Das 1 x 1 der Bodenbeläge

Der Boden ist wortwörtlich die Basis eines Raums. Er entscheidet ganz wesentlich über dessen Atmosphäre. Die Wahl des Bodenbelags will deshalb gut überlegt sein.

Text — Tanja Seufert


 

KLASSISCH ODER TRENDIG …

… warm oder cool, kleinteilig oder fugenlos? Innerhalb eines Hauses macht der Boden, neben den Wänden, die grösste Fläche aus. Seinen Einfluss auf die Stimmung eines Raums ist enorm – und wird vielfach unterschätzt. Doch kann der gleiche Raum mit einem Steinboden, einem Teppich oder einem Parkett eine komplett andere Ausstrahlung haben, unabhängig von der Möblierung. Das sind im Wohnbereich die «glorreichen Acht» der Fussböden:

BODENBELAG PARKETT

Foto: Bauwerk-Parkett

Dass Parkett in Wohnräumen die Nr. 1 ist, hat seinen Grund: Holz ist eines der ältesten Baumaterialien der Menschheit und als dieses tief in uns verwurzelt. Holz löst bereits dann Wohlbefinden aus, wenn wir es betrachten. Und erst recht, wenn wir es anfassen – denn Holz ist warm und einfach schön zu berühren. Als Bodenbelag eignen sich harte und robuste Holzarten wie zum Beispiel Eiche. Je nach Holzart, Oberflächenbehandlung und Verlegeart kann Parkett völlig anders wirken – von elegant-modern bis rustikal. Im Trend liegen zurzeit Landhausdielen, die den Charme von alten Landhäusern in die urbane Stube holen. Die «Seele» des Holzes kommt bei unversiegeltem, geöltem Parkett am besten zum Vorschein – ist jedoch nur Haushalten ohne Kindern und Haustiere zu empfehlen. Ein grosser Vorteil von Parkett ist, dass es sich gut reparieren lässt. Kleine Schäden, etwa Löcher oder Risse, lassen sich mit Reparatursets aus dem Baumarkt flicken. Für grössere Sanierungen kommt der Bodenleger, schleift das Parkett ab und ölt oder versiegelt es neu. Eine günstige Alternative zu Echtholz ist Laminat. Dieses besteht aus mehreren gepressten Schichten und einer Dekorschicht. Laminat lässt sich jedoch nicht abschleifen.

DER EXPERTE

Stefan Müller,
Inhaber von Raumtakt
GmbH in Zürich,
www.raumtakt.ch

«DER FUSSBODEN HAT DIREKTEN EINFLUSS AUF DIE OPTISCHE GRÖSSE DER RÄUME»


Welche Rolle spielt der Bodenbelag in der Innenraumgestaltung?
Im Gestaltungskonzept von Wohnräumen spielt der Bodenbelag eine entscheidende Rolle. Die Material- und Farbauswahl prägt die Atmosphäre und den Charakter elementar mit. Auch werden mit dem Bodenbelag Zonen im Wohnbereich definiert. In den lebhaften und aktiven Bereichen werden eher harte Böden wie Fliesen, ein trendiger Unterlagsboden (Estrich) oder Betonwerkstein eingesetzt, in ruhigeren Wohn- oder Schlafzonen kann ein echter Naturholzboden, Korkboden oder ein Linoleum aus natürlichen Rohstoffen ein behagliches Raumambiente schaffen. Am Ende entscheidet jeder selbst, welcher Bodenbelag am meisten Wohlbefinden bereitet.

Ganz unabhängig vom Material: Wann passt ein heller, wann ein dunkler Boden?
Die Farbe des Fussbodens hat direkten Einfluss auf die optische Grösse der Räume. Die Räume lassen sich damit schmaler, kleiner, grösser oder wärmer machen. Im Allgemeinen gilt, dass dunkle Farbtöne die Räume verkleinern und helle Nuancen für eine visuelle Vergrösserung sorgen. Ein dunkler Fussboden kann zu einem Blickfang werden, sofern er mit hellen Wänden und Decken kombiniert wird und viel Licht in den Raum fällt. So wirken die Räume luxuriös. Räume mit hellen Böden stehen für Zeitlosigkeit und wirken geräumig, weitläufig und modern. Die Atmosphäre wirkt ruhiger und heller.

Welche Wirkung haben Farbnuancen?
Ein dunkler Boden verkörpert Eleganz, ein gräulicher Boden schafft eher eine ruhige Atmosphäre und kann gut mit warmen und Trendfarben kombiniert werden. Ein rötlicher Boden wie z.B. Kirsche steht für Wärme, Harmonie und Intimität. Ein bräunlicher Boden suggeriert Natürlichkeit, hier kommen starke Wandfarben und rustikale Möbel gut zur Geltung. Gelbliche und beige Farbtöne wirken stimmungsaufhellend und können gut bei dunklen Räumen eingesetzt werden.

BODENBELAG NATURSTEIN

Foto: Stonenaturelle AG

Stein lässt sich überall einsetzen: drinnen und draussen, als Boden- und Wandbelag sowie als Arbeitsplatte in der Küche. Seine Vielseitigkeit lässt sich nutzen, um den Wohnraum optisch zu harmonisieren und zu vergrössern: Verlegt man zum Beispiel innen wie aussen den gleichen Stein, werden die Grenzen zwischen Wohnzimmer und Terrasse fliessend; der Raum wirkt grösser. Ein Bodenbelag aus Naturstein ist hochwertig und langlebig. Meist gilt: Je grösser die Platten, umso teurer sind sie. Preislich ins Gewicht fallen zudem Verlegeart und Oberflächenbehandlung. Naturstein sollte mit einer Bodenheizung kombiniert werden, sonst drohen kalte Füsse. Geeignete Steine sind zum Beispiel Sandstein, Granit, Marmor oder Travertin.

BODENBELAG KERAMIK

Foto: hgc.ch

Keramische Bodenplatten haben ähnliche Eigenschaften wie Naturstein, sind aber in noch grösserer Vielfalt erhältlich und oft – aber nicht immer – etwas günstiger. Auch Keramik ist ein Naturprodukt, es besteht aus natürlichen Materialien wie Stein und Erde, die bei hohen Temperaturen gebrannt werden. Varianten sind Feinsteinzeug, Steinzeug, Cotto (Tonplatten) und Klinker. Sie unterscheiden sich in der Zusammensetzung und in der Brenntemperatur, was ihnen verschiedene Eigenschaften verschafft. Auch keramische Beläge sind am angenehmsten in Kombination mit einer Bodenheizung.

INFO

FUSSBODENHEIZUNG UND BODENBELÄGE

Manche Bodenbeläge sind nur in Kombination mit einer Fussbodenheizung zu empfehlen, dazu gehören inbesondere Stein- und Keramikböden sowie Estrich. Ansonsten sind kalte Füsse, zumindest im Winterhalbjahr, vorprogrammiert. Wer keine Bodenheizung hat, setzt besser auf Parkett, textile Beläge oder Linoleum. Umgekehrt sollte man bei einer bestehenden Bodenheizung auf einen (grossflächigen) Teppichbelag verzichten, da dieser die Heizleistung vermindern kann.

BODENBELAG TEPPICH

Foto: Breadmaker/shutterstock.com

Der lange verpönte textile Bodenbelag erlebt ein Revival. Denn die heutigen Teppiche haben mit den berühmt-berüchtigten Spannteppichen aus den 1970ern nicht mehr viel gemeinsam. Teppich ist übrigens viel hygienischer als sein Ruf: So bindet er zum Beispiel Staub, inklusive Feinstaub und Pollen, statt dass dieser in der Luft umherwirbelt und die Atemwege belastet. Sein grösster Vorteil ist aber, dass er Schall schluckt. Damit eignet sich Teppich vor allem für Schlafräume. Für die Füsse sind textile Beläge ein Genuss – kein Bodenbelag ist wärmer und weicher. Aufgepasst bei Bodenheizung: Hier sollten, falls überhaupt, nur speziell dafür geeignete Teppiche zum Einsatz kommen.

BODENBELAG LINOLEUM

Foto: Luckeyman/shutterstock.com

Auch wenn er auf den ersten Blick nicht so wirkt, besteht Linoleum doch ausschliesslich aus natürlichen Ressourcen wie Jutestoff und Leinöl. Es läuft und spielt sich angenehm auf Linoleum – kein Wunder, zählt er doch zu den elastischen Bodenbelägen. Gleichzeitig ist dieser Belag robust und pflegeleicht, auch schluckt er (Tritt-) Schall. Linoleum gibt es in verschiedenen Farbnuancen mit der typischen Marmorierung.

CHECKLISTE

KOMBINATIONEN VON BODEN-, WAND- UND DECKENFARBEN

  • Heller Boden, helle Wände, helle Decke: Lässt die Räume freundlich und breiter erscheinen. Die Farbakzente sollen mit Möbeln erfolgen, denn zu viel Weiss wirkt schnell unpersönlich.
  • Heller Boden, dunkle Wänden, weisse Decke: Erzeugt Tiefe und ein gemütliches Ambiente.
  • Dunkler Boden, helle Wände und weisse Decke: Macht den Raum optisch viel breiter.
  • Dunkler Boden, helle Wände und dunkle Decke: Macht Räume optisch niedriger und breiter.
  • Dunkler Boden, dunkle Wände, weisse Decke: Nicht zu empfehlen; solche Räume wirken erdrückend und unangenehm.
    Quelle: Stefan Müller, Raumtakt GmbH)

BODENBELAG VINYL

Foto: Carpetright

Er ist im Privatbereich noch wenig verbreitet, doch eine äusserst widerstandsfähige und optisch vielfältige Alternative zu Linoleum: Vinyl, auch PVC genannt. Der elastische Kunststoffboden wird vor allem in Objekten mit starken Belastungen und erhöhten Hygieneanforderungen genutzt.

BODENBELAG KORK

Foto: Naturokork

Das Naturprodukt Kork ist vor allem als Weinzapfen bekannt, dabei lässt sich Kork auch als Dämmmaterial und als Bodenbelag nutzen. Kork ist strapazierfähig, fusswarm, elastisch und – neben seiner unbehandelten Erscheinung – in vielen Designs und Farben erhältlich.

ESTRICH: AUS EINEM GUSS

Foto: Wilm Ihlenfeld/shutterstock.com

Estrich ist ein Gemisch aus speziellem Mörtel und Bindemittel, das mit der Zeit aushärtet. Dieses Material ist im Wohnbereich normalerweise nur der Untergrundboden – doch mit entsprechender Oberflächenbehandlung und Beschichtung wird daraus ein fugenloser, pflegeleichter und robuster Bodenbelag im «Industrial Chic».