im Herbst beim Räumen des Gartens anfällt. Wird etwa das Gemüsebeet abgeerntet, können die krautigen Reste von Tomaten, Gurken, Kürbis oder Zucchetti als Mulch verwendet und liegen gelassen werden. Herbstlaub gibt ebenfalls ein prima Mulchmaterial ab, ebenso Holzhäcksel, die beim Baumschnitt anfallen. Die Mulchschicht ein gefundenes Fressen für Bodenorganismen, die den Mulch in wertvollen Humus verwandeln, dessen Nährstoffe den Pflanzen zugute kommen.
MIST: NUR BEDINGT GEEIGNET
Auch bei der Bepflanzung von Blumenkistli kann Kompost – mit einem Drittel alter Erde und einem Drittel Sand vermischt – verwendet werden. Das organische Material ist ein natürlicher Bodenverbesserer, weshalb eine zusätzliche Nährstoffgabe mit Dünger aus dem Handel nicht unbedingt notwendig ist. Denn der Boden kann auch überdüngt werden, was sich mit der Zeit negativ auf die Kulturen auswirkt. Zwar ist die Ernte in den ersten Jahren vielleicht reichhaltiger, das Gemüse ist jedoch viel anfälliger auf Krankheiten. Die Zugabe von frischem Mist – auf den viele Hobbygärtnerinnen und -gärtner schwören – ist hingegen nicht zu empfehlen. «Mist ist Mist, solange er Mist ist», lautet eine alte Gärtnerregel. Jeder Mist muss vor der Verwendung kompostiert werden, da er sonst zu scharf ist und die Wurzeln verbrennt.
DER EXPERTE
Michael Winterberger,
Purchasing Product Manager Gartenmaterialien bei Coop Bau & Hobby
WENIGER TORF IN SCHWEIZER GÄRTEN
«Torf gilt als idealer Bestandteil von Garten- und Blumenerde: Das faserige Substrat kann grosse Mengen Wasser speichern und bei Bedarf wieder abgeben. Torf entstammt aus Moorlandschaften, die sich durch ihre ständige Feuchtigkeit auszeichnen, was dazu führt, dass pflanzliche Reste unvollständig abgebaut werden. Moorlandschaften speichern rund ein Drittel der weltweiten Kohlenstoffvorräte –
doppelt so viel wie alle Wälder der Erde. Zudem sind die torfhaltigen Böden der Moore Lebensraum für seltene Pflanzen und Tiere. In der Schweiz sind 90 Prozent aller Moore verschwunden, weshalb sie seit 1987 unter Schutz stehen. 2012 verabschiedete der Bundesrat zudem ein Torfausstiegskonzept, an dem sich auch Coop beteiligte. Seit 2013 ist daher das gesamte Eigenmarkensortiment und seit 2019 das komplette Erdensortiment von Coop torffrei. Als Ersatzstoffe für Torf kommen unter anderem Grün- und Rindenkompost, Holzfaserstoffe, Hanf, Kokosfasern, Reisspelzen oder Chinaschilf zum Einsatz. Alle diese Substrate können Torf nicht eins zu eins ersetzen. So bindet ein Teil der Alternativprodukte Stickstoff, ein Teil des Düngers steht somit den Pflanzen nicht zur Verfügung. Deshalb benötigt es beim Gärtnern mit torffreien Substraten in der Regel etwas mehr Nährstoffe.»
PRAKTISCHES NÄHRDEPOT
Wer dem Boden zusätzliche Nährstoffe zufügen möchte, sollte möglichst auf mineralischen Dünger verzichten (siehe Box). Organische Nährstoffe wie Hornspäne, Blutoder Knochenmehl sind eher zu empfehlen, denn sie müssen zunächst von den Bodenlebewesen verwertet und abgebaut werden. Organischer Dünger steigert deshalb die Bodenaktivität und gibt der Pflanze eine breite Auswahl
an Nahrung. Die Nährstoffe werden dabei langsam und über einen längeren Zeitraum freigesetzt – der Zeitpunkt des Ausbringens spielt deshalb eine untergeordnete Rolle. Doch auch hier ist punkto Menge Vorsicht geboten: Zwar ist die Gefahr der Überdüngung gering, trotzdem sollte man auch organischen Dünger nicht überdosieren.
Um die Qualität des Gartenbodens zusätzlich zu verbessern, sollte man im Gemüsegarten zum Ende der Saison eine Gründüngung aussäen. Dazu eignen sich etwa Sonnenblumen, Phacelia oder Lupinen. Eine Gründüngung bedeutet kaum zusätzlichen Aufwand und hilft, die Struktur des Bodens zu verbessern. Die Pflanzen lockern die Erde, reichern sie mit Humus an und sind zum Teil sogar in der Lage, verdichteten Boden aufzubrechen. Vor der Samenreife mäht man die Pflanzen wieder ab und lässt sie als Mulch auf der Fläche verrotten – davon können während des Winters wiederum die Bodenorganismen futtern.
CHECKLISTE
AUF EIN GUTES SUBSTRAT KOMMT ES AN
Wer Töpfe und Kisten für den Balkon bepflanzen möchte, braucht ein gutes Substrat. Zwar ist Blumenerde aus dem Handel breit einsetzbar. Wer aber möchte, dass die Pflanzen nicht nur überleben, sondern gut gedeihen, sollte beim Kauf der Erde auf folgende Punkte achten:
- Ein gutes Substrat erkennt man an seiner lockeren, gleichmässigen Struktur, die für eine gute Belüftung sorgt. Minderwertige Erde hingegen ist klumpig und wird beim Giessen schlammig.
- Hinsichtlich der Bezeichnung und Zusammensetzung gibt es keine festen Regelungen. Es lohnt sich also, beim Kauf die Verpackungsangaben und den Verwendungszweck genauer zu studieren.
- Bei der Wahl gilt es, auf inländische Produkte zu achten. Nach wie vor problematisch sind importierte Billigerden. Oft gilt: je billiger die Erde, desto höher der Torfanteil.
- Erde, die hier produziert wird, ist zudem ökologischer: Wird das Substrat von weit her importiert, fällt die Ökobilanz schlecht aus.
- Die verschiedenen Pflanzenerden unterscheiden sich in ihrer Struktur, ihrem Nährstoff- und Düngeranteil und ihrem Wasserspeicherungsvermögen und entsprechend den Bedürfnissen der verschiedenen Pflanzen optimal.