Foto: Ivo Scholz/Schweiz Tourismus

Ferien zuhause und in der Schweiz

Gut möglich, dass der Familienurlaub in Südfrankreich, Thailand oder Florida heuer ausfällt. Zum Glück leben wir in einem der schönsten Länder! Und selbst in den eigenen vier Wänden lässt es sich gut erholen.

Text — Tanja Seufert



Wozu in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah? Im Jahr 2020 ist dieser alte Spruch aktueller denn je. Denn viele Sommerferien fallen wegen der Corona-Pandemie ins Wasser. Doch Glück im Unglück, ist das Nahe in unserem Fall ganz wunderbar. Kaum ein Land bietet so viele Naturspektakel und Sehenswürdigkeiten auf so kleinem Raum wie die Schweiz. Auch Familien kommen hierzulande voll auf ihre Kosten, gibt es doch zahlreiche kinderfreundliche Wanderungen sowie vielfältige Ausflugsziele für Schön- und Schlechtwetter. Um das passende Programm zu finden, kann man sich heute auf nützliche Online-Portale und Apps verlassen.

TIPP

NÜTZLICHE APPS UND WEBSITES

FAMILY TRIPS: Mit der App von Schweiz Tourismus lassen sich Ganz- und Halbtagesausflüge in der ganzen Schweiz finden. Man kann nach Wetter, Erlebnis (z.B. Entspannung oder Abenteuer), Alter der Kinder und anschliessend nach Region filtern. Gratis

OUTDOOR ACTIVE: Das Onlineportal outdooractive.com wartet mit Wanderkarten, Tourentipps und Ausflugszielen in der ganzen Schweiz auf. Gratis, Pro-Version ab 2,50 Euro pro Monat. Auch als App verfügbar.

SCHWEIZ MOBIL: Unverzichtbar für alle, die gerne draussen unterwegs sind. Die App der Stiftung SchweizMobil wird von verschiedenen Bundesämtern und Kantonen unterstützt. Hier
finden sich unter anderem alle Wander-, Mountainbike- und Velowege. Gratis

BERGFEX: Als Webportal oder App verfügbar, ist Bergfex ein nützliches Planungstool für Wanderungen
und Bergtouren. Über 70'000 Touren im Alpenraum sind auf Bergfex gespeichert, alle Strecken lassen sich tracken. Gratis, Pro-Version 4 Euro für 3 Monate


KURZFERIEN IN DER SCHWEIZ

Zwei, drei oder sogar vier Wochen Sommerferien in der Schweiz, das lässt sich aushalten. Und ziemlich günstig kann es auch sein. Denn praktisch jedes Ziel lässt sich innerhalb eines Tages erreichen, eine Übernachtung muss nicht immer sein. Trotzdem ist es oft gemütlicher, am Abend nicht noch zwei Stunden heimfahren zu müssen. Auch ist die schwer gebeutelte Hotellerie nun stark auf Schweizer Touristen angewiesen. Wie wärs mit einem Städtetrip nach Genf, Zelten im Tessin oder eine mehrtägige Velotour durch die Ostschweiz?

Foto: Gian Marco Castelberg/Schweiz Tourismus
Foto: Andre Meier/Schweiz Tourismus
Foto: 20-04-ferien-zuhause-und-in-der-schweRemy Steinegger/Schweiz Tourismus

Natur, Museen, Abenteuer, Hobbys: Wer zuhause bleibt, kann viel erleben.


FERIENWOHNUNGEN & CO.

Ein Tapetenwechsel tut auch Kindern gut. Sehr beliebt sind die Reka-Dörfer, die in der ganzen Schweiz günstige Ferienwohnungen bieten. Der Haken: Sie sind meistens früh ausgebucht, so auch dieses Jahr. Eine Alternative sind reguläre Ferienwohnungen, AirBnB-Wohnungen oder Bed and Breakfasts, die in jeder Preisklasse zu haben sind. Ein wenig Spontanität und Flexibilität wird diesen Sommer vonnöten sein, doch kurzfristige Stornierungen schaffen immer wieder freie Plätzchen.

NACHGEFRAGT

Christine Zwahlen,
Product Managerin
Labels beim Schweizer
Tourismus-Verband

«FAMILIENFREUNDLICHE HOTELS IM TESSIN SIND BEREITS GUT GEBUCHT»

Wir gehen davon aus, dass die Hotellerie in den Sommerferien 2020 wieder mehr Gäste haben wird. Wie schätzen Sie die Gästezahlen ein, wenn alle in der Schweiz Ferien machen - wird es eher einen Ansturm geben oder gleichen die inländischen Gäste einfach die ausbleibenden ausländischen aus?
Kleinere Orte, die sich schon länger auf die Zielgruppe Familie konzentrieren, werden vermutlich einen Boom erleben. Deren Vorteil ist, dass Familiengäste schon zuvor zu einem grossen Teil aus der Schweiz stammten. Das Tessin versprüht fast mediterranen Charme und entschädigt für verpasste Ferien am Meer. Es ist vermehrt zu hören, dass familienfreundliche Hotels im Südkanton bereits gut gebucht sind. Die Schulsommerferien finden jedoch in der ganzen Schweiz fast zeitgleich statt. Das limitiert leider die Zeit der Auslastung. Destinationen, die sich in der Vergangenheit auf Fernmärkte (z.B. Gäste aus Asien) spezialisierten, haben wahrscheinlich einen etwas schwereren Stand.

Viele Schweizer Familien buchen Reka-Dörfer, doch diese sind meist früh ausgebucht – gibt es weitere spezielle Angebote für Familien?
In der Schweiz gibt es 26 «Family Destinations». Das sind Ferienorte, die ihr Angebot und ihre Produkte in erster Linie auf Familien ausrichten. Nur sie dürfen das entsprechende Label tragen. Es werden regelmässige Qualitätskontrollen durchgeführt. In all diesen Orten finden sich familienfreundliche Hotels, die zum Beispiel Kinderbetreuung, Animationsprogramme, Kindermenüs und andere Vorteile für die Jüngsten anbieten. Auch die vom Schweizer Tourismus-Verband klassierten Ferienwohnungen mit der Spezialisierung «familienfreundlich» sind ideal mit Kindern. Man findet sie in der gesamten Schweiz. Nicht zu vergessen sind die Schweizer Jugendherbergen. Oft z.B. in historischen Gebäuden untergebracht, bieten sie Familien nebst dem speziellen Erlebnis ein sehr gutes Preis-/Leistungsverhältnis.

Ferienwohnung, Campingplatz oder Hotel: Welcher Typ mag was?
Ferienwohnungen sind geeignet für Individualisten und grössere Familien. Man kann selbst kochen, teilt sich die Zeit frei ein, hat ausreichend Platz. Mehr Eigenleistung der Eltern wie Einkaufen etc. ist aber gefragt. Im Hotel lässt man sich verwöhnen. Frühstück und allenfalls das Abendessen sind inklusive. Für die Eltern gibt es teilweise Wellness-Angebote, während die Kinder im hoteleigenen Hort betreut sind. Genussmenschen fühlen sich hier wohl. Ich kenne aber auch etliche Familien, die, unabhängig vom Einkommen, am liebsten campen. Es sind naturverbundene Menschen, die die Freizeit gerne draussen verbringen. Sie schätzen es oftmals, das eigene Fahrzeug (z.B. den VW-Bus) stets dabei zu haben. Eine Mischform wäre zum Beispiel, einen eingerichteten Bungalow auf dem Campingplatz zu mieten. Auch das ist bei Familien sehr beliebt.

Lässt sich in der Schweiz auch spontan etwas buchen, wie sind da Ihre Erfahrungen bzw. Ihre Einschätzungen für 2020?
Wer eine grosse Auswahl betreffend Ort und Art der Unterkunft wünscht, sollte frühzeitig buchen. Ich kann es empfehlen, die Vorfreude dauert länger. Grundsätzlich denke ich, dass man sich auch spontan entscheiden kann und irgendwo fündig wird. Es gibt immer kurzfristige Stornierungen. Das schafft wieder Kapazitäten. Flexibilität bezüglich Destination und der Beherbergung ist bei kurzfristigem Handeln jedoch unabdingbar.


STAY@HOME

Als Hausbesitzerin oder Hausbesitzer lässt es sich auch zuhause prima entspannen: Hier sorgen Lounge, Liegestuhl und Grill für Ferienfeeling. Wer sich schon länger überlegt, den Sitzplatz aufzupeppen oder sich endlich einen Hot Tub zuzulegen: Jetzt ist der perfekte Zeitpunkt dafür. Im eigenen Garten lässt sich Ferienstimmung erzeugen, etwa durch eine mediterran anmutende Möblierung, eine Hängematte, exotische Accessoires oder duftende Kübelpflanzen aus südlichen Gefilden. Das gilt auch für den Innenraum. Moskitonetze zum Beispiel halten nicht nur Mücken fern, sondern erinnern auch an den letzten Urlaub in Vietnam oder Griechenland. Ein üppiger Bananenbaum verbreitet tropische Stimmung. Nicht zuletzt sollten die «Zwangsferien» zuhause Gelegenheit sein, sich ganz ohne Reisestress, ohne Warteschlange vor dem Check-in und ohne Stau daheim zu entspannen – zum Beispiel mit langen Spaziergängen, Spieleabenden und Grillpartys.

NACHGEFRAGT

Beat Liechti,
Inhaber «Rien ne va plus», Zürich

SPIELT MAL WIEDER!

Es gibt sehr unterschiedliche Spiele: zum einen die emotionalen Spiele wie Tempospiele oder solche, bei denen Schadenfreude aufkommt. Dazu gehören auch Partyspiele, die vor allem lustig sein sollen. Zum andern die oft anspruchsvollen Strategiespiele, bei denen man mit Köpfchen ans Ziel kommt. Weniger gefragt sind heute Glücksspiele wie Monopoly, wo primär der Würfel über Gewinnen und Verlieren entscheidet. Jeder Mensch hat punkto Spiele seine eigenen Vorlieben, die gilt es herauszufinden – das geht mit einer Beratung natürlich am besten. Ein grosser Knackpunkt ist nach meiner Erfahrung die Anleitung. Es besteht eine grosse Unlust, sich mit den Regeln eines Spiels auseinanderzusetzen. Mein Tipp: Mit Neugier und nicht mit Angst an die Anleitung herangehen, das Spiel komplett ausbreiten und erst einmal ein paar Übungsspiele absolvieren; das geht auch gut allein. Keine Sorge: Die Anleitungen sind heute viel besser geschrieben als früher. Und: Es gibt auf Youtube zu jedem Spiel sehr hilfreiche Videos.