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Tiny Houses

Tiny Houses sind im Trend, nicht nur in ihrem Ursprungsland den USA, sondern auch bei uns in der Schweiz. Die ökologische, minimalistische und mobile Wohnform findet hierzulande immer mehr Anhänger. Doch was genau ist ein Tiny House eigentlich und darf jeder in einem solchen kleinen Haus leben?

Text — Theres Kummer

 

Badezimmer, Wohnbereich und Küche: In einem sogenannten Tiny House fehlt es an nichts, es ist lediglich alles kleiner und platzsparend verbaut. Die Tiny-House-Bewegung hat ihren Ursprung in den USA. Während der Finanzkrise verloren viele US-Amerikaner ihre Arbeit. Die günstigen und ressourcenschonenden Häuser waren eine gute Alternative zu teuren Wohnungen. Die Arbeitssuchenden waren flexibler und konnten in den mobilen Häusern ihren Jobs hinterher reisen. Mit der Zeit ist der Tiny House Trend nun zu uns nach Europa übergeschwappt. 

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Abgesehen von der Grösse haben Tiny Häuser nur sehr wenig mit einem Wohnwagen gemeinsam.Die kleinen Häuser sind oft sehr modern und stilvoll eingerichtet.


KLEINWOHNFORM WIRD BELIEBTER

Hierzulande liegt der Fokus weniger auf der Mobilität der Häuser als auf den ökologischen Aspekten der Kleinwohnform. Da diese Wohnform erst in den vergangenen Jahren in der Schweiz beliebter wurde, sind noch viele rechtliche Fragen offen und oft bewegt man sich als Bewohner eines Tiny House in einer Grauzone. So ist der Begriff Tiny House auch rechtlich noch nicht geschützt. Der Schweizer Verein Kleinwohnformen definiert Tiny Houses als kleine Häuser, welche eine maximale Fläche von 25 m2 aufweisen und verschiebbar sind. Eine ähnliche Definition findet sich auch im Duden: «[auf einem Kfz-Anhänger gebautes, transportables] kleines, kompaktes Wohnhaus». Transportabel resp. verschiebbar sind wichtige Aspekte in der Definition der Häuser. So grenzen sich die Tiny Houses von den sogenannten Mini-Häusern ab. Ein Tiny House muss also verschiebbar und nicht stationär verbaut sein. Weiter muss das Tiny House über alle nötigen Sanitäranlagen verfügen, um in der Schweiz als Hauptwohnsitz gelten zu können. Im Gegensatz zu einem Wohnwagen oder einem Wohnmobil, sind Tiny Häuser aus Holz und anderen Materialien gebaut, welche normalerweise auch beim Hausbau zum Einsatz kommen.

 

TIPP

TINY HOUSE SELBST BAUEN

Grundrisse, Baupläne und Workshops: Wer sich ein Tiny House selbst bauen will, wird im Internet schnell fündig. Hier die wichtigsten Tipps und besten Adressen, damit das kleine Haus nicht zum grossen Albtraum wird: Noch bevor zu Hammer und Nägeln gegriffen wird, sollte unbedingt geklärt werden, wo das Tiny House später stehen wird. Das schönste Haus nützt nichts, wenn der Platz zum Parkieren fehlt. Sollte ein stationäres Mini House geplant sein, ist ausserdem eine Baubewilligung nötig.
 _Ist ein mobiles Tiny House geplant, dann ist die Wahl des richtigen Anhängers entscheidend. Die Grösse des Anhängers gibt automatisch den Grundriss des Tiny Houses vor. 

Wer handwerklich begabt ist, aber dennoch nicht alles von Grund auf selbst konstruieren will, kann auch auf Bausätze zurückgreifen. Solche Bausätze finden sich beispielsweise bei den Tiny House Profis (www.die-tiny-house-profis.de) oder beim Schweizer Anbieter mikrohuus (www.mikrohuus.ch). 


WIE ÖKOLOGISCH SIND TINY HOUSES?

Die Überlegung ist einfach: Je kleiner die Wohnfläche, desto geringer die CO2-Emissionen und desto ökologischer das Haus. Kleine Wohnflächen benötigen weniger Ressourcen im Bau und auch im Betrieb. In einem Tiny House ist kein Platz für ein zweites Badezimmer oder einen grossen Dachboden. Auch werden die Tiny Häuser oft autark betrieben, das heisst, sie sind nicht am Stromnetz angeschlossen, sondern produzieren den benötigten Strom mit Solaranlage und sammeln Regenwasser für die sanitären Anlagen. Berechnungen des Vereins Kleinwohnformen zufolge verbrauchen zwei Personen in einem Tiny House ungefähr 65 Watt Strom. Zum Vergleich: dieselben zwei Personen würden in einer gut isolierten Neubauwohnung mit Erdwärmepumpe und Solarkollektoren immer noch 302 Watt verbrauchen. Eine kleine Wohnfläche mit nur wenig Stauraum bedeutet auch, dass sich die Bewohner genau überlegen müssen, welche Gegenstände in ihrem Zuhause Platz finden. Tiny-House-Besitzer konsumieren also gezwungenermassen weniger und hinterlassen so einen kleineren ökologischen Fussabdruck. 

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Der Mix aus unterschiedlichen Baumaterialien verleiht den Tiny Häusern ein modernes und wohnliches Aussehen.


IN EINEM TINY HOUSE WOHNEN?

In der Schweiz ist es nicht erlaubt, das Tiny House wahllos auf einem schönen Fleck Erde zu parkieren. Wird ein Tiny House entgegen seiner eigentlichen Definition stationär gebaut, ist eine Baubewilligung nötig. Je nach Gemeinde greifen hier andere Regeln, auch könnten gewisse Gestaltungsvorschriften gelten. 

Die einfachste Möglichkeit, sein Tiny House zu bewohnen, ist auf einem Campingplatz. Eine weitere Möglichkeit, diesen Traum zu verwirklichen, ist die Zwischennutzung von Baugrundstücken. Als Tiny-House-Besitzer kann man entweder über Privatpersonen oder über Gemeinden Land mieten. Der Mietpreis und die Mietdauer sind Verhandlungssache. Auf der Website www.kleinwohnformen.ch finden sich bereits einige wenige bestehende Stellplätze.

TIPP

TINY HOUSE KAUFEN

Der Markt für Tiny Häuser ist überschaubar, aber es gibt bereits Anbieter in der Schweiz, welche fixfertige Tiny Houses anbieten. Die Tiny Vero Swiss GmbH bietet verschiedene Modelle in unterschiedlichen Grössen an (www.tinyveroswiss.ch). 

Bei der Schöb AG findet man Tiny und Mini-Häuser, welche sich auf die individuellen Bedürfnisse der zukünftigen Bewohner anpassen lassen (www.schoeb-ag.ch).


THEMA VERSICHERUNG UNUMGÄNLICH

Bei Versicherungen ist es wichtig zu unterscheiden, wie das Tiny House verbaut ist. Steht es immer am gleichen Ort oder wird es oft bewegt? Steht das Tiny House beispielsweise fix wie ein normales Haus immer an gleicher Stelle und ist fest mit dem Boden verankert, so ist eine Gebäudesachversicherung nötig. Je nachdem, wo das Tiny House steht, wird dies über den Kanton oder über eine private Versicherung geregelt. Befindet sich das Tiny Haus hingegen auf einem Anhänger und ist damit nicht stationär verbaut, muss es beim Strassenverkehrsamt eingelöst werden. Das Tiny House kann dann wie ein Wohnmobil mit einer Motorfahrzeugversicherung geschützt werden. 

Um den Traum vom Tiny House umzusetzen, ist oft Hilfe nötig. Das Kollektiv Winzig ist darauf spezialisiert, Interessierte auf dem Weg zum eigenen Tiny House zu begleiten: www.kollektiv-winzig.ch 

TIPP

TINY HOUSE AUF ZEIT: FERIEN AUF KLEINEM RAUM

Wer gerne mal ein paar Nächte ein Tiny House ausprobieren möchte, hat die Qual der Wahl. Auf Plattformen wie Airbnb finden sich Hunderte von Tiny Houses – mal ganz schlicht und mal luxuriöser als manches Hotelzimmer. Auch in der Schweiz finden sich einige schöne Tiny Häuser für eine kleine Auszeit im Grünen. 

So stehen in Huttwil «die kleinsten Ferienhäuser der Schweiz». In einem der vier hübsch hergerichteten Tiny Häusern lässt es sich sehr gut einige schöne Tage verbringen und Tiny-House-Luft schnuppern. Küche, Badezimmer und Schlafzimmer: Alles ist vorhanden, – wie es sich für ein richtiges Tiny House gehört. www.fiechtehuesli.ch

Auf dem Campingplatz Viva in Sedrun steht das Tiny House Gion. Das wild romantische Häuschen ist ideal geeignet für wanderfreudige Pärchen, die ein paar Tage das Leben in einem Tiny House ausprobieren möchten. www.campingviva.ch/tinyhome

Und dass Ferien im Tiny House nicht nur etwas für den Sommer sind, beweist dieses kleine Schmuckstück mitten in der winterlichen Bergwelt in Amden. www.amden-weesen.ch