Richtig Wäsche waschen
Weniger ist mehr, heisst die Devise beim Waschen. Ob es dabei um die Wärme des Wassers oder die Dosierung des Waschmittels geht: Mit einigen Tricks kann man das Portemonnaie und so auch die Umwelt schonen.
Text — Helen Weiss
Die Waschmittel in den Regalen der Detailhändler präsentieren sich in knalligen Farben und mit fantasievollen Namen. Die Auswahl scheint schier grenzenlos: Pulver, Tabs, Perlen und Gel für Bunt- und Kochwäsche, für Synthetisches, für Seide, für schwarze oder weisse Wäsche. Wer jedoch energieeffizient, sparsam und umweltschonend waschen will, hat kaum die Qual der Wahl. Denn für den Armani-Lieblings-Slip oder das Dolce&Gabbana-Seidenshirt reicht ein Feinwaschmittel, da müssen es nicht gleich zehn sein: Grundsätzlich genügt ein umweltfreundlichen Basiswaschmittel in Pulverform. Baukastensysteme schneiden bei der Umweltbilanz am besten ab: Man kann die einzelnen Bestandteile – also Basiswaschmittel, Bleichmittel und Wasserenthärter – nach Bedarf kombinieren und sparsam dosieren. Auf Weichspüler sollte hingegen ganz verzichtet werden, da er kaum abbaubar und deshalb sehr umweltschädlich ist.
TIPP
RICHTIG AUFHÄNGEN SPART DAS BÜGELN
Mit dem richtigen Aufhängen kann viel Zeit und Energie gespart werden. Gehört das Bügeln nicht gerade zum liebsten Zeitvertreib, sollte man darauf achten, dass die feuchte Wäsche nicht zu lange in der Waschmaschine oder im Wäschekorb liegen bleibt, sonst riecht sie muffig und zerknittert stark. Die Wäschestücke sollten vor dem Aufhängen kurz geschüttelt und glatt gezogen werden. Doch Vorsicht: Zieht man das feuchte Kleidungsstück beim Aufhängen auf der Wäscheleine straff, gerät es aus der Form. Kleider aus Seide und Wolle sollten zudem möglichst flach liegend trocknen. Hängt man Hemden sofort nach dem Waschen feucht auf einen Kleiderbügel und streicht den Stoff mit der Hand glatt, geht das Bügeln schneller und leichter. Trocknen an der Luft ist umweltschonend und erst noch gratis. Wäschestücke sollten aber nicht an der Sonne getrocknet werden, sonst bleichen die Farben aus.
MIT VOLLER TROMMEL ENERGIE SPAREN
Doch der richtige Umgang mit der Wäsche hängt nicht allein von der Wahl des Mittels ab, sondern beginnt eigentlich bereits beim Kleiderkauf. Bei der Garderobe sollte man darauf achten, dass die Gewebe ähnlich sind, damit pro Waschgang immer eine ganze Trommel gefüllt werden kann. Die meisten Haushaltswaschmaschinen fassen im Koch- und Buntwaschgang 4,5 bis 5 Kilogramm Wäsche. Optimal sind Wasser- und Energieverbrauch der Waschmaschine dann, wenn diese voll beladen ist. Die vom Hersteller der Waschmaschine für jedes Waschprogramm angegebenen Füllmengen sollten jedoch nicht überschritten werden. Allerdings ist es bei bestimmten Textilarten wie zum Beispiel Wolle ratsam, die Trommel höchstens bis zur Hälfte oder weniger zu füllen, um ein mögliches Verfilzen zu verhindern.
DIE EXPERTIN
Michaela Picker-Bailer*
«WENIGER IST MEHR»
«Das Waschverhalten sowie der Bezug zur Verschmutzung hat sich in den letzten Jahren generell verändert. Hygiene wird gross geschrieben – einmal getragen, landen Pullover und Hosen bereits in der Waschmaschine. Wenn die Kleidungsstücke kaum verschmutzt sind, kann man sie auch auslüften. Und dass es kräftig schäumen muss, damit die Wäsche auch richtig sauber ist, erweist sich ebenfalls als Irrtum. Denn bei der Dosierung gilt: Weniger ist mehr. Nicht nur der Umwelt, auch dem Portemonnaie zuliebe. Grundsätzlich sollte man sich an die Anweisungen der Hersteller halten oder sogar eher etwas weniger Waschmittel verwenden.
Wichtig bei der Dosierung des Waschmittels ist ebenfalls der Härtegrad des Wassers. Den Härtegrad des eigenen Wohngebiets erfährt man bei der Gemeinde oder beim zuständigen Wasserwerk. Wer über sehr hartes Wasser verfügt, sollte einen Wasserenthärter beifügen, damit der Waschmittelverbrauch nicht so hoch ist.»
*Michaela Picker-Bailer: Operative Leitung «Vorlehre hauswirtschaftliche Richtung» und Fachlehrerin Ernährung am Ebenrain-Zentrum für Landwirtschaft, Natur und Ernährung
EINWEICHEN IN KALTES WASSER
Wer beim Waschen Energie sparen will, verzichtet wenn möglich auf Kochwäsche. Ist die Kleidung stark verschmutzt, kann man sie einweichen und bei 60 Grad Celsius waschen. Auch auf eine Vorwäsche kann man in den meisten Fällen verzichten.
Das Einweichen der Wäsche ist zwar aufgrund der guten Waschleistung der heutigen Waschmittel und den meist normal verschmutzten Textilien in der Regel nicht mehr erforderlich. In manchen Fällen oder bei Textilien, die nur bei niedrigen Temperaturen gewaschen werden können, ist es aber durchaus sinnvoll. Denn einige Verschmutzungen sind so problematisch, dass sie oftmals nur mittels Einweichen und Vorbehandlung ausreichend entfernt werden können. Dazu gehören etwa mit Veloschmiere, Gras oder Blut verschmutzte Textilien. Am besten legt man die Kleider über Nacht in kaltes Wasser. Das reicht oft schon aus, für einfache Flecken, die keine spezielle Vorbehandlung benötigen.
CHECKLISTE
FLECKEN VOR DEM WASCHEN BEHANDELN
Frische Flecken lassen sich leichter beseitigen als eingetrocknete. Deshalb sollte Wäsche mit Flecken möglichst bald nach dem Verschmutzen gewaschen werden. Als «Erste Hilfe» bei Flecken gelten folgende Tricks:
- Blut: Mit kaltem Wasser ausspülen und mit Gallseife vor der Wäsche behandeln.
- Butter, Fett und Öl: Mit Gallseife vorbehandeln. Anschliessend mit Pfeiffenerde bestreuen, ausbürsten und waschen.
- Fruchtsaft: Wenn möglich im Kochwaschgang mit Basiswaschmittel waschen. Bleichmittel zugeben oder mit etwas Zitronensaft vorbehandeln.
- Gras: Mit Gallseife vorbehandeln. Bei hartnäckigen Fällen mit Javel bleichen. Dabei auf Textilart und Einfärbung Rücksicht nehmen.
- Harz und Kaugummi: Im Tiefkühler oder mit Eiswürfeln im Plastiksack kühlen, dann mit Aceton entfernen. Vorsicht bei synthetischen Fasern!
- Wein: Den Fleck mit Salz bedecken und abwarten, bis das Salz den Rotwein aufgesaugt hat. Das Salz wirkt wie ein Bleichmittel, das den Fleck heller macht.
UMWELTSCHONEND UND GRATIS
Bei modernen Waschmaschinen ist der Wasser- und Stromverbrauch niedrig: Brauchte es vor 20 Jahren für einen Waschgang noch 150 bis 200 Liter Wasser, beschränkt sich der Verbrauch heute auf 40 bis 50 Liter. Und mit weniger als einer Kilowattstunde Energie pro Waschgang sind moderne Waschmaschinen auch punkto Strom sehr effizient. Wenn immer möglich sollte auf einen Tumbler verzichtet werden. Wer genügend Platz hat, um die Wäsche aufzuhängen, braucht keinen Tumbler: Sonne und Luft sind umweltschonend und erst noch gratis.
INFO
RICHTIG WASCHEN WILL GELERNT SEIN
Um das Gewebe richtig zu pflegen, braucht es auch einige Materialkenntnisse, denn sonst kann es vorkommen, dass sich das vermeintliche Kindershirt in der Waschtrommel als vormals kostbarer Seidenpulli entpuppt. Um den Wert der Textilien zu erhalten und Schäden an den Stoffen zu vermeiden, gelten folgende Regeln:
- Schmutzwäsche sollte nicht zu lange lagern, bevor sie gewaschen wird. Alte Flecken sind hartnäckiger und schwerer zu entfernen als frische Flecken.
- Feuchte Wäsche, etwa schweissnasse Sportkleider, wäscht man am besten sofort oder hängt sie zunächst zum Trocknen auf. So vermeidet man vor dem Waschen bereits mögliche Schäden wie etwa Rostflecken durch Metallteile, Zierringe oder Knöpfe.
- Farbige, bedruckte oder besonders empfindliche Textilien dreht man vor dem Waschen immer auf links.
- Reissverschlüsse vor dem Waschen immer schliessen.
- Bettbezüge sollte man zuknöpfen. So verhindert man, dass kleine Wäschestücke hineingelangen und so beim Schleudern zu einer Unwucht führen können.
- Feine und leichte Textilien wie etwa zarte Dessous sollten getrennt von groben und schweren Textilien wie zum Beispiel Jeans gewaschen werden, um unnötige mechanische Belastungen zu vermeiden.
- BHs und sehr feine Shirts sollten zudem in einem Wäschenetz gewaschen werden