Wildtiere im Garten
Tiere bereichern den Garten und fördern das Pflanzenwachstum. Doch sie können auch Schäden verursachen und Krankheiten verbreiten. Was Hausbesitzer wissen sollten.
Text — Raphael Hegglin
VERLOCKENDES NAHRUNGSANGEBOT
Fuchs und Hase sagen sich nicht nur in ländlicher Idylle gute Nacht: Sie tun es längst auch in der Stadt. So sollen in Zürich über 1000 Füchse leben, auch Dachse ziehen nachts ihre Runden, und gelegentlich tauchen sogar Wildschweine auf. Kein Wunder: Das Nahrungsangebot in der Stadt ist nicht nur für uns Menschen reichlich. Weggeworfener Fastfood, offene Abfallkübel und Millionen von Krümeln und Bröseln machen die Strassen zu einem einladenden Buffet für Tiere. Während sich die einen über die Stadtsafari freuen, bekommen andere die negativen Folgen davon zu spüren: Umgegrabene Gärten, verkotete Gemüsebeete – inklusive Fuchsbandwurm-Risiko – und auf dem Rasen verteilter Abfall sind nur einige Beispiele dafür. Betroffen davon sind vor allem Hausbesitzer. Oft sind sie jedoch selbst Teil des Problems.
CHECKLISTE
WAS HÄLT FÜCHSE FERN:
- Keine Futternäpfe herumstehen lassen
- Keine Essensreste, auch nicht in Abfallsäcken, herumliegen lassen
- Komposthaufen zudecken
- Mögliche Unterschlüpfe versperren
- Kinderspielsachen, Schuhe, Lederwaren, weiche und leicht wegtragbare Gegenstände wegräumen
- Wenden Sie sich bei Problemen an die zuständigen Stellen (Jagdaufseher oder Wildhüter).
AM BESTEN VERMEIDEN
Nicht jeder tierische Gast ist gleichermassen willkommen. So teilt der Mensch seit Jahrtausenden in Nützlinge und Schädlinge ein. Während erste – zum Beispiel Regenwürmer, Bienen oder Marienkäfer – Pflanzen wachsen und blühen lassen, machen sich zweitgenannte über menschliche Besitztümer her und zerstören sie. Das ist eine zugegebenermassen subjektive, auf den Menschen fokussierte Betrachtungsweise. Doch wer von Wildschaden betroffen ist, neigt dazu, in Schwarz und Weiss einzuteilen. Geht es um Fuchs und Marder, ist Vermeiden die wichtigste Strategie. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, zäunt sein Grundstück vollständig ein. Allerdings sind solche Installationen sehr aufwendig und entsprechend teuer: Das Drahtgeflecht muss mindestens 30 Zentimeter in den Boden reichen dort an einem Balken befestigt oder in ein Fundament eingegossen sein. Die Höhe des Zauns sollte mindestens 1,8 Meter betragen und der Eingang zum Grundstück muss ebenfalls gesichert sein. Oft sind solche Zäune jedoch nicht realisierbar, da keine Baubewilligung erteilt wird.
INFO
ARTENVIELFALT IM GARTEN
Bei geeignetem Lebensraum kommen viele nützliche Tiere von alleine. So fördert man die Artenvielfalt im Garten:
IGEL und andere kleine Tiere verkriechen sich gerne in Asthaufen. Eine verwilderte Ecke im Garten wird ebenfalls gerne angenommen. Mehr dazu: www.pro-igel.ch
VÖGEL haben im Siedlungsraum oft Mühe, geeignete Nistplätze zu finden. Nistkästen sind daher immer willkommen. Wer dazu noch einheimische Sträucher pflanzt, sorgt auch gleich für ideale Nahrung. Mehr dazu: www.birdlife.ch
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REPTILIEN finden in Steinhaufen und in stehengelassenem Altgras Unterschlupf. Doch haben es Eidechsen und andere Reptilien schwer in unseren Gärten. Ihre Hauptfeinde sind die Hauskatzen, welche sie im Siedlungsbereich nahezu ausgerottet haben. Mehr dazu: www.karch.ch
Foto: Christian Bieri/Fotolia.com
AMPHIBIEN bevorzugen Gärten mit Waldanschluss oder solche, die an andere Gärten grenzen. Zäune, Mauern und Hecken sollten daher durchlässig sein. Amphibien fühlen sich besonders wohl in vielfältigen, strukturreichen Gärten, die sonnige wie auch feucht-schattige Aufenthaltsorte bieten. Teiche sind für viele Amphibienarten nicht zwingend notwendig. Dafür aber Ritzen und Löcher in Mauern und unter Steinen, in denen sich die Tiere zurückziehen können. Schächte und Kellereingänge sollten zudem über einen geeigneten Ausstieg verfügen – sonst können sie zur tödlichen Falle werden. Mehr dazu unter: www.karch.ch und www.pronatura.ch
Foto: alexandrink1966/Fotolia.com
INSEKTEN wie Wildbienen benötigen Blütenpflanzen und Blütengehölze wie Obstbäume, Weiden oder Wildrosen. Die Nistplätze unterscheiden sich je nach Art. Künstliche Nisthilfen (Bienenhotels) sind für Hohlraum-Bewohner interessant, daneben gibt es noch Markstängel-Bewohner, Steilwand-Bewohner, Totholzbewoher und Erdnister. Ein möglichst abwechslungsreicher, naturbelassener Garten wird den unterschiedlichen Gemütern daher am meisten gerecht. Mehr dazu unter: www.wildbee.ch
Foto: Eileen Kumpf/Fotolia.com
KATZENFUTTER LOCKT TIERE AN
Besser ist es, Füchse und Marder erst gar nicht anzulocken. Das heisst: Alle Nahrungsquellen entfernen und verhindern, dass die Tiere im Garten Unterschlupf finden. Nahrung finden sie übrigens nicht nur in Abfall und Essensresten: Katzenhalter vergessen oft, dass draussen bereit gestelltes Katzenfutter andere Tiere magisch anzieht.
Wenn Katzen draussen gefüttert werden, dann sollte das immer zur gleichen Zeit geschehen. Die Hauskatzen werden sich schnell an die Fütterungszeiten gewöhnen und zur Stelle sein. Nach dem Füttern sollten die Näpfe sofort wieder ins Haus gebracht werden – sonst machen sich schnell ungebetene Gäste darüber her.
Wildschweine können erheblichen Schaden verursachen. Sie breiten sich mittlwerweile sogar im urbanen Raum aus.
Verstecke ziehen Tiere ebenfalls an. Bis auf den Boden hängende Äste von Gebüsch und Bäumen sollte man daher regelmässig zurückschneiden. Unterschlüpfe wie zum Beispiel solche unter Treppen sollten unzugänglich gemacht werden. Das kann mittels Zumauern oder durch engmaschige Drahtgitter erfolgen. Doch Vorsicht: Wer Unterschlüpfe verschliesst, muss vorher sichergehen, dass sich nicht bereits ein Tier darin versteckt. Es verendet sonst qualvoll.
DER EXPERTE
Josef Leu,
Präsident des
Vereins Zürcher
Jagdaufsicht VZJ
«MAN SOLLTE WILDTIERE NIE FÜTTERN»
«Am häufigsten werde ich wegen Füchsen und Mardern gerufen. So vielfältig die damit verbundenen Schäden und Probleme auch sind, sie sind meist auf die Ursachen Nahrung, Unterschlupf und Spielmöglichkeiten zurückzuführen. Was die Nahrung betrifft, so sollte man Wildtiere nie füttern. Damit schadet man ihnen nur. Denn zutrauliche Wildtiere werden früher oder später für Menschen zum Problem. Oft übersieht man auch, wie zahlreich die Nahrungsquellen im Siedlungsraum ohnehin schon sind. Neben Essensresten und Futtertellern ziehen Abfallsäcke, Komposthaufen und auf dem Boden liegendes Obst sowie Beeren viele Tiere an. Vergessen Sie zudem den Spieltrieb der Füchse nicht: Räumen Sie Kinderspielsachen, Schuhe, Lederwaren sowie weiche und leicht wegtragbare Gegenstände weg. Doch Hand aufs Herz: Oftmals kann man sich mit Tieren im Siedlungsraum auch arrangieren oder sich sogar an ihnen erfreuen. Manchmal fehlt es aber diesbezüglich an Verständnis. Ich empfehle Hausbesitzern daher, bei Fragen frühzeitig zum Telefon zu greifen. Wir beraten gerne. Die Kontaktdaten dazu bekommen Sie bei der Polizei oder der Gemeinde.»
MARDER FINDET JEDE RITZE
Der Steinmarder ist vor allem an Verstecken interessiert – oder an Kabeln und Schläuchen in Motorfahrzeugen. Das Tier kann sich durch kleine Öffnungen von weniger als zehn Zentimetern Durchmesser durchquetschen. Wer sein Haus mardersicher machen möchte, muss daher jede noch so kleine Ritze verschliessen. Das ist durchaus empfehlenswert: Nisten sich Marder zum Beispiel in der Isolationsschicht des Daches ein, beträgt der damit verbundene Schaden schnell mehrere tausend Franken. Autos und Vorplätze lassen sich mittels Marderschreck sichern: Empfehlenswert sind Ultraschallgeräte mit einer variablen Frequenz von unter 20 kHz, einer variablen Impulsdauer und Impulsfolge durch Zufallsgenerator. Hals-Nasen-Ohrenärzte warnen jedoch vor falsch eingestellten Geräten: Sobald der Ton – auch bereits von jungen Menschen – hörbar ist, kann dies zu Hörschäden führen.
Wildtiere finden in naturnahen Gärten viel Nahrung. Ein friedliches Miteinander ist trotzdem möglich.
Zeichnen sich Probleme mit Wildtieren ab, wendet man sich am besten frühzeitig an eine Fachperson, um eine optimale Lösung zu finden. Für ein erstes, neutrales Gespräch empfiehlt sich der zuständige Jagdaufseher oder Wildhüter.