Licht gibt einem Raum Charakter
Licht schafft Atmosphäre. Doch erst die Kombination verschiedener Lichtarten und Leuchten sorgt dafür, dass wir uns richtig wohlfühlen. HAUSmagazin erklärt, wie man sein Wohnzimmer optimal beleuchtet und worauf es bei der Lichtplanung generell ankommt.
Text — Gertrud Rall
VIERTE DIMENSION DER ARCHITEKTUR
Besonders, wenn die Tage kürzer werden, fällt es uns auf: Licht erhellt nicht nur den Raum, sondern auch unser Gemüt. Neben Möbeln, Materialien und Farben ist es massgeblich dafür verantwortlich, dass wir uns in den eigenen vier Wänden wohl fühlen. Nicht ohne Grund gilt Licht auch als «die vierte Dimension der Architektur». Erst das Zusammenspiel von Licht und Schatten gibt Gegenständen Kontur und erzeugt räumliche Tiefe. Gleichmässig ausgeleuchtete Räume wirken allerdings eher ungemütlich. Als behaglicher dagegen empfinden wir ein Zusammenspiel aus kontrastarmer und kontrastreicher Beleuchtung.
Die vielfältigen, immer wieder neuartigen Designs faszinieren. Doch neben der Optik muss vor allem die Funktionalität stimmen.
BELEUCHTUNG IM RAUM
Um den Raum einheitlich zu erhellen, eignen sich am besten Deckenleuchten, Wandstrahler oder Deckenfluter. Gerade Strahler und Fluter sollten sich idealerweise per Dimmer regulieren lassen. So kann man das Licht an die Tageszeit und die Stimmung anpassen. Auch mit Pendelleuchten lässt sich eine grundlegende Helligkeit erreichen. Sie kommen am besten über dem Ess- oder Couchtisch zur Geltung, wo die Gefahr am geringsten ist, dass sich Gäste mit dem Kopf daran stossen. Grundbeleuchtung heisst nicht, dass es sich zwingend um direktes Licht handeln muss. Lampen mit Diffusor («Streuscheibe») streuen das Licht und verteilen es gleichmässig im Raum. Diffuses Licht ist weicher und wirkt gemütlicher als punktuell strahlendes Licht. Effektvoll wirken auch Einbauleuchten und LEDStreifen in Deckennischen oder hinter Regalen und Möbeln. Sie sorgen durch ihr indirektes Licht für ein modernes wie auch behagliches Ambiente.
DER EXPERTE
David Widmer,
Senior-Einkäufer
Beleuchtung bei
Digitec/Galaxus
SMART LIGHT
Licht per App oder Sprachbefehl steuern und verschiedene Licht-Szenarien programmieren: Das ist mit intelligenter Beleuchtung möglich. Verschiedene Hersteller bieten günstige Systeme, die auch für Laien problemlos zu installieren und zu steuern sind. Dazu braucht es keine Fixinstallationen, sondern nur smarte Glühmittel für die bestehenden Lampen, ein Verbindungsgerät (Bridge) und die dazu passende App. Die App gibt Befehle an die Bridge, und diese steuert die einzelnen Glühmittel. Die Kommunikation erfolgt über Bluetooth oder W-Lan. Die Vorteile von Smart Light: Man ist unabhängig von geschalteten Steckdosen, braucht keinen Dimmerschalter und kann die Beleuchtung individuell programmieren. Zum Beispiel kann ich die Abendbeleuchtung für jeden Wochentag einrichten, damit das Haus immer bewohnt wirkt. Oder ich programmiere ein Szenario, das mich morgens mit kaltweissem Licht und abends mit warmweissem, gedimmtem Licht empfängt. Das lässt sich sogar mit Bewegungsmeldern koppeln.
Auf Wunsch registriert die Beleuchtung, sobald das eigene Smartphone sich im- WLAN anmeldet – und schaltet sich dann automatisch ein. Wer nur eine einzelne Lampe steuern möchte – zum Beispiel im Schlafzimmer, um nach der Abendlektüre nicht extra nochmals aufstehen zu müssen–, braucht keine Bridge. Dann reicht ein einzelnes Glühmittel mit Fernbedienung.
DEKORATIVE AKZENTE SETZEN
Indem man Möbel, Bilder oder Architektur gezielt anstrahlt, lassen sich spannende, dekorative Akzente setzen. Gerade in der dunklen Jahreszeit erzeugen Lichtinseln z.B. aus Tisch-, Steh- oder Wandleuchten ein behagliches, wohliges Ambiente. Wer gerne liest, gestaltet sich eine gemütliche Leseecke. Stehleuchten mit justierbaren Gelenken, Gestellen und Lampenschirmen erzeugen optimal fokussiertes
Leselicht. Vorteilhaft ist ein Dimmer, der die Lichtstärke an die Tageszeit anpasst und Blendung verhindert. Tischleuchten können auf Sideboards, Regalen oder Fensterbänken platziert werden. Wer es besonders gemütlich mag, stellt ein, zwei Lampen auf den Boden und simuliert so eine Art Lagerfeuer-Ambiente.
CHECKLISTE
TIPPS ZUR LICHTPLANUNG
- STROMQUELLEN EINPLANEN: Beim Neubau lieber ein paar Steckdosen mehr einplanen. Bei Renovationen zusätzliche Abzweigungen in den Putz schlitzen lassen.
- ANZAHL LICHTQUELLEN: drei bis fünf Leuchten für rund 20 Quadratmeter.
- LEUCHTMITTEL ABSCHIRMEN: Tischbeleuchtung darf nicht in den Augen blenden. Notfalls vor dem Kauf zuhause ausprobieren.
- HELLIGKEITSKONTRASTE: Diese sollten insbesondere bei Arbeits- und Leselicht vermieden werden.
- MEHR TECHNIK, MEHR KOMFORT: Immer häufiger wird die Lichtstärke heute per Dimmer reguliert und per Bewegung, Geräusch, Knopfdruck oder Handy-Touch aktiviert. Vernetzte, intelligente Beleuchtung passt Lichtszenarien bequem an Tageszeit, Stimmung und Anlass an.
- TV-LICHT: Dimmbares Umgebungslicht verhindert störende Reflexe auf dem Bildschirm. Ideal ist eine indirekte Wandbeleuchtung (z.B. hinter dem TV-Gerät) und diffuses umliegendes Licht (z.B. Decken- oder Akzentleuchte).
- HELLIGKEIT: Als Richtwert für die Grundbeleuchtung im Wohnzimmer gelten 100 Lumen pro Quadratmeter, Küche und Bad benötigen 300 Lumen pro Quadratmeter.
- LEUCHTMITTEL: LEDs sind teurer, aber auch langlebiger als Energiesparlampen. Dafür sind die Stromkosten niedriger. Es gibt sie inzwischen in verschiedenen Lichtstärken und -farben, so dass sie mit dem warmen Licht der klassischen Glühbirne weitestgehend mithalten können.
LICHT ZUM ARBEITEN UND LESEN
Ob am Schreibtisch, in der Küche oder im Lesesessel: Wer sich konzentrieren muss, braucht eine möglichst fokussierte, direkte Beleuchtung. Hier sind dreh- und schwenkbare Stehlampen, Strahler oder auch Einbauleuchten die erste Wahl. Die Farbe des Leuchtmittels sollte eher blauweiss, also über 5‘300 Kelvin betragen. Das fördert die Konzentration. Wichtig: Das Umfeld muss beim Lesen gut beleuchtet sein, damit die Augen nicht zu schnell ermüden. Auch darf das Licht bei der Arbeit nicht blenden, da dies das Sehen ebenfalls anstrengt.
INFO
LICHTFARBEN UND IHRE WIRKUNG
< 3’300 KELVIN: warmweisses Licht, entspannend
3‘300 – 5‘300 KELVIN: neutralbis blauweisses Licht, aktivierend
> 5‘300 KELVIN: tageslichtweisses Licht, konzentrationsfördernd
DIE RICHTIGE MISCHUNG MACHT’S
Ob Romantik, Vintage oder Industrial Style: Je nach Form, Farbe und Material können Lampen dem Raum ein anderes Aussehen verleihen.
Am besten ist es, wenn man sich bei der Auswahl am Stil der bestehenden Einrichtung orientiert. Wichtig ist, dass die verschiedenen Lichtquellen zueinander passen. Dafür müssen sie keineswegs vom gleichen Hersteller oder aus der gleichen Schaffensperiode stammen. Designklassiker können auch mit modernen Leuchten kombiniert werden. Es sollte aber möglichst ein harmonischer Gesamteindruck entstehen, d.h. ist die Pendelleuchte bereits extravagant und glamourös, sollten sich die übrigen Lampen eher zurücknehmen. Wer kleine Spots und minimalistische Wandstrahler einsetzt, hat mehr Spielraum bei der Designauswahl der Tischleuchten.