Praktische Helfer für die Selbstversorgung
Wer sein eigenes Gemüse anpflanzen und haltbar machen möchte, braucht einen gewissen Fundus an Werkzeugen und Geräten. Das sind die «Basics» für die Selbstversorgung.
Text — Tanja Seufert
Sich von A bis Z selbst zu ernähren, ist kaum möglich – ausser, man besitzt einen Bauernhof – doch zumindest ein Teil des Gemüse-, Früchte- und Kräuterbedarfs lässt sich durchaus aus dem eigenen Garten decken (siehe auch Infobox). Schon auf einem kleinen Grundstück ist es möglich, ein Gemüsebeet anzulegen, einen Obstbaum zu pflanzen oder Nutzpflanzen in Kübeln oder Hochbeeten zu ziehen. Selbstversorgung kann auch heissen, gewisse Produkte – zum Beispiel Joghurt oder Brot – selbst herzustellen statt im Supermarkt zu kaufen. Welche Hilfsmittel brauchen Selbstversorgerinnen und Selbstversorger? Das hängt ganz von der Grösse des Grundstücks und des Projekts ab. Vor allem, wer bei 0 startet, sollte genug Zeit einplanen: Eine Wiese von Hand umzugraben, ist anstrengend – helfende Hände kann es also nie genug geben. Auch nicht unterschätzen sollte man die Verarbeitung der (hoffentlich reichen) Ernte. Gerade in den Sommermonaten – für viele Leute eigentlich Ferienzeit – muss vieles geerntet und weiterverarbeitet werden. Ein kleiner Geräte- und Maschinenpark hilft, den Selbstversorgergarten in Schwung zu halten und die Ernte haltbar zu machen.
INFO
WARUM ECHTE SELBSTVERSORGUNG SCHWIERIG IST
Ein Mensch braucht, je nach Aktivität, Körpergrösse und Geschlecht, ungefähr 2000 Kalorien pro Tag. Diesen Tagesbedarf allein mit Gemüse und Obst zu decken, ist nicht möglich.
So enthalten zum Beispiel 100 g Fenchel nur 31 Kalorien oder 100 g Karotten 26 Kalorien. Man müsste also täglich kiloweise Gemüse essen, um genug Kalorien aufzunehmen. Besser sieht die Bilanz aus, wenn noch Eier und Fleisch (z.B. Hühnerfleisch) sowie Pflanzen mit höherer Kaloriendichte wie Kartoffeln, Süsskartoffeln oder Mais dazukommen. Milchprodukte sind im privaten Selbstversorgergarten hingegen nur schwer zu produzieren bzw. zu verarbeiten.
Je grösser das Grundstück und je mehr Zeit in Pflanzen- und Tierzucht investiert wird, umso höher ist der Anteil an Selbstversorgung. Typischerweise setzen Selbstversorgende auf Permakultur: kleinräumige Landnutzung und eine ökologische Bewirtschaftung. Weitere Infos: www.permakultur.ch
IM GARTEN
Um Platz zu sparen, eignen sich Kombisysteme. So lassen sich zum Beispiel Handpflug, Rechen und Hacke einfach mit demselben (Teleskop-) Stil benutzen. Auch akkubetriebene Geräte sind als Kombisystem erhältlich, damit erspart man sich mehrere Geräte mit einzelnen Akkus. Wer im Garten Gemüse und vielleicht noch Obstbäume kultiviert, braucht vielleicht gar keinen Rasenmäher mehr – dafür speziell für Beete geeignete Werkzeuge wie die Rollhacke. Folgende Gartenwerkzeuge und -geräte sind für Selbstversorgerinnen und Selbstversorger interessant:
GARTEN-WERKZEUGE
- Blumenkelle und -gabel
- Astsäge
- Astschere/Rebschere
- Spaten
- Rechen
- Spatengabel
- Schaufel
- Pickel
- Gartenschere
- Gartenhacke
- Rollhacke/ Rollkultivator
- Beil
- Schubkarre
- Regenfass (am Dachabfluss) mit Pumpe und Verteilsystem
- Bewässerungssystem
- Rasenmäher
- Freischneider/
- Motorsense
- Kettensäge
- Einachser/Einachsschlepper (für grössere Grundstücke)
TIPP
SO WIRD AUS EINER WIESE EIN ACKER
Bei einem Grundstück bis ca. 100 m2 lässt sich der Garten von Hand umgraben. Dazu der Tipp von Ralf Roesberger aus seinem Buch «Selbstversorgung»: «Sie benötigen einen guten Spaten, viel Muskelkraft und ein wenig Zeit, denn ich würde Ihnen in diesem Fall das Rigolen, auch «Holländern» genannt, empfehlen. Sinn dieser Methode ist es, Ihren Boden, so gut und tief es geht, zu lockern. Die Grasnarbe, also der dichte Bewuchs aus Gräsern und Kräutern an der Oberfläche, soll möglichst weit nach unten befördert werden Obenauf liegt danach im Idealfall nur frische, pure Erde, die nicht mehr von Wurzeln, Wurzelunkräutern oder Unkrautsamen durchsetzt ist.
In einem ersten Schritt heben Sie die Erde zwei Spatentief aus und legen sie dann beiseite. Der Aushub wird später noch benötigt. Im zweiten Schritt stechen Sie die zweite Reihe spatentief ab und werfen diesen Aushub in die tiefere Furche davor. So gelangt jeglicher Bewuchs ganz nach unten und wird dort in der Regel nicht weiterwachsen. Bei der Gelegenheit sollten Sie alle Wurzelunkräuter, etwa Quecken, Winden und was es sonst noch so gibt, schon jetzt möglichst sorgsam aussortieren.»
Ralf Roesberger ist ein deutscher Selbstversorgungsexperte. Buch: Selbstversorgung – Was im eigenen Garten wirklich möglich ist, Verlag GU 2021, ISBN 978-3-8338- 7504-5. Youtube: Der Selbstversorgerkanal
IN DER KÜCHE
Wenn es mit dem Anbau im eigenen Garten klappt, kann jede Menge Gemüse und Obst anfallen – und das meist innerhalb einer relativ kurzen Zeit. Deshalb sind die Verarbeitung und das Haltbarmachen der Ernte ein wichtiger Teil des Selbstversorgerdaseins. Gemüse lässt sich zum Beispiel einmachen oder zu Suppe verarbeiten und anschliessend einfrieren. Aus Obst wird Marmelade, Kompott oder Dörrfrüchte. Und auch mit dazugekauften Lebensmitteln wie Getreide oder Milchprodukte lässt sich vieles selbst produzieren. Dabei sind folgende Küchenhelfer und -geräte nützlich:
KÜCHEN-WERKZEUGE
- Dörrgerät
- Getreidemühle bzw.-quetscher
- Gefriertruhe
- Vakuumiergerät
- Küchenmaschine
- Einkochautomat
- Pürierstab
- Standmixer, Saftpresse oder Entsafter
- Spezialgeräte (Brotbackautomat, Joghurtmaschine)
DER EXPERTE
Marco Lorenzi
Product Manager bei Fust
JOGHURT UND FRISCHKÄSE SELBER MACHEN
Mit einem Joghurtbereiter stellen Sie Ihr eigenes Joghurt her. Es funktioniert ganz einfach: Sie brauchen etwas Joghurt, welches in ca. 1 Liter Milch gegeben wird. Das Ganze wird für 8 Stunden in der Joghurtmaschine fermentiert. Die Laktose aus der Milch wird abgebaut und in Milchsäure umgewandelt. Das Joghurt verdickt sich und der typisch säuerliche Geschmack entsteht. Es kann auch Soja-, Kokos- oder Mandelmilch für laktosefreies Joghurt verwendet werden, auch Schafmilch oder Ziegenmilch ist möglich. Danach kann das Joghurt nach Belieben mit Beeren, Saucen oder Früchten ergänzt werden. Hier wissen Sie genau, was drin ist. Selbstgemachter Frischkäse funktioniert analog: Sie geben zur Milch noch etwas Rahm dazu. Die verschiedenen Produkte können auf Knopfdruck mit voreingestellten Programmen hergestellt werden. Tipp: Nicht nur ist der eigene hergestellte Joghurt sehr lecker, sondern auch Plastikmüll wird um ein Vielfaches reduziert.