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Hausschlüssel sicher verstecken

Seinen Zweitschlüssel sollte man einer Vertrauensperson überlassen. Doch was tun, wenn diese unterwegs ist und man unversehens vor der eigenen verschlossenen Haustüre steht?

Text — Michael Gasser


Rasch ist es passiert: Man geht frühmorgens zum Briefkasten und plötzlich fällt die automatische Türe hinter einem ins Schloss. Und der Schlüssel liegt zwar nahe, aber unerreichbar auf dem Küchentisch. Mit oftmals teuren Folgen. Eine kurze Unaufmerksamkeit genügt, und schon lässt sich der Anruf beim Schlüsseldienst inklusive erheblicher Kosten nicht mehr umgehen. Was man notgedrungen in Kauf nehmen muss, um so rasch wie möglich wieder in seine vier Wände zu gelangen.

Was lässt sich also unternehmen, damit sich ein derartiges Missgeschick kein zweites Mal wiederholt? Für Notfälle empfiehlt es sich, den Ersatzschlüssel bei einer vertrauenswürdigen Person zu deponieren. Das kann etwa die nette Nachbarin, ein guter Freund oder eine in der Nähe lebende Tante sein. Falls diese Variante aus irgendeinem Grund nicht in Frage kommen sollte, lautet die Alternative: Denken Sie über ein klug gewähltes und vor allem schwer zu lokalisierendes Schlüsselversteck nach.

TIPP

SCHLÜSSELVERSTECK IM MIETSHAUS

Von der Fussmatte als Versteck wird bekanntlich abgeraten. Allerdings lässt sich der Schlüssel auch in einer solchen einigermassen raffiniert verbergen: Dafür schneidet man mit einem Teppichmesser die Matte an der Seite sachte auf. Anschliessend schieben Sie den Schlüssel vorsichtig in die Schnittstelle und verkleben diese mittels doppelseitigem Klebeband. Das Resultat darf durchaus wie ein leichter Defekt wirken. Alternativ können Sie auch die Attrappe eines Feuermelders erstehen und diese in einer hinteren Ecke Ihres äusseren Flurs anbringen. Dadurch wird der falsche Feuermelder nicht mit Ihrer Wohnung in Zusammenhang gebracht. Befestigen Sie mittels kleinem Magneten den Ersatzschlüssel an der Innenseite des Metallgehäuses, wo er nicht sichtbar ist. Eine weitere Versteckmöglichkeit lässt sich wie folgt realisieren: Füllen Sie eine kleine Plastikdose mit Erde und verzieren Sie das Ganze mit Blumen aus Seide. Zuvor wird der Schlüssel in der Erde vergraben. Platzieren Sie die Dose an einem unscheinbaren Ort im Flur- oder Kellerbereich.


GUTES VERSTECK FÜR DEN ERSATZSCHLÜSSEL

Dabei gilt es eins ganz besonders zu beachten: Die meisten Verstecke, die den Menschen in den Sinn kommen, sind potenziellen Einbrechern in der Regel ebenso bekannt. Folgerichtig sollte heutzutage eigentlich niemand mehr auf die Idee verfallen, seinen Ersatzschlüssel unter der Fussmatte oder im Blumen- oder Milchkasten «verstecken» zu wollen. Zumal es zu bedenken gilt, dass ein «Einbruch», der mit dem Hausschlüssel des Bewohners begangen wird, von der Versicherung als fahrlässig taxiert werden kann. Womit Probleme bei der Schadensregulierung quasi vorprogrammiert sind.

 

DER EXPERTE

Fritz Meili*
 

Wir raten unbedingt davon ab, seinen Zweitschlüssel im Garten oder an einem anderen und bloss vermeintlich guten Aufbewahrungsort zu deponieren. Aus dem einfachen Grund, dass den Tätern längst alle möglichen und unmöglichen Verstecke bekannt sind. Auch auf Schlüsselsafes im Aussenbereich sollte man besser verzichten. Solche sind ohne grossen Aufwand zu knacken, dazu genügt meist einfaches Werkzeug. Wer in die Ferien verreist oder plötzlich weg muss, sollte seinen Zweitschlüssel eigentlich ausschliesslich bei Verwandten, Freunden oder wirklich vertrauenswürdigen Nachbarn hinterlegen. Daher empfehlen wir, sich in seiner Nachbarschaft möglichst frühzeitig und gut zu organisieren. Aus unserer Sicht gibt es immerhin eine taugliche Alternative: Man kann den Ersatzschlüssel auch bei einem Sicherheitsdienst in seiner Umgebung hinterlegen – das wäre sozusagen die professionelle Lösung.

*Fritz Meili, Geschäftsführer der Imhotec Engineering AG – spezialisiert auf Alarmanlagen und Einbruchschutz

 

Wer also ein gutes Versteck aushecken möchte, sollte sich für diesen Prozess unbedingt genügend Zeit nehmen und nicht aus Bequemlichkeit auf naheliegende Lösungen zurückgreifen. Faustregel ist: Wählen Sie kein Versteck in unmittelbarer Nähe zur Haustüre. Gleichfalls nicht zu empfehlen sind auffällige Verstecke wie etwa ein mit einem Hohlraum ausgestatteter Plastikstein: Die gängigen Modelle schimmern geradezu unnatürlich und fallen nicht nur jedem Dieb im Nu auf.

TIPP

SICHERER SCHLÜSSELSAFE

Besonders beliebt als Aufbewahrungsort für Ersatzschlüssel aller Art sind seit einigen Jahren sogenannte Schlüsselsafes, ausgestattet mit einer Zahlenkombination. Die kleinen Kästen, die auch Pflegekräften, Handwerkern oder angekündigtem Besuch Zugang zur Wohnung verschaffen, bieten eine hohe Sicherheit. Dementsprechend sie sind – je nach Qualität und Aufmachung – auch schwer zu knacken. Einen Nachteil haben die Schlüsselsafes jedoch: Jeder Einbrecher erkennt auf den ersten Blick, dass sich darin ein Zweitschlüssel verbirgt. Bei der Montage eines Schlüsselsafes ist unter anderem darauf zu achten, dass man ihn von der Wohnung aus im Blick hat, dieser jedoch von der Strasse aus nicht sofort als solcher zu erkennen ist. Sinnvoll erscheint etwa eine Hausecke, sodass man beim Öffnen des Safes nicht beobachtet werden kann. Auch ein unverschlossener Schuppen oder ein Wirtschaftsraum eignen sich zur Anbringung.

Tipp: Befestigen Sie den Schlüsseltresor auf Kniehöhe. Dann wird er auf den ersten Blick oftmals für eine Steckdose oder ein anderes Bauteil gehalten.


VOGELHAUS ODER NUMMERNSCHILD

Garagenbesitzer haben es da schon besser: Solche können möglichst weit oben an der Fuge des Garagentors einen Magnet befestigen – und auf diesen lässt sich wiederum ein Ersatzschlüssel legen, der von selbst hält. Eine weitere Option ist es, den Zweitschlüssel mittels einer Schraube hinter dem Nummernschild des eigenen Autos zu fixieren. Und wer draussen über ein Vogelhäuschen verfügt, kann seinen Extraschlüssel in dessen Innern etwa auch gut getarnt und wohl verpackt hinter dem Vogelfutter deponieren. Sogar ein Ziegelstein lässt sich mitunter als Schlüsselversteck nutzen: Man ziehe von der Rückwand des Wohnhauses einen losen Ziegel heraus und befestige auf dessen Unterseite mit einem starken Klebeband den Ersatzschlüssel. Sobald sich der Ziegel wieder an seinem Ursprungsort befindet, ist von der Aktion nichts mehr zu bemerken.

Auch Abfluss- oder Steckdosenattrappen oder eine leicht vermodernde Dose, die mit einem Stück Stoff inklusive dem Schlüssel ausgestopft wird, können als Versteck dienen. Der Möglichkeiten sind also viele. Wer mit dem Gedanken spielt, seinen Ersatzschlüssel draussen unterzubringen, muss sich allerdings bewusst sein: Gewiefte Diebe sind fähig, jedes noch so gute Versteck aufzustöbern.
 

CHECKLISTE

NACHBARN ODER SICHERER TRESOR?

  • Wenn immer möglich sollte man den Zweitschlüssel einem Nachbarn anvertrauen:
    VORTEIL: Der Schlüssel ist sicher verwahrt.
    NACHTEIL: Der Nachbar ist eventuell nicht da, wenn Sie den Zweitschlüssel benötigen.
  • Ein fix in die Wand einbetonierter Rohrtresor:
    VORTEIL: wetterfest und sehr sicher.
    NACHTEIL: Aufwendige Montage und benötigt zum Öffnen einen zusätzlichen Schlüssel.
  • Schlüsselsafe für den Aussenbereich:
    VORTEIL: sehr sicher und wetterfest.NACHTEIL: Man muss sich Passwort, Eingabecode oder Zahlen für das Öffnen merken.
  • Keinen Schlüssel verstecken und im Notfall den Schlüsseldienst anrufen:
    VORTEIL: Potenzielle Einbrecher können keinen Schlüssel finden.
    NACHTEIL: hohe Kosten für den Schlüsseldienst.
  • Mit dem Nachbarn den Hausschlüssel tauschen und diesen im Garten verstecken:
    VORTEIL: Sollte ein Dieb den Schlüssel ausfindig machen, passt dieser nicht zu Ihrem Schloss.
    NACHTEIL: Polizei und Versicherungen empfehlen grundsätzlich kein Aussenversteck.