Schöner Garten rund ums Jahr

Mit etwas Geschick kann man den Garten so anlegen, dass er nicht nur zur Hauptblütezeit, sondern durchs ganze Jahr ein Genuss für die Augen ist.

Text — Helen Weiss

 

MEHR STRUKTUR

Bäume und Sträucher haben ihre Blätter abgeworfen, die Stauden sind zurückgeschnitten und geben so den Blick auf die braune Erde frei. Auch der struppige Rasen sieht etwas traurig aus: Oftmals ist der winterliche Garten alles andere als reizvoll. Leider viel zu häufig wird der Garten nur für die Zeit von März bis Oktober geplant – ein ganzes Drittel des Jahres geht dabei schlichtweg vergessen. Dabei brauchen wir Menschen gerade im Winter etwas Schönes für die Augen und das Gemüt. Oftmals werden die Pflanzen für den Garten im Frühjahr ausgesucht und gekauft. Beim Frühlingseinkauf wählt man dann meist Gehölze und Stauden, die gerade blühen. Entsprechend öde sieht der Garten im Herbst und Winter aus. Dabei lässt sich mit etwas Planung ein Grundstück so gestalten, dass es rund ums Jahr schön anzusehen ist.

Foto: M.Grossmann/pixelio.de
Foto: Johann G./pixelio.de

Unterscheiden sich die gewählten Pflanzen in Grösse und Wuchsart, wirkt ein Garten lebendig und abwechslungsreich.

Im Winter reduziert sich der Garten auf das Wesentliche, weshalb bei der Planung vor allem der Raumaufteilung besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden sollte. Klare Strukturen werden im Winter stärker betont, da die Fülle der Blätter und Blüten fehlt. So sind etwa Gärten mit einer klassischen Aufteilung mit geschnittenen Hecken als Beeteinfassung auch während der kalten Jahreszeit eine Augenweide. Aber auch unterschiedliche Niveaus, also Terrassierungen oder Absenkungen, verleihen einem flachen Grundstück ein interessantes Raumgefühl. Mit einzelnen Gartenzimmern, die durch unterschiedliche Elemente wie etwa Hecken, Rosenbögen oder Steinmauern voneinander abgetrennt sind, schafft man zudem spannende Kontraste.

TIPP


SENKGARTEN – KOMFORTZONE IM GRÜNEN

Niveau-Unterschiede und unterschiedlich bepflanzte Plateaus geben besonders kleinen Gärten eine ganz neue Optik und Weite: Die Fläche wirkt spannungsgeladener, es eröffnen sich andere Perspektiven. Um Tiefenwirkung in den Garten zu bringen, kann sich das Anlegen eines Senkgartens deshalb lohnen. Dabei handelt es sich meist um einen quadratischen oder rechteckigen Bereich im Garten, der etwas abgesenkt und mit Natursteinmauern eingerahmt ist, die bis zur normalen Gartenhöhe aufschliessen. Die Höhendifferenz wird durch einige Stufen oder gar mehrere seitliche Zugangsmöglichkeiten ausgeglichen – so ergeben sich terrassierte Zwischenebenen für attraktive Rabatten. Natursteinmauern, die den Senkgarten auf allen vier Seiten einrahmen, stützen die bepflanzten Böschungen. Im Zentrum liegt ein Teich, ein blühendes Beet oder auch ein gepflasterter Platz mit einladenden Sitzplätzen. Der abgesenkte Garten bietet Wind- und Frostschutz: Die einfassenden Mauern und Bodenplatten erwärmen sich und geben die gespeicherte Wärme zurück. Das ist nicht nur gut für die Pflanzen – auch Menschen haben es so im Senkgarten äusserst behaglich.

MALERISCHE WUCHSFORM

Man sollte bei der Planung auch die dritte Dimension miteinbeziehen. Nebst dem Bau einer Pergola lassen sich vertikale Höhen auch einfach mit Pflanzen einbringen. Kleinkronige oder säulenförmige Bäume eignen sich dafür besonders gut. Immergrüne Gehölze bringen zudem Farbe in den winterlichen Garten. Damit darf man jedoch nicht übertreiben, da der Garten im Frühling und Sommer sonst zu gleichförmig wirkt. Ihre Anzahl sollte in einem ausgewogenen Verhältnis zu laubabwerfenden Blütengehölzen sowie Rosen, Sommerblumen und Stauden stehen. Viele laubabwerfende Sträucher tragen nicht nur ansprechende Blüten, sondern zeigen auch eine malerische Wuchsform, mit der sie in den Wintermonaten einen Blickpunkt darstellen.

DER EXPERTE

Andreas Schedler,
Gärtnermeister
in der Baumschule
Hauenstein
in Rafz (ZH)

«BEEREN SIND NAHRUNGSQUELLEN FÜR VIELE VOGELARTEN»

«Schöne Früchte sind im Herbst und Winter ein besonderer Schmuck, Zierobst wie Apfel und Mispel sind daher beliebte Gartengehölze. Bei den niedrigen Sträuchern fallen vor allem Berberitze und Apfelbeere durch ihre leuchtend roten und schwarzen Beeren auf. Auch die Felsenbirne, wegen ihrer schönen Blüte und dem orangeroten Blattkleid im Garten ein Trumpf, trägt hübsche blauschwarz bereifte Beeren. Die Beeren haben aber nicht nur ästhetischen Wert, sondern dienen auch als Nahrungsquelle für viele Vogelarten. Dies gilt auch für die Samenstände von Stauden, die, mit Raureif überzogen, eine Zierde im Winter darstellen. Sonnenhut, Kugeldistel, Königskerze und Brandkraut präsentieren sich auch nach der Blüte wunderschön und beleben den winterlichen Garten. Grundsätzlich sollte man die Fruchtstände von Doldenblütlern, etwa Gewürzfenchel, aber auch Ziergräser stehen lassen, statt die Stauden im Herbst bodeneben zurückzuschneiden. Dabei darf man ruhig selektiv vorgehen: Wenn der Samenstand Mitte Winter verkümmert ist, kann man ihn immer noch abschneiden.»

BLICKFANG IM WINTER

Daneben bilden auch immergrüne Stauden wie etwa Farne Blickpunkte. Die Hirschzunge oder der gelappte Schildfarn, die ihre Wedel über den Winter nicht einziehen, bringen Struktur ins winterliche Staudenbeet. Da man sich während der kalten Jahreszeit eher selten im Garten aufhält, sollten Pflanzen, die im Winter einen besonderen Blickfang darstellen, an Stellen gesetzt werden, die vom Haus aus gut sichtbar sind. Blickfänge lassen sich auch mit attraktiven Accessoires wie etwa schönen Töpfen, Amphoren, Statuen, Natursteinen oder einer Vogeltränke schaffen. Der Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt. Hierbei gilt jedoch der Grundsatz «weniger ist mehr»: Accessoires wirken schöner, wenn sie schlicht inszeniert werden.

TIPP

Foto: Tina Lehmann/pixelio.de


PROBLEMZONEN KASCHIEREN

Kein Garten ist perfekt. Überall gibt es schwierige Gartenecken, die einen weniger schönen Anblick bieten – sei es der Kompost- oder Mülltonnenplatz, die kahle Sichtschutzwand oder das Beet im Schatten. Aber jede auch noch so unliebsame Ecke im Garten kann mit ein paar Tricks in einen tollen Hingucker verwandelt werden. So lässt sich etwa die Garagenwand, die an den Garten grenzt, mit Kräutern, Exoten und Stauden in Töpfen verschönern. Mit Tischen, Leitern und Etageren kann in die Höhe gestaltet und
sogar eine Sitzgelegenheit integriert werden. Der Kompost lässt sich hingegen ideal hinter einer Hecke oder einem berankten Zaun verstecken. Hochwachsende Stauden oder hohe Gräser zu beiden Seiten binden den Behälter harmonisch in die Umgebung ein. Die schnellste Sichtschutzlösung für die Gartengrenze oder die Terrasse sind Stellwände aus Holz. Zwar halten sie von einem Tag auf den anderen Blicke fern, doch wirken sie oft wie Fremdkörper. Kletterpflanzen schaffen in diesem Fall schnell Abhilfe. Und an der Nordseite des Hauses oder in dunklen Bereichen unter Bäumen gedeihen verschiedene Farnarten ganz prächtig.