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Nachhaltig leben

Manchmal braucht es gar nicht viel. Im Gegenteil: Oft ist weniger sogar mehr, auch im und ums Haus. Zum Beispiel mehr Umweltschutz, mehr Sauberkeit, mehr Gerechtigkeit – und nicht selten auch mehr im Portemonnaie.

Text — Thomas Bürgisser

WENIGER CO2, MEHR KLIMASCHUTZ!

Je höher die Konzentration an Treibhausgasen in der Atmosphäre, desto mehr erwärmt sich die Erdoberfläche. Das wichtigste Treibhausgas: CO2.

  • HEIZSYSTEM MODERNISIEREN: Moderne Brenner oder erneuerbare Energieträger reduzieren den CO2-Ausstoss am meisten.
  • HAUS DÄMMEN: Über die Fassade lassen sich rund 20 Prozent Wärmeenergie einsparen, übers Dach 15 Prozent, beim Keller 8 Prozent.
  • SOLARSTROM PRODUZIEREN: Mit einem kompletten Solardach auf dem Einfamilienhaus entfallen über drei Tonnen CO2.
  • THERMOSTATE INSTALLIEREN: Auf 100 Quadratmeter Wohnfläche lassen sich so etwa 450 Kilogramm CO2 einsparen.
  • SCHWEIZER HOLZ VERWENDEN: Brennholz ist CO2-neutral. Stammt es aus der Region, entfallen auch noch die Transportkilometer.
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WENIGER STROM, MEHR GELD!

Nach Heizen und Warmwasser hat Strom den grössten Anteil am Energieverbrauch. Hier spart man auch gleich noch Geld.

  • LED EINSETZEN: Werden im durchschnittlichen Haushalt alle Lampen durch LED ersetzt, spart man jährlich über 100 Franken.
  • BESTE ENERGIEKLASSE: Bei neuen Geräten die beste Energieklasse wählen und auf die richtige Grösse achten – beides spart auch CO2.
  • GERÄTE AUSSCHALTEN: Der Standby-Modus verursacht etwa zehn Prozent des Stromverbrauches.
  • KÄLTER WASCHEN: Wer seine Wäsche mit 30 anstatt 40 Grad wäscht, spart 20 Prozent Strom.
  • WASSER SCHNELL KOCHEN: In einer alten Pfanne ohne Deckel gehts gut fünfmal länger wie im Wasserkocher – und braucht viermal so viel Strom.
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TIPPS

WENIGER IST MEHR: AUCH BEI ZURÜCKGELEGTEN KILOMETERN FÜR DIE FERIEN!

Es muss (oder kann) nicht immer das Ausland sein. Ferien in der Schweiz machen ebenso Spass – und sparen erst noch CO2. Wie wärs zum Beispiel mit:

  • Schweizer Städte entdecken mit Detektiv Dachs und seinen Detektiv-Trails: www.detektiv-trails.com
  • Lust auf Schmetterlinge, einen Lehrpfad oder fantasievolle Fabeln – und das alles beim Wandern? Themenwanderwege gibts auf www.wanderungen.ch
  • Spielerisch die Natur erkunden und erst noch Gutes tun: Das Projekt «Mission B» von Schweizer Radio und Fernsehen fördert Biodiversität und hat viele Tipps, um den Garten oder Balkon auf Vordermann zu bringen und Kindern die Natur näher zu bringen: www.missionb.ch
  • Mit dem Zug hin, mit dem (Elektro)-Velo los, mit dem Zug wieder zurück: Mit über 200 Vermietstationen bietet «Rent a bike» auch Einweg-Mieten. Und ein gutes Touren-Verzeichnis auf www.rentabike.ch
  • 45 Schweizer Top-Attraktionen, zwölf UNESCO-Welterbestätten,
  • 22 Seen: Die Schweiz in (mindestens!) fünf Tagen – oder auch einzelnen Touren – gibts mit der «Grand Tour of Switzerland»: www.grandtour.myswitzerland.ch

WENIGER WASSER, MEHR SOLIDARITÄT

Die Schweiz gilt als Wasserschloss Europas. Wassersparen macht trotzdem Sinn.

  • ÜBERLEGT GÄRTNERN: Im Sommer unterstützt jeder Gartenbesitzer, der mit Regenwasser tränkt, auch die Landwirtschaft.
  • SPARSAM SPÜLEN: 140 Liter Wasser verbrauchen wir täglich. Das meiste beim WC-Spülen. Moderne Toiletten mit Spülstopp helfen. Oder Trockentoiletten.
  • DUSCHEN STATT BADEN: 40 statt 200 Liter Wasser, im Extremfall. Und zwar warmes Wasser, also auch Energie.
  • GESCHIRRSPÜLER VERWENDEN: Wer den Geschirrspüler richtig füllt, spart im Gegensatz zur Handwäsche gut 50 Prozent Wasser und 28 Prozent Energie.
  • NICHT GAR NICHTS: Ein wenig Wasser in den Leitungen brauchts dann trotzdem. Gegen Keime oder Verschlammungen.
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WENIGER KALK, MEHR SAUBERKEIT

Gut 150'000 Tonnen Wasch- und Reinigungsmittel gelangen in der Schweiz jährlich ins Abwasser. Eine Belastung für Kläranlagen und Grundwasser.

  • WASSER ENTHÄRTEN: Mit weichem Wasser spart man 50 Prozent an Seife und Waschmittel. Und dank weniger Kalk auch Reinigungsmittel.
  • REGELMÄSSIG PUTZEN: Nicht warten, bis hartnäckige Verunreinigungen nach Spezialputzmittel verlangen.
  • DOSIERUNG BEACHTEN: Oft sind sogar die von Herstellern empfohlenen Mengen an der oberen Grenze.
  • AUF HAUSMITTEL SETZEN: Essig zum Entkalken, Backpulver bei angebrannten Pfannen... es muss nicht immer Chemie sein.
  • UMWELTFREUNDLICH PUTZEN: Natürliche, nachwachsende Rohstoffe, biologisch abbaubar, nachhaltig produziert – gibts auch bei Reinigungs- und Waschmittel.
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DER EXPERTE

Luca Geisseler,
Executive Behavioral Designer und Managing Partner bei FehrAdvice

«ES IST WICHTIG, DASS MAN NICHT VON VERZICHT SPRICHT»

Über unser Essverhalten könnten wir einiges bewegen, zum Beispiel mit weniger Fleischkonsum CO2-Emissionen senken. Luca Geisseler, wieso fällt uns Verzicht trotz dieses Wissens schwer?
Das Wissen um negative Auswirkungen ist eine Grundlage, um ein Verhalten zu ändern. Es reicht aber nicht, wie das Rauchen zeigt. Und gerade Fleisch ist bei vielen gewohnheitsbedingt einfach fest als Hauptzutat eines Gerichtes verankert.

Aber Sie beraten bei FehrAdvice als Verhaltensforscher Ihre Kunden, wie man menschliches Verhalten ändert. Sie haben doch sicher auch für uns einen Tipp, wie wir unseren «inneren Schweinehund» überwinden?
Sich selber Ziele setzen. Beispielsweise nur noch zweimal pro Woche oder am Wochenende Fleisch essen. Dafür dann umso bewusster, vielleicht ein besseres Stück. Hilfreich ist ausserdem, wenn man das Verhalten nicht alleine, sondern zusammen mit anderen ändern kann. Und es ist wichtig, dass man eben nicht von Verzicht spricht.

Sondern?
In Restaurants oder Kantinen wird das Vegetarische oft als zweitklassig dargestellt. Oft wird es als Menü 3 von drei angebotenen Menüs aufgeführt und die Zutaten sind nur spärlich beschrieben. Man bekommt das Gefühl, man wähle etwas Schlechteres. Wird das vegetarische Menü aber nicht speziell ausgeschildert und als Menü 1 aufgeführt, wählen es Gäste öfters, wie Studien gezeigt haben. Das funktioniert auch zuhause, indem man nicht extra betont, dass es heute fleischlos gibt, sondern es schlicht als feinen Auflauf mit Gemüse vielleicht sogar aus dem eigenen Garten anpreist. Die Präsentation ist also entscheidend.

WENIGER ABFALL, MEHR RESSOURCEN

Wir verbrauchen hierzulande dreimal so viele Ressourcen, wie die Welt langfristig bietet.

  • ABFALL RECYCLEN: Wir recyclen zwar schon die Hälfte unseres Abfalls. Aber auch die andere enthält wertvolle Wertstoffe.
  • PLASTIK VERMEIDEN: Jeder Schweizer füllt jährlich eine Badewanne mit Plastik. Das verbraucht nicht nur Erdöl: Der Abbau von Plastik dauert bis zu 500 Jahre.
  • EINMAL MEHR REPARIEREN: In jedem neuen Gerät stecken Ressourcen wie Kupfer, seltene Erden, teilweise sogar Gold.
  • ESSEN RICHTIG PLANEN: Ein Drittel aller Lebensmittel in der Schweiz wird weggeworfen. Ein Menüplan und ein darauf abgestimmter Einkauf helfen.
  • AUF INHALTSSTOFFE ACHTEN: Palmöl, Plastik, Erdöl – hats alles teilweise in Waschmittel, Kosmetik und sogar im Essen.
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