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So inszenieren Sie Möbel und Wohnaccessoires

Das Chesterfield-Sofa kommt nicht so richtig zur Geltung? Der üppige Ficus steht verloren in der Ecke? Mit einigen Tricks lassen sich Accessoires, Pflanzen und Lieblingsmöbel ins rechte Licht rücken.

Text — Tanja Seufert

 

«In jedem Raum sollte etwas Wildes stecken», sagt die amerikanische Interieur-Expertin Kelley Carter (siehe auch Checkliste). Oder anders gesagt: Eine brave Einrichtung wirkt vielleicht ordentlich, aber auch schnell langweilig. Das Sofa steht an der Wand, die drei Bilder hängen symmetrisch über der Flurkommode, im Regal stehen die Bücher in Reih und Glied? Dann geht man auf Nummer sicher. Spannender wird’s mit etwas mehr Kreativität. Für jene, die unsicher sind, gibt es auch punkto «Wildes» einige Grundsätze und Regeln.

INFO

BILDER KREATIV AUFHÄNGEN

Eine «Bilderwand» mit unterschiedlichen Bildern wirkt oft spannender als mehrere gleich grosse Bilder, die nebeneinander hängen. Am einfachsten ist es, den Umriss der Bilderkomposition ausfransen zu lassen und sich an der Unter- oder Oberkante der Bilder zu orientieren. Wer es abenteuerlich mag, kann sie auch an Bogenlinien oder an einer Spirale ausrichten. Das grösste Bild sollte eher links platziert werden, da unser Auge gewohnt ist, von links nach rechts zu lesen. Vor dem Bohren klebt man am besten Blätter (bei neu gekauften Rahmen oft schon dabei) in der richtigen Grösse an die Wand, um abzuschätzen, wie die Komposition aussieht.

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ARRANGEMENTS: OBJEKTE GRUPPIEREN

Wer Dinge wie zum Beispiel Vasen, Kerzenständer oder kleine Pflanzen gruppiert, kann damit ein interessantes Stillleben kreieren. Dazu sollte man Formen mischen – also niedrige mit hohen zum Beispiel – und die Gegenstände nicht einfach nebeneinander, sondern auch hintereinander aufstellen. Durch die verschiedenen Ebenen entsteht Dreidimensionalität.

Verschiedene Materialien und Strukturen zu mischen, erzeugt einen spannenden Kontrast. Idealerweise gruppiert man eine ungerade Anzahl Dinge, das macht die Komposition gleich interessanter.

 


DIE MAGIE VON DREIECKEN UND SPIRALEN

Nie verkehrt ist es, Dinge in einem (gedachten) Dreieck aufzustellen. Denn auf unser Gehirn wirken Dreiecke besonders dynamisch, ähnlich wie eine ungerade Anzahl von Dingen. Die Dreieck-Regel lässt sich auf alles Mögliche anwenden, zum Beispiel auch im Bücherregal oder im Garten. Werden drei Fixpunkte, zum Beispiel kleine Skulpturen oder Töpfe mit der gleichen Pflanze, in einem Dreieck angeordnet, wirkt dies stimmig (aber nicht langweilig). Auch Spiralen ziehen unsere Aufmerksamkeit magisch an. Der Blick schweift dann spiralförmig über eine Einrichtung oder ein Arrangement. Dabei hilft es, in Gedanken ein Schneckenhaus über die Szenerie zu projizieren.

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Bequeme Sitzmöbel, Plaids und Kissen sind die «Cozyfier» eines Raums. Sie laden zum Verweilen ein.


MÖBEL: WEG VON DER WAND

Während es in engen Räumen durchaus sinnvoll ist, grosse Möbel an die Wand zu stellen, sollte man in grossen Zimmern und erst recht in offenen Grundrissen mit anderen Möglichkeiten experimentieren. So kann das Sofa oder das Regal zum Beispiel als Raumteiler dienen. Statt den vorhandenen Raum bis zum Geht-nicht-mehr auszufüllen, lohnt es sich, den einzelnen Möbeln Raum zu geben. Ein herrlich grosses Sofa mit Récamiere macht sich zum Beispiel gut mit einem kleinen, runden Couchtisch (oder mehreren davon) statt mit einem ebenfalls mächtigen Wohnzimmertisch. Dieser nimmt nicht nur viel Platz weg, sondern stiehlt dem Sofa auch optisch die Schau. Mut zur Lücke, heissts auch bei der Einrichtung.

 

CHECKLISTE

DAS REZEPT FÜR DEN LETZTEN SCHLIFF

Welche Details machen einen Raum interessant und gemütlich? In ihrem Buch «Innendesign» erläutert die schwedische Autorin Frida Ramstedt eine Liste der amerikanischen Stylistin Kelley Carters (gekürzt):

  • Der Magnet (The Inviter) ist etwas, was Ihr Interesse und Ihre Neugier weckt, was Sie in ein Zimmer hineinzieht.
     
  • Der Gemütlichmacher (The Cozyfier) ist etwas, was Sie verlockt, im Zimmer zu verweilen. Vielleicht eine wunderbare Kaschmirdecke oder ein bequemer Sessel?
     
  • Der Blickheber (The Eye Lifter) ist ein Detail, das Ihren Blick nach oben richtet und einen Rahmen für die anderen Möbel im Raum bietet. Das kann eine Lampe sein, eine tolle Bilderwand oder eine grosse Bodenpflanze.
     
  • Das Wow-Objekt ist ein Detail im Zimmer, das den deutlichen Fokuspunkt bildet, zum Beispiel grosse Fenster mit fantastischem Ausblick oder ein verblüffendes Möbelstück.
     
  • Das auffällige Stück (The Weird Thing) ist das, was das Auge abbremst. «Wo zum Teufel hast du DAS her?»
     
  • Die persönliche Note (The Personalizer) sind die Dinge, die Ihr Haus oder Ihre Wohnung zu Ihrem Zuhause machen, zum Beispiel Familienfotos, Erbstücke, Souvenirs.
     
  • Die natürlichen Elemente sind Objekte, die ein Gefühl von Leben, Textur und Farbe ins Haus bringen, z.B. Pflanzen, Schnittblumen, natürliche Materialien.
     
  • Die abschliessenden Details sind Dinge, die Leerstellen in einer ansonsten fertigen Einrichtung füllen und die Möblierung lebendiger wirken lassen, z.B. Korb mit Zeitschriften, Bücherstapel, die hübsche Schale auf dem Wohnzimmertisch.
     
  • Lebenszeichen sind die letzten Details: Sie verraten, dass hier jemand wohnt, z.B. Ihre Lieblingspantoffeln, Ihre Lesebrille, Ihre Tasse Kaffee neben dem Sessel.


BÜHNE FREI FÜR DIE LIEBLINGSMÖBEL

Spezielle Objekte wie Erbstücke oder ein bestimmtes Lieblingsmöbel dürfen inszeniert werden. Und das funktioniert nicht, wenn sie nur eines von vielen Möbeln sind, die fantasielos nebeneinander an der Wand stehen. Als Solitär platziert, wird ein solches Objekt jedoch zum «Anker» fürs Auge, statt in der Masse zu verschwinden. Zusätzlich inszenieren lässt sich das Lieblingsstück mit Licht oder einer Wandfarbe, vor der es gut zur Geltung kommt.