Tücken des modernen Autozubehörs
Manchmal bleiben gut gemeint und gut gemacht Gegensätze: Moderne Autos stecken zwar voller hilfreicher Details – aber voller nerviger leider auch.
Text — Timothy Pfannkuchen
DIE KÖNIGSNERVER
Nein, natürlich ist nicht alles schlecht an modernen Autos: Von Sitzbelüftung über Head-up-Display bis Notbremssystem stecken neue Autos voller nützlicher Details. Aber manche Dinge nerven uns einfach nur fürchterlich. Wir küren die subjektiv sieben schlimmsten Verfehlungen der automobilen Moderne:
7. FACH OHNE FORTÜNE
«Nur» auf den letzten Rang der schlimmsten Nervtöter kommt das Handschuhfach. Früher lagen die Fahrer-Handschuhe drin. Es wuchs, fasste Autoatlas und Getränke – echter Fortschritt. Heute ist aber Rückschritt angesagt: Das Fach ist heute oft so klein, dass teils kaum mehr die Parkscheibe reingeht.
6. SCHEIBE OHNE SICHT
Eigentlich sind wir selbst schuld: Wir wollen schicke Autos mit flachen Dachlinien, selbst SUVs dürfen nicht mehr kantig sein. Das kostet Rücksicht: Inzwischen sind viele Heckscheiben nur mehr Sehschlitze, die man auch weglassen könnte. Und nur deshalb sind Rückfahr-Kameras heute kaum wegzudenken.
5. LIED DER SENSOREN
Längst haben wir uns an das Gedudel gewöhnt: Irgendwas warnt immer, wobei man im Parkhaus längst nicht mehr weiss, welcher Sensor gerade warum und wo anspricht. So weit, so übertrieben. Aber dass erste Autos jetzt mit Piepen warnen, wenn wir rückwärts fahren, geht zu weit. Wohlgemerkt innen, nicht aussen für Passanten. Bitte aufhören! Wir sind kein Sattelzug und fahren nicht aus Versehen rückwärts.
4. FLUCH DER ELEKTRONIK
Keiner zu klein, um nervig zu sein: Die Autodesigner freuen sich, dass der Handbremshebel passé ist. Nur die Designer. Mal muss der Knopf der elektronischen Handbremse gezogen, mal gedrückt, mal gekippt werden. Mal löst sie beim Anfahren selbst, dann wieder nicht. Öffnet man beim Rangieren kurz die Tür, um nach der Parkfeld-Linie zu schauen, wittert sie Gefahr und zieht fest. Eine echte Nicht-Hilfe.
3. MIT BLENDGARANTIE
Blendet man Gegenverkehr gerne kurz mit einem gleissenden Strahl, nutzt man die Abblendautomatik. Die kostet meist extra, ist mal leidlich gut und leider sehr oft quasi unbrauchbar: Der Sensor reagiert zu langsam, der Entgegenkommende lichthupt. Eine Hilfe, der man dauernd unter die Arme greifen muss, ist aber keine. Lieber entweder zum wirklich blendfreien, leider teuren Matrix-LED-Licht greifen. Oder abschalten. Das geht im Einstellungs- Menü oder indem man den Lichtschalter auf Abblendlicht stellt.
2. MIT ABLENKGARANTIE
Touchscreens waren der perfekte Ort für Nebenfunktionen, als die Zahl Knöpfe im Auto explodierte. Nun aber landen selbst Basisfunktionen wie die Sitzheizung im Monitor. Statt also quasi blind einen Knopf zu ertasten, müssen wir jetzt bei Tempo 80 wischen, scrollen und klicken – mit Hinschauen. Und die letzten Schalter werden jüngst zudem durch Sensortasten oder -leisten ersetzt: Touchflächen, denen wir nicht anfühlen, ob wir sie getroffen haben. Was bitte war bloss falsch am guten alten Lautstärke- Drehknopf?
1. MIT AUFREGGARANTIE
Die Grundidee des Königs-Nervtöters ist prima: Überfährt man Spurlinien, warnt der Spurassistent oder lenkt heute sogar gegen. Doch neuere Systeme neigen zu Übereifer und zerren schon in der Lenkung, wenn man in der Kurve einen Hauch von der Ideallinie abweicht. Teils muss man regelrecht gegen den Spurhalter anlenken. Also abschalten? Sagt sich so: Der Knopf dazu verschwindet mehr und mehr, nun ist das Ganze im Touchscreen versteckt und schaltet sich gemeinerweise bei jedem Neustart wieder an.