Ferienhaus vermieten

Das eigene Feriendomizil vermieten – wie funktioniert das? Und welche Stolpersteine gilt es zu beachten?

Text — Tanja Seufert

 

«Ein Haus ist eine Arche, um der Flut zu entrinnen»: Das schrieb einst die neuseeländisch-britische Schriftstellerin Katherine Mansfield (1888-1923) in einem ihrer Briefe. Gerade in unseren seltsamen Zeiten hat der Spruch an Bedeutung gewonnen. Und immer mehr Menschen möchten nicht nur im Alltag, sondern auch in den Ferien in einem richtigen Zuhause wohnen. Eine Ferienwohnung bedeutet Unabhängigkeit. Man kann kommen und gehen, wie man möchte. Und selber kochen (und essen), was und wann es beliebt.


SO WIRD DAS FERIENHAUS ZUR EINNAHMEQUELLE

Glück hat, wer selbst eine Ferienwohnung oder gar ein Ferienhaus besitzt. Doch kann das Objekt auch zur Last werden: Dann, wenn man nicht mehr jeden Ferientag darin verbringen, sondern auch andere Orte auskundschaften will. Oder dann, wenn man im Alter weniger mobil ist. Doch ist es nicht immer nötig, einen Zweitwohnsitz zu veräussern. Er kann auch zu einer attraktiven Einnahmequelle werden. Zwar gehören die Mieteinnahmen in die Steuererklärung, dafür werden für die Zeit, in der das Objekt vermietet wurde, keine Steuern auf den Eigenmietwert erhoben. Wer über eine Plattform wie Airbnb vermietet, erspart sich eine Menge administrativen Aufwand und ist auch finanziell besser abgesichert.

Die – verständliche – Scheu davor, wildfremden Personen Zutritt ins Eigenheim zu gewähren, verliert sich mit wachsender Erfahrung meist schnell und weicht dem Stolz, ein guter Gastgeber zu sein. Die allermeisten Menschen gehen respektvoll mit dem Eigentum anderer Leute um, und gerade mit einer professionellen Reinigung gibt es auch punkto Hygiene kaum etwas zu beanstanden.

CHECKLISTE

PRIVAT VS. PLATTFORM: DAS SIND DIE VORTEILE

PLATTFORM

  • Hohe Reichweite / Visibilität
  • Möglichkeit, Bewertungen zu sammeln, welche für viele Kunden ein wichtiges Entscheidungsmerkmal sind
  • Geringerer administrativer Aufwand und bessere finanzielle Absicherung: Vertragliche und buchhalterische Aspekte werden über die Plattform geregelt. So ist man bei Stornierungen abgesichert und die Miete kommt noch vor Anreise der Gäste auf das Konto des Vermieters.
  • Je nach Plattform Full-Service-Angebote (z.B. Hausbetreuung inbegriffen)


PRIVAT

  • Privat vermieten ist empfehlenswert, wenn man nur ganz wenige Wochen im Jahr vermieten möchte.
  • Volle Kontrolle über die Buchungsabwicklung
  • Die Gäste kann man sich selbst aussuchen


HAUPTSACHE EINLADEND

Die Vermietung eines Ferienobjekts bedarf einiger Vorbereitung. Je besser die Ausstattung, umso höher ist in der Regel auch die Nachfrage – und damit Preis und Ertrag. Ein Objekt mit alten, lieblos zusammengewürfelten oder gar unbequemen Möbeln wird eher ein Ladenhüter sein. Denn: Wer will seine sauer verdienten Ferien schon in einer Wohnung mit deprimierender Optik verbringen? Es lohnt sich also, abgeschossene Möbel zu ersetzen. Selbst das günstigste neue Sofa ist immer noch besser als das abgewetzte 20-jährige Modell.

Neben Komfort nicht zu unterschätzen ist die Beleuchtung. Sie schafft eine freundliche Atmosphäre und sorgt dafür, dass sich Gäste zurechtfinden. Praktische Details wie zum Beispiel Nachttischlampen auf beiden Bettseiten werden positiv wahrgenommen. Hinzu kommen Must-haves wie Kaffeemaschine oder WLAN. Wobei hier Ausnahmen – zum Beispiel im Maiensäss – die Regel bestätigen. Warum sich die Vermietung eines Feriendomizils lohnt und was es dabei alles zu beachten gibt, verrät Marcel Meek von e-domizil.ch im Interview.

 

INTERVIEW

Marcel Meek
Geschäftsführer von e-domizil AG

«ES IST WICHTIG, DASS MAN MIT DEN PREISEN VARIIERT»

Ein Ferienobjekt vermieten, das man selbst benutzt: Für wen ist das überhaupt sinnvoll?
Grundsätzlich ist die Vermietung der eigenen Ferienwohnung immer sinnvoll. Neben dem finanziellen Aspekt für den Vermieter selbst, trägt dieser etwas dazu bei, dass der Ferienort belebt ist (und das nicht nur an Weihnachten). Der lokale Bäcker, die Bergbahnen, die Restaurants oder das Sportgeschäft können nur überleben, wenn sie das ganze Jahr hindurch Kundschaft haben. Ein belebter Ferienort steigert die Attraktivität der Destination, was sich wiederum auf die Immobilienpreise niederschlägt. In ausgestorbenen Ferienorten will niemand Ferien machen.

Wie muss ein Objekt ausgestattet sein, damit es sich vermieten lässt?
Ein Objekt muss über eine gute Grundausstattung verfügen. Je liebevoller und persönlicher das Objekt eingerichtet ist, desto besser lässt sich ein Objekt vermieten und desto besser sind dann auch die Bewertungen der Kunden. So wird ein starkes WLAN, eine gute Kaffeemaschine oder vorhandene Bettwäsche sicherlich geschätzt. Wenn sich der Gast wohlfühlt, dann kommt er wieder.

Was, wenn man Mühe hat mit dem Gedanken, fremde Leute ins Eigenheim zu lassen?
Grundsätzlich gehen die Gäste sehr sorgfältig mit der Infrastruktur um. Wir bekommen ausgesprochen selten Rückmeldungen von Vermietern, dass Beschädigungen nicht gemeldet werden. Falls doch einmal etwas passiert, dann wird dies meistens zwischen Vermieter und Mieter geregelt. Die meisten Mieter haben für einen Schadensfall auch eine Haftpflichtversicherung. Es kann aber durchaus sein, dass einmal ein Glas oder ein Teller kaputt gehen. Die meisten Vermieter haben auch einen abschliessbaren Schrank oder eine Kommode, die dazu dient, die privaten Kleider oder Gegenstände zwischenzulagern.

Wie finde ich den passenden Mietpreis?
Auf unserer Plattform zum Beispiel ist es sehr einfach, den passenden Mietpreis zu evaluieren, indem man sich mit ähnlichen Ferienwohnungen in der Region vergleicht. Es ist wichtig, dass man mit den Preisen über das ganze Jahr variiert. In der Nebensaison kostet das Objekt eher weniger als in der Hochsaison. Bei der Bewertung des eigenen Feriendomizils sollte man möglichst objektiv bleiben. Überrissene Preise lösen sehr hohe Erwartungen aus, die dann nicht erfüllt werden können und zu schlechten Bewertungen führen.

Wie setze ich mein Objekt online in Szene?
Gute Bilder zum Objekt sind das wichtigste Entscheidungskriterium. Am besten von jedem Raum und von der Aussenansicht. Damit gibt man dem potenziellen Gast einen Gesamteindruck. Natürlich sind eine ausführliche Beschreibung des Objektes sowie Angaben zu Preisen und Saison ebenfalls sehr wichtig. Diese Informationen ergänzen das Bild, das der Gast von der Wohnung bekommt.

Mit welchen Einnahmen jährlich kann man rechnen?
Diese Frage kann nicht pauschal beantwortet werden und hängt stark vom Objekt, der Destination und der Verfügbarkeit ab. Wir haben Objekte in den Schweizer Bergen, die sich pro Jahr über 40 Wochen vermieten lassen. Da können Einnahmen in der Grössenordnung von 40’000 Franken generiert werden.

Wie schütze ich mich vor Schmuddel- oder lärmigen Mietern?
Klare Regeln, die auch kommuniziert werden, sind wichtig. Zum Beispiel Regeln über die Nachbarschaft (Ruhe), die Kaution für Schäden, die Endreinigung und den damit verbundenen obligatorische Nebenkosten für Gäste. Es hilft, wenn man jemanden vor Ort beauftragt, den Gast zu empfangen, ihm die Wohnung zu erklären und auch die Rückgabe der Wohnung wieder zu begleiten. Die Person kann durchaus auch als Ansprechperson dienen, falls irgendetwas nicht stimmt. Eine Person vor Ort kann auch kostenmässig in den Reinigungskosten inkludiert werden und befreit den Vermieter vor zusätzlichen Aufwänden.

Was gilt es rechtlich zu beachten?
Man sollte sich informieren, was alles für die ordentlich, touristische Vermietung in der Gemeinde nötig ist (zum Beispiel Kurtaxen). Für die Behebung von Schäden hilft die Erhebung einer Kaution; es kann auch Sinn machen, sich über eine Versicherungslösung schlau zu machen.