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Das perfekte Haus für Allergiker

Es ist Frühling! Für die meisten eine frohe Botschaft. Für andere der Start in die schlimmste Saison des Jahres.

Text — Thomas Bürgisser

 

Erle, Birke, Buche... bei Allergikern lösen sie schon seit Wochen ein Kratzen im Hals, Jucken in den Augen, Schnupfen oder Kopfschmerzen aus. Bis hin zu Atemnot können die Symptome reichen. Und die Pollensaison ist noch längst nicht durch. Etwas Erlösung gibt es nur in Innenräumen. Sofern man sein Haus richtig vorbereitet hat. Dass Dichtungen von Türen und Fenstern wirklich dicht sein sollten, versteht sich von selbst. Glücklich schätzen kann sich ausserdem, wer über eine Lüftungsanlage verfügt. Diese muss jedoch mit einem Pollenfilter bestückt sein, der auch regelmässig ausgewechselt wird.

DER EXPERTE

Claude Brunner,
Product Manager bei Fust

«LUFTREINIGER, LUFTWÄSCHER – WAS IST DER UNTERSCHIED?»

«In Asien und Amerika sind Luftreiniger vielerorts Standard. Sie saugen die Luft an, leiten sie durch Wasser oder einen Filter und befreien so zumindest die Innenräume in smoggeplagten Städten zu einem grossen Teil von Feinstaub. Aber auch von Hausstaub, Pollen, Tierhaaren oder Schimmelsporen? Tatsächlich können sie bei Allergikern für Entlastung sorgen. Wichtig dabei ist, dass die Grösse des Luftreinigers auf den Raum abgestimmt und der Filter genug effizient ist.

Im Gegensatz zu Luftreinigern reinigen die Luftwäscher nicht nur die Luft, sondern befeuchten sie gleichzeitig. Speziell strukturierte Befeuchterscheiben drehen sich durch das Wasser; dabei wird die Luft mit Feuchtigkeit angereichert. Das Wasser dient als natürlicher Filter, der die Luft von Verunreinigungen (wie z.B. Staub, Pollen und partikelgebundenen Gerüchen) befreit. Die sogenannten Hybrid-Luftwäscher verfügen über einen zusätzlichen Pollenfilter und können dadurch gleichzeitig als Luftbefeuchter, als Luftreiniger oder in Kombination verwendet werden. Solche Kombigeräte eignen sich nicht nur bei Allergien, sondern wirken im Winter auch gegen trockene Raumluft.»


WENN DIE ALLERGENE SCHON IM HAUS SIND

Allergene gibt es aber nicht nur in Form von Pollen. Und alles Abdichten hilft nichts, wenn die Störenfriede bereits in der Wohnung sind. Oft treten beispielsweise allergische Reaktionen nach einem Neubezug oder der Renovation eines Hauses auf. Hier können Reizstoffe wie Formaldehyd oder flüchtige organische Verbindungen verantwortlich sein, die etwa in Klebestoffen oder Farben vorkommen. Deren Konzentration nimmt mit der Zeit meist ab. Es kann aber auch sein, dass das neue Holzmöbel oder Sofa irgendwann schlicht raus muss.
 

CHECKLISTE

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POLLEN

  • In der Stadt hat es am Morgen am wenigsten Pollen, auf dem Land am Abend. Entsprechend wird der Zeitpunkt zum Lüften gewählt.
  • Jacken und Schuhe sollten direkt im Eingangsbereich ausgezogen und die Tageskleider nicht im Schlafzimmer aufbewahrt werden.
  • Duschen Sie vor dem Zubettgehen, vor allem in Haaren sammeln sich viele Pollen an, die ansonsten auf dem Kissen landen.

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HAUSSTAUB:

  • Hausstaubmilben mögen es warm: Die Raumtemperatur sollte deshalb eher kühl gehalten werden.
  • Bettwäsche muss mindestens bei 60 Grad gewaschen werden.
  • Teebaumöl gilt als Hausmittel gegen Hausstaubmilben: Stark verdünnt mit Wasser zum Beispiel mit Sprühflasche auf Vorhänge und andere Textilien aufbringen.

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SCHIMMELPILZ:

  • Regelmässiges Lüften ist Pflicht!
  • Klimaanlagen und Luftbefeuchter sind eher kontraproduktiv: Sie erhöhen die Luftfeuchtigkeit und kühlen die Räume aus.
  • Aufgepasst mit Zimmerpflanzen im Schlafzimmer: Auf Blumenerde kann sich schnell Schimmelpilz bilden.

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TIERHAARALLERGIKER

Bei den Tieren ist das mit der Trennung dann schon um einiges emotionaler. Tierhaarallergiker, die nicht auf Hund oder Katze verzichten wollen, sollten zumindest bei der Einrichtung auf Schadensbegrenzung achten. Etwa mit Polsterbezügen, die sich leicht abnehmen und waschen lassen. Und von Staubfängern wie Stoffsofas oder Vorhängen sieht man besser ab.

Gleiches gilt auch für Hausstauballergiker. Übrigens sind es auch bei ihnen Tiere, die für die allergische Reaktion sorgen, die 0.3 Millimeter kleinen Hausstaubmilben. Sie fühlen sich in warmer, feuchter, dunkler Umgebung besonders wohl, wie etwa im Bett. Hier gibt es spezielle, allergendichte Matratzen-, Kissen- und Deckenüberzüge. Wer wirklich regelmässig den Wischmob schwingt, tut ausserdem gut daran, auf einen harten Bodenbelag wie Parkett oder Keramik anstatt Teppich zu setzen. Wer jedoch eher nachlässig ist, wählt dann doch besser den Niederflorteppich: Dann sammeln sich Staub und Tierhaare wenigstens am Boden und werden nicht ständig aufgewirbelt.
 

DIE EXPERTIN

Noemi Beuret,
aha! Allergiezentrum Schweiz

DIE LÖSUNG BEI GROSSEM LEIDENSDRUCK: DESENSIBILISIERUNG

Noemi Beuret, was ist eine Desensibilisierung?
Bei der spezifischen Immuntherapie wird der Körper an das Allergen gewöhnt, das dafür regelmässig über einen längeren Zeitraum unter die Haut gespritzt oder als Tabletten oder Tropfen verabreicht wird. Nach einer Einleitungsphase wird die Konzentration des Allergens sukzessive erhöht. Ziel ist es, dass die Beschwerden irgendwann zurückgehen, im besten Fall sogar ganz verschwinden.

Und das funktioniert bei jeder Allergie?
Besonders gut bei einer Insektenallergie, hier hilft es in 80-95 Prozent der Fälle, vor allem, wenn die Therapie mittels Spritze gemacht wird. Aber auch bei Pollen-, Hausstaub- oder Schimmelallergie sind die Erfolgschancen hoch. Misserfolge gibt es, weil Patienten die Therapie abbrechen.

Wie lange dauert denn diese?
Sie dauert rund drei bis fünf Jahre. Allgemein muss man sich bewusst sein, dass es eine intensive Therapie ist. Wenn die Lebensqualität aber stark eingeschränkt und der Leidensdruck gross ist, Medikamente praktisch nichts mehr nützen, vielleicht sogar eine allergische Asthmaerkrankung droht, lohnt sich das auf jeden Fall. Nicht zuletzt, weil es auch gesünder und unter dem Strich günstiger ist, als über lange Zeit starke Medikamente zu nehmen.

An wen wendet man sich am besten?
Die Therapie sollte unbedingt durch einen Allergologen oder eine Allergologin eingeleitet werden. Denn es muss ein Experte prüfen, welches Allergen wirklich der Auslöser ist, welche Dosierung und welche Therapie passen.


SCHIMMELPILZ

Endgültig schwierig zu entfernen ist Schimmelpilz. Er tritt meist in zu feuchten Räumen, oft in Kombination mit kalten Wänden auf. Ein kleiner Befall kann noch mit Sodalauge oder Essigkonzentrat bekämpft werden. Sind grössere Flächen betroffen, muss der befallene Bereich meist aufwendig abgetragen und neu aufgebaut werden. Und natürlich gilt es, die Ursachen zu beseitigen. Wärmebrücken, aber auch Möbel, die zu nahe an Wänden stehen. Vor allem aber sollte zukünftig fleissig gelüftet werden. Allenfalls halt mit Pollengittern vor den Fenstern.