Palmen im Garten
Um Palmen im Garten anzusiedeln, benötigt es nicht unbedingt tropisches Klima: Viele Arten sind hart im Nehmen und überstehen mit der richtigen Pflege auch die kalten Winter.
Text — Helen Weiss
Wie wäre es, jeden Tag gemütlich in tropischer Atmosphäre zu entspannen? Einfach die Gartentür öffnen, eine andere Welt betreten und sich an der grünen Pracht sattsehen. Dafür muss man nicht unbedingt in die Ferne reisen, denn tropisches Flair kann man sich auch in den eigenen Garten holen. Gerade in städtischen Gebieten ist der Reiz gross, sich einen kleinen «Urban Jungle» zu schaffen, in den man abtauchen kann und so wenig wie möglich vom Drumherum mitbekommt. Zu den typischen Urwaldpflanzen zählen Palmen – klassische Vertreter sind dabei Strahlenpalme, Kentia und Australische Schirmpalme. Das hiesige Klima vertragen sie schlecht, weshalb man sie hierzulande vor allem als Zimmergrün antrifft.
Doch auch mit winterharten Vertretern der Palmenfamilie lässt sich Urlaubs-Feeling imitieren – entscheidend ist dabei allein die Auswahl geeigneter Arten. Zwar sind in der Schweiz südlich der Alpen zahlreiche Palmenarten inzwischen beheimatet, auf der raueren Alpennordseite sind jedoch besonders robuste Arten gefragt. Bis zu -15 Grad verträgt die Zwergpalmettopalme (Sabal minor) und ihre Schwester Sabal x brazoriensis, die beide aus dem Südosten der USA stammen.
TIPP
PALMEN ZIEHEN
Palmen kann man drinnen das ganze Jahr über aussäen. Samen sind im Fachhandel erhältlich, Dattelpalmen lassen sich zudem aus Kernen von Datteln ziehen.
Die Samen raut man mit Schmiergelpapier an und lässt sie zwei bis drei Tage in Wasser quellen. Nun wird Anzuchterde gemischt mit Sand in kleine Tontöpfchen gefüllt. In das feuchte Substrat drückt man mehrere Samen.
Da viele Palmen Dunkelkeimer sind, müssen die Töpfchen nun mit einem passend zugeschnittenen Stück Karton oder einer lichtundurchlässigen Folie abgedeckt werden. Die Töpfe sollten an einem warmen Ort platziert und regelmässig gegossen werden. Nach der Keimung nach rund 8 bis 16 Wochen stellt man die Pflänzchen an ein Nordfenster. Sind die Keimlinge gross genug, werden sie in ein grösseres Gefäss versetzt. Gut eignen sich hohe, schlanke Töpfe, die mit Kübelpflanzenerde, Blähton und Lavagrus gefüllt sind. So kommt Luft an die Wurzeln und die Bildung von Staunässe kann vermieden werden.
PALMEN WÄSSERN IM WINTER
Palmen machen auch im Topf auf dem Balkon eine gute Figur. Sie benötigen aber etwas Schutz, selbst wenn sie die winterlichen Temperaturen in unseren Breiten problemlos vertragen. Während bei Pflanzen im Gartenboden der Frost langsam von oben nach unten dringt, gefriert die Erde in Kübeln und Töpfen sehr rasch durch. Bei immergrünen Gehölzen wie Palmen entziehen Wind und Sonne dem Laub weiterhin Feuchtigkeit. Ist die Erde im Topf gefroren, können die Wurzeln den Wasserverlust jedoch nicht mehr ausgleichen. Um Frosttrockenheit zu verhindern, sollten deshalb rechtzeitig entsprechende Massnahmen getroffen werden. Die Pflanzen sind für einen Standort dankbar, der sie vor der Sonne und damit vor dem Austrocknen schützt. Ein Platz nahe der Hauswand, möglichst unter einem Dach, ist optimal. Um einen noch besseren Schutz zu bieten, ist es allenfalls empfehlenswert, die Pflanzen mit einem Vlies einzupacken. Damit die Pflanzen nicht vertrocknen, darf man das Giessen auch im Winter nicht vergessen. Die Pflanzen müssen alle zwei Wochen kontrolliert und mit Wasser versorgt werden.
LEICHTER WINTERSCHUTZ
Aus derselben Gegend kommt die Nadelpalme (Rhapidophyllum hystrix). Sie ist wahrscheinlich ein Relikt aus der letzten Eiszeit, denn sie ist ein Rekordhalter unter den winterharten Palmen, was die Kältetoleranz angeht: -20 Grad hält sie aus. Zu den widerstandsfähigen Arten zählt auch die allseits bekannte Tessinerpalme (Trachycarpus fortunei), die sich inzwischen in der Schweiz jedoch zum Problem entwickelt hat und heute zu den invasiven Neophyten zählt (siehe Tipp der Expertin).
Wer eine etwas grössere Auswahl für seinen Garten bevorzugt, kann auf Arten zurückgreifen, die zwar mehrtägige Frostperioden vertragen, bei denen aber bei Temperaturen unter -10 Grad ein leichter Winterschutz aus Vlies zu empfehlen ist. Die Blaue Zwergpalme (Chamaerops humilis) ist mit ihren silbernen, fächerförmigen Wedeln ein besonderer Schmuck und wächst eher in die Breite als in die Höhe. Die Kanarische Dattelpalme (Phoenix canariensis) ist hingegen nichts für kleine Gärten: Sie benötigt viel Platz, da sie als Fiederpalme lange, gebogene Wedel bildet und mit den Jahren in die Höhe schiesst.
DIE EXPERTIN
Inge Forster,
Fachstelle Umwelt vom Unternehmerverband JardinSuisse
ROBUSTE CHINESISCHE HANFPALME
«Die Chinesische Hanfpalme ist die Palme, die in Europa am häufigsten ausgepflanzt wird. Der Grund ist ihre Robustheit und gute Winterhärte, denn sie verträgt Temperaturen bis zu -15 Grad. Die auch als Tessinerpalme bekannte Art stammt aus Ostasien; erst 1830 kamen die ersten Exemplare aus Japan nach Europa. Während der vergangenen 30 Jahre hat die Ausbreitung der Trachycarpus fortunei in der Schweiz stark zugenommen – nicht nur im Tessin, sondern auch auf der Alpennordseite. Mittlerweile zählt sie zu den invasiven Neophyten, da sie lokal andere Pflanzen verdrängt. Sie beschattet mit ihren grossen Wedeln den Boden, so dass die heimische Begleitflora gehemmt wird. Zudem untergräbt der Neophyt die Schutzfunktion des Waldes, denn seine kurzen Wurzeln machen den Boden instabil. Chinesische Hanfpalmen sollten deshalb in der Schweiz nicht gepflanzt werden. Steht bereits ein Exemplar im Garten, muss man die Blütenstände vor der Fruchtbildung abschneiden. Entdeckt man kleine Pflanzen an unerwünschten Standorten, gilt es, sie rechtzeitig auszureissen. Früchte sollte man nicht kompostieren, sondern im Kehricht entsorgen. Gärtnerinnen und Gärtner geben gerne zu invasiven Neophyten Auskunft.»
KLEINE PALME GANZ GROSS
Das gilt auch für die Palmlilie (Yucca filamentosa), die man an warmen Standorten oft als Solitärstaude in Rabatten antrifft. Sie begeistert mit prächtigen, weissen Blütenständen, nimmt aber aufgrund ihres rosettenförmigen Wuchses und ihrer spitzen, scharfen Blätter viel Raum im Garten ein. Der Standort ist bei allen Palmenarten sorgfältig zu wählen. Dabei sind nicht nur die Bedürfnisse der bevorzugten Art zu berücksichtigen: Es gibt auch zu beachten, dass sich aus einem kleinen Pflänzchen ein stattliches Exemplar entwickeln kann. Das gilt auch für Zwergpalmen, die eher flächig wachsen und sich ausbreiten. Da Palmen immergrün sind – also ihr Laub nicht abfällt – sollten sie zudem nicht zu nah ans Haus gepflanzt werden, sonst nehmen sie mit zunehmender Grösse viel Licht weg. Schneiden darf man Palmen nicht, denn kappt man die Spitze, sterben sie ab.
CHECKLISTE
DAS MACHT PALMEN GLÜCKLICH
- Palmen haben relativ flache Wurzeln, die viel Luft brauchen. Ein guter Wasserabfluss ist wichtig, denn sie vertragen keinen nassen, schweren Boden.
- Topfpalmen benötigen eine leichte, aber trotzdem feuchtigkeitsspeichernde Erde. Der Topf sollte genügend gross sein und über einen guten Wasserabfluss verfügen.
- Um ein gutes Wurzelwachstum zu fördern, sollte man Palmen nicht zu oft, aber dafür jeweils gründlich giessen, so dass das Wasser bis in die tieferen Erdregionen vordringt.
- Pflanzen in Töpfen benötigen mehr Wasser als ausgepflanzte Exemplare, da das Substrat im Gefäss rascher austrocknet. In heissen Sommern ist eine tägliche Bewässerung nötig.
- Palmen haben einen ausgeprägten Nährstoffbedarf. Im Fachhandel ist spezieller Palmendünger erhältlich, der auf die Bedürfnisse der Exoten ausgerichtet ist.
- Die unteren Blätter der Palmen werden gelb und dann braun – das ist normal. Die abgestorbenen Wedel sollten regelmässig mit einer Baumschere oder allenfalls mit
- einer Handsäge entfernt werden.