Tresore fürs Eigenheim
Sind die Wertsachen zuhause sicher verwahrt, lassen sich die Ferien unbeschwerter geniessen. Doch bei der Wahl der Tresors gilt es einiges zu beachten.
Text — Raphael Hegglin
«Vorsicht Minen!», «Fussangeln!» und «Letzte Warnung – Hände weg vor fremdem Eigentum!» Wer vor Dagobert Ducks bewohnbarem Geldspeicher steht, weiss, was ihn erwartet: Jede Menge Ärger und dicke Wände aus Stahlbeton! Trotzdem schaffen es die Panzerknacker immer wieder, das gut geschützte Gold zu stehlen. Dazu benötigen sie allerdings Hubschrauber, Tunnelbohrer und überdimensionale Geldsaugvorrichtungen.
In der realen Welt braucht es glücklicherweise weniger, um Wertsachen zu schützen – insbesondere, wenn es nicht um ein Millionenvermögen geht. Denn durchschnittliche Einbrecher haben nicht viel Zeit: Einige Minuten müssen reichen, um sich alles unter den Nagel zu reissen. Daher ist es sinnvoll, Wertsachen und wichtige Dokumente zu Hause in einem Panzerschrank aufzubewahren. Hat dieser eine ausreichende Widerstandsklasse, versuchen sich Einbrecher oft gar nicht erst daran.
INFO
WAFFEN GEHÖREN WEGGESCHLOSSEN
In der Schweiz befinden sich über 2,5 Millionen Schusswaffen in Privatbesitz. Laut Gesetz müssen diese sowie die Munition sorgfältig aufbewahrt und vor dem Zugriff Dritter geschützt sein. Was es dazu genau braucht, ist nicht definiert. Grundsätzlich reicht es, wenn Einzelpersonen eine Waffe in einer abgeschlossenen Wohnung aufbewahren.
Empfehlenswert sind jedoch Waffenschränke, wie es sie in fast allen Baumärkten relativ günstig zu kaufen gibt. Diese bieten zwar keinen besonders hohen Schutz vor Einbrechern, verhindern aber wirkungsvoll, dass Kinder und Jugendliche an Waffen und Munition gelangen können. Etwas, das es unter allen Umständen zu vermeiden gilt!
BILLIGMODELLE SCHNELL GEKNACKT
Doch sicher ist leider nicht immer sicher: Vor einigen Jahren zeigte die Konsumenten-Sendung Kassensturz auf, wie einfach Billigmodelle zu knacken sind: Oft reichte ein Schraubenzieher, um einen Möbeltresor innerhalb von zwei Minuten aufzustemmen. Problematisch können auch elektrische Tresore mit Magnetschalter sein. Bei Modellen ohne zusätzliche Sicherung reichte es im Test, auf den Tresor zu schlagen und gleichzeitig den Öffnungshebel zu betätigen – schon ging er auf.
Experten raten vor solchen Tresoren dringend ab. Denn Einbrecher haben mit ihnen sogar leichteres Spiel, als wenn die Wertgegenstände an verschiedenen Orten im Haus versteckt sind und sie diese mühsam zusammensuchen müssen. Beim Kauf eines Tresors sollte man sich daher durch eine Fachperson beraten lassen: Für die Wahl ist es zentral, die persönlichen Anforderungen genau zu definieren und einen Tresor mit ausreichender Sicherheitsstufe zu wählen (siehe auch Infokasten «Normen und Widerstandsgrad»).
DER EXPERTE
Dr. Oliver Class,
aus Zürich ist Kunstsachverständiger & Experte für Kunstversicherungen Allianz Suisse.
««FÜR EINEN WIRKSAMEN DIEBSTAHLSCHUTZ BRAUCHT ES MEHRERE MASSNAHMEN»
Das Haus bzw. die Wohnung müssen möglichst einbruchsicher sein. Hierzu sind widerstandsfähige Fenster und Türen erforderlich. Je nach Situation kann eine Alarmanlage zusätzliche Sicherheit schaffen – das sollte man mit einer unabhängigen Fachperson herausfinden. Ein Tresor für besondere Wertgegenstände wie eine Uhrensammlung, Schmuck oder Kunstgegenstände ist ebenfalls sinnvoll.
Doch ist für dessen Wahl professionelle Beratung erforderlich. Nur so ist die Widerstandsklasse des Tresors der Situation angepasst und dieser fachgerecht eingebaut. Nicht zuletzt sollen wertvolle Güter auch durch eine massgeschneiderte Versicherung geschützt sein. Dazu betrachten wir immer die Gesamtsituation und erarbeiten mit den Eigentümern ein individuelles Massnahmenpaket.»
SCHLÜSSEL ODER ZAHLENCODE
Korpus und Tür müssen bei einem Tresor möglichst robust sein. Während einfache Modelle mit niedriger Sicherheitsstufe einwandig sind, bestehen robustere aus zwei oder sogar drei Wänden. Die Zwischenräume sind bei diesen zum Hitzeschutz mit einem Dämmstoff und Beton gefüllt. Spezielle zusätzliche Füll-Materialen bewirken, dass Einbruchswerkzeug wie Trennscheiben schnell abstumpfen.
Wichtigstes Bedienelement an einem Tresor ist das Schloss. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen mechanischen und elektronischen Schlössern – sicher können sie beide sein. Erstere lassen sich mittels Schlüssel oder mechanischem Zahlensystem öffnen; elektronische Schlösser öffnet man mittels Zahlencode oder Fingerprint-Scan. Jede Verschlussart hat ihre Vor- und Nachteile: Schlüssel kann man verlieren, Zahlencodes hingegen vergessen. Wichtig ist daher immer ein Plan B. Das heisst, einen Zweitschlüssel an einem sicheren Ort aufzubewahren bzw. Pin- und Zahlencodes irgendwo sicher abzulegen. Ebenfalls wichtig ist, eine Person des Vertrauens einzuweihen. Im Falle eines Unfalls oder gar des Todes kann sie dann den Tresor öffnen und die Wertgegenstände verwalten bzw. dem Testamentsvollstrecker zukommen lassen.
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TRESOR, SAFE ODER PANZERSCHRANK?
Wo liegt eigentlich der Unterschied zwischen einem Tresor, einem Safe und einem Panzerschrank? Der Begriff Tresor stammt aus dem Griechischen und bedeutet Schatzhaus bzw. Schatzkammer (Thesaurus). Genau genommen ist ein Tresor also ein vor Einbruch geschützter Raum. Solche gibt es seit der Antike, wo sie wichtiger Bestandteil von Palästen und Festungen waren. Ein Safe ist fachsprachlich ein kleiner Panzerschrank, der üblicherweise in einem Möbelstück versteckt ist (z.B. ein Hotelzimmer-Safe). Umgangssprachlich werden Safe und Tresor allerdings mit einem Panzerschrank gleichgesetzt und man kann alle Begriffe für ein- und dasselbe verwenden. Übrigens: Schatztruhen als Vorläufer von Panzerschränken gab es bereits im Mittelalter. Erste Tresore bzw. Panzerschränke kamen dann etwa vor 200 Jahren auf den Markt. Bis etwa vor 60 Jahren entwickelte und konstruierte jeder Hersteller seine eigenen Panzerschränke. Später wurden dann verbindliche Normen ausgearbeitet.
WEGTRANSPORT VERUNMÖGLICHEN
Nicht nur die Konstruktion eines Tresors ist entscheidend, sondern auch, wie er aufgestellt wird. Allgemein gilt: Tresore, die weniger als 1000 Kilogramm wiegen, müssen fest in der Wand und im Boden verankert sein. Kleinere Tresore wie Möbeltresore werden zusätzlich eingemauert. Nur so lässt sich verhindern, dass sie Einbrecher nicht kurzerhand herausbrechen und abtransportieren, um sie dann in aller Ruhe in einer Werkstatt aufzubrechen. Und falls der schlimmste Fall doch eintritt und der Tresor geknackt wird? Wichtig ist, dass sämtliche darin enthaltenen Wertgegenstände auf einer Inventarliste aufgeführt und möglichst detailliert beschrieben sind. Diese Angaben wird die Polizei nach einem Einbruch in eine Datenbank eingeben. Falls das Diebesgut später wiederauftaucht, lässt es sich so schnell den Besitzern zurückgeben.
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NORMEN SCHAFFEN SICHERHEIT
Die Sicherheitsstufe bzw. der Widerstandsgrad beziffert, wie sicher ein Tresor ist. Soll der Inhalt zudem vor Feuer, Rauch und Löschwasser geschützt sein, benötigt der Tresor zusätzliche Zertifikate. Das sind die wichtigsten Normen für Tresore:
- Sicherheitsklassen nach VDMA: Sie teilen ein in die Klassen A und B. Beide bieten nur begrenzten Einbruchschutz; die Sicherheitsstufe B auch einen gewissen Schutz vor Feuer.
- Sicherheitsstufen nach EN 14450: Die Sicherheitsstufen S1 und S2 bieten bereits etwas mehr Sicherheit als die Klassen A und B. Die Tresore müssen mindesten doppelwandig ausgeführt sein.
- Die Norm EN 1143-1 ist am strengsten: Aufbruchtests mit verschiedenen mechanischen und thermischen Einbruchwerkzeugen bilden die Grundlage für diese Zertifizierungen. Die Norm teilt ein in die Sicherheitsstufen N(0) bis V. Bereits in der untersten Stufe N(0) sind Tür und Korpus mehrwandig und mit einem umlaufenden Feuerfalz versehen.
- Der Feuerschutz wird von den Normen EN 1047-1 sowie EN 15659 definiert – und zwar folgendermassen: LFS 30 P / LFS
60 P = 30 resp. 60 Minuten leichter Feuerschutz für Papier, S
60 P / S 120 P = 60 resp. 120 Minuten Feuersicherheit für Papier,
S 60 DIS / S 60 DIS = 60 resp. 120 Minuten Feuersicherheit für Datenträger.
Welcher Sicherheitsstandard individuell erforderlich ist, sollte man zusammen mit einer Fachperson bestimmen.